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Staub

Staub

Titel: Staub Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patricia Cornwell
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Seite auf dem Klemmbrett um und fängt an, die Verletzung auf einem Körperdiagramm einzuzeichnen. Er beugt sich tief über die Leiche und mustert sie eingehend durch eine Schutzbrille aus Plastik. »Ich sehe weder Rost noch Schmieröl«, stellt er fest. »Aber das muss nicht heißen, dass keines da ist.«
    »Richtig. Ich würde einen Abstrich machen und ihn im Labor überprüfen lassen. Untersuchen Sie alles. Es würde mich nicht wundern, wenn jemand behauptet, dass dieser Mann überfahren, vom Traktor geworfen oder davor gestoßen wurde und dass ihm vorher jemand eine Schaufel ins Gesicht geschlagen hat. Man kann nie wissen.«
    »Oh, ja. Das liebe Geld.«
    »Es ist nicht nur das«, entgegnet sie. »Eine Geldfrage machen dann die Anwälte daraus. Doch eigentlich geht es viel mehr um Schock, Schmerz und Verlust. Darum, dass es einen Schuldigen geben muss. Kein Angehöriger will glauben, dass es ein sinnloser Tod war, der zu vermeiden gewesen wäre. Dass jemand, der Erfahrung mit Traktoren hat, so leichtsinnig ist, sich vor einen Hinterreifen zu stellen, am Anlasser herumzubasteln und die Sicherheitsvorrichtung zu umgehen, die bewirkt, dass man den Traktor nur im Leerlauf anlassen kann, nicht wenn ein Gang eingelegt ist. Aber so sind die Leute nun mal. Sie fühlen sich zu sicher, haben es eilig und denken nicht nach. Und es entspricht nun einmal der menschlichen Natur, abzustreiten, dass jemand, der uns etwas bedeutet, seinen eigenen Tod herbeigeführt haben könnte, sei es absichtlich oder aus Versehen. Doch Sie kennen meine Vorträge ja.«
    Fielding wurde unter Scarpettas Leitung zum Facharzt ausgebildet. Sie hat ihm forensische Pathologie beigebracht und ihn gelehrt, nicht nur kompetente, sondern auch gründliche und eingehende gerichtsmedizinische Tatortuntersuchungen und Autopsien durchzuführen. Es macht sie traurig, wenn sie an seine offene Begeisterung denkt, als er ihr gegenüber am Autopsietisch arbeiten durfte. Wie begierig er alles in sich aufgesogen und wie er sie, wenn die Zeit es zuließ, zum Gericht begleitet hat, um sich ihre Aussagen anzuhören. Wie oft hat er bei ihr im Büro gesessen und ist seine Berichte mit ihr durchgegangen, um etwas zu lernen. Inzwischen ist er ausgebrannt und hat Probleme mit der Haut, während sie ihren Posten verloren hat. Und jetzt stehen sie beide hier.
    »Ich hätte Sie anrufen sollen«, sagt sie, während sie Mr. Whitbys billigen Ledergürtel öffnet und den Reißverschluss seiner olivgrünen Hose aufzieht. »Wir werden gemeinsam am Fall Gilly Paulsson arbeiten und rauskriegen, was dahintersteckt.«
    »Oh, ja«, erwidert Fielding. Das hat er früher auch nicht so oft gesagt.

7
    Henri Waiden trägt Wildlederpantoffeln mit Vliesfutter, die auf dem Teppich kein Geräusch erzeugen, als sie wie eine schwarze Geistergestalt auf den hellbraunen Ohrensessel gegenüber dem Sofa zugleitet.
    »Ich habe geduscht«, verkündet sie, kauert sich auf die Sesselkante und schlägt die schlanken Beine unter.
    Kurz erhascht Benton den ihm absichtlich dargebotenen Blick auf junge Haut und die bleichen Einbuchtungen oben an den Oberschenkeln. Aber anders als die meisten Männer reagiert er nicht darauf.
    »Ich habe dich mit jemandem reden hören«, meint sie.
    »Das ist ein Problem«, entgegnet er und sieht ihr über den Brillenrand hinweg in die Augen. Wie vorhin liegt der Notizblock auf seinem Schoß, es sind weitere Einträge hinzugekommen, nämlich »schwarzer Ferrari« und »ohne Erlaubnis« und »wahrscheinlich ist ihr jemand vom Ausbildungslager aus gefolgt« und »Kontaktpunkt schwarzer Ferrari«.
    »Ein Privatgespräch ist das, was der Name besagt«, meint er. »Also müssen wir wohl noch einmal über unsere Abmachung reden, Henri. Erinnerst du dich, wie die lautete?«
    Sie zieht die Pantoffeln aus und lässt sie auf den Teppich fallen. Ihre zarten nackten Füße ruhen auf dem Sesselpolster, und als sie sich vorbeugt, um sie zu betrachten, klafft ihr roter Morgenmantel leicht auseinander. »Nein.« Ihre Stimme ist kaum zu hören, und sie schüttelt den Kopf.
    »Ich weiß, dass du dich erinnerst, Henri.« Benton wiederholt häufig ihren Namen, um ihr vor Augen zu halten, wer sie ist, und um wieder persönlich zu machen, was entpersönlicht und bis zu einem gewissen Grade unwiederbringlich beschädigt wurde. »Wir haben Respekt vereinbart, schon vergessen?«
    Sie beugt sich noch weiter vor und spielt an einem unlackierten Zehennagel herum; den Blick starr auf ihre Beschäftigung

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