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Staub

Staub

Titel: Staub Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patricia Cornwell
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wieder gegangen.«
    »War an seinem Besuch etwas auffällig?«
    »Er kam rein, sagte guten Tag, und ich fragte ihn, wie es seiner Lunge gehe. Er leidet an einer schweren interstitiellen Lungenfibrose, ausgelöst durch fortwährenden Kontakt mit Konservierungsflüssigkeit. Offenbar hat er in einem Beerdigungsinstitut gearbeitet.«
    »Nicht ganz«, erwidert sie. »Er war mein Mitarbeiter.«
    »Verflixt und zugenäht!«, ruft der Arzt überrascht aus. »Das habe ich nicht gewusst. Warum hat er nur …? Tja, zumindest hat er behauptet, er sei stellvertretender Direktor eines Beerdigungsinstituts.«
    »Er hat gelogen. In Wahrheit war er in der Anatomie beschäftigt, und zwar schon, als ich in den späten Achtzigern dort anfing. 1997 ist er wegen Arbeitsunfähigkeit in Frührente gegangen, kurz bevor wir in das neue Gebäude in der East Fourth Street umgezogen sind. Was hat er Ihnen über seine Lungenkrankheit erzählt? Kontakt mit Konservierungsmitteln?«
    »Er sagte, er habe eines Tages ein paar Spritzer Formaldehyd abbekommen und eingeatmet. Die Geschichte ist ziemlich bizarr. Edgar Allan ist zugegebenermaßen ein wenig seltsam, das war mir schon immer klar. Seiner Darstellung nach hat er eine Leiche im Beerdigungsinstitut einbalsamiert und vergessen, ihr den Mund zu verstopfen. So lautete wenigstens seine Version. Die Flüssigkeit sei zu schnell geflossen und der Leiche aus dem Mund gequollen, weil der Schlauch gerissen sei. Wirklich grotesk. Aber was erzähle ich Ihnen? Wenn er für Sie gearbeitet hat, kennen Sie ihn besser als ich, und ich brauche seine abstrusen Geschichten nicht zu wiederholen.«
    »Diese ist mir völlig neu«, meint sie. »Ich erinnere mich nur daran, dass er mit Formaldehyd in Kontakt gekommen ist und Fibrose hatte. Oder besser Lungenfibrose.«
    »Daran besteht kein Zweifel. Sein interstitielles Gewebe ist vernarbt, und eine Biopsie ergab eine erhebliche Schädigung des Lungengewebes. Er simuliert nicht.«
    »Wir müssen ihn finden«, meint Scarpetta. »Haben Sie vielleicht einen Tipp für uns, wo wir suchen sollten?«
    »Was ist mit seinen ehemaligen Kollegen?«
    »Die überprüft die Polizei bereits. Allerdings verspreche ich mir nicht viel davon. Als er für mich arbeitete, war er ein Einzelgänger«, antwortet sie. »Ich weiß, dass er in ein paar Tagen ein neues Rezept für sein Prednison braucht. Ist er in dieser Hinsicht zuverlässig?«
    »Meiner Erfahrung nach läuft es bei ihm phasenweise, was die Medikamente angeht. Ein Jahr lang mag er gewissenhaft sein, und dann setzt er das Zeug wieder monatelang ab, weil er davon dick wird.«
    »Ist er denn übergewichtig?«
    »Bei seinem letzten Besuch war er es.«
    »Wie groß ist er, und wie viel hat er gewogen?«
    »Etwa eins siebzig groß. Im Oktober sah er aus, als wöge er mindestens neunzig Kilo. Ich habe ihm erklärt, wie sehr das seine Atmung belastet, ganz zu schweigen von seinem Herzen. Mit den Kortikosteroiden ist es bei ihm wegen seiner Gewichtsprobleme ein ewiges Hin und Her. Außerdem kann er recht paranoid werden, wenn er die Medikamente nimmt.«
    »Befürchten Sie eine Steroidpsychose?«
    »Darauf sollte man immer achten. Wenn Sie so was je miterlebt haben, tun Sie das ganz automatisch. Allerdings ist bei Edgar Allan schwer zu sagen, ob er wegen der Medikamente so merkwürdig ist oder ob er es auch ohne sie wäre. Wie hat er es denn getan, wenn ich mir die Frage erlauben darf? Wie hat er das Mädchen getötet?«
    »Haben Sie schon mal von Burke und Hare gehört? Zwei Männer im Schottland des frühen neunzehnten Jahrhunderts, die Menschen töteten und ihre Leichen an die Anatomie verkauften.
    Damals waren Leichen zum Sezieren ziemlich knapp, und die Medizinstudenten mussten frische Gräber schänden oder sich Leichen auf sonstige illegale Weise beschaffen, wenn sie anatomische Kenntnisse erwerben wollten.«
    »Grabschändung«, sagt Dr. Philpott. »Das so genannte Burking ist mir ein Begriff, obwohl mir nie ein moderner Fall zu Ohren gekommen ist. Ich glaube, die Männer, die die Gräber schändeten, um Leichen zum Sezieren zu beschaffen, nannte man damals Resurrektionisten.«
    »Heutzutage geht es nicht mehr darum, jemanden zu töten, um seine Leiche zu verkaufen. Doch Burking kommt immer noch vor. Es ist schwer festzustellen, und die Dunkelziffer ist ziemlich hoch.«
    »Tritt der Tod durch Ersticken oder Arsen ein?«
    »In der forensischen Pathologie bezeichnet Burking einen Mord durch mechanische Asphyxie. Der Legende zufolge

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