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Staub

Staub

Titel: Staub Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patricia Cornwell
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und was es sonst noch für Hickhack gibt.«
    »An deiner Stelle würde ich ziemlich bald rechts in die Grace abbiegen«, sagt Scarpetta. »Und dann geht es nur noch geradeaus.«
    »Ich danke dir, Magellan. Ich bin jahrelang in dieser Stadt herumgefahren. Wie habe ich das nur geschafft, ohne dass du mich lotst?«
    »Ich kann mir sowieso nicht vorstellen, wie du überlebst, wenn ich nicht in deiner Nähe bin. Erzähl mir mehr über Browning. Wie war die Situation, als er bei den Paulssons ankam?«
    »Das Mädchen lag auf dem Rücken im Bett. Es trug einen Pyjama. Die Mutter war hysterisch, wie du dir ja sicher vorstellen kannst.«
    »War sie zugedeckt?«
    »Die Decke war zurückgeschlagen und hing auf den Boden hinunter. Die Mutter hat Browning erklärt, sie hätte das Mädchen so vorgefunden, als sie vom Drugstore nach Hause kam. Aber sie leidet an Gedächtnisschwund, wie du vermutlich weißt. Ich glaube, dass sie lügt.«
    »In welcher Hinsicht?«
    »Ich bin nicht sicher. Das schließe ich nur aus Brownings Schilderung am Telefon. Wenn ich sie persönlich kennen lerne, mache ich mir selbst ein Bild.«
    »Was ist mit Hinweisen auf einen möglichen Einbruch?«, erkundigt sich Scarpetta. »Gibt es welche?«
    »Offenbar nichts, was Browning aufgefallen wäre. Wie ich schon sagte, nimmt er die Sache auf die leichte Schulter. Das ist nie ein gutes Zeichen, denn wenn der Detective kein großes Interesse zeigt, werden die Leute von der Spurensicherung ebenfalls nachlässig. Wo soll man anfangen, nach Fingerabdrücken zu suchen, wenn man nicht an einen Einbruch glaubt?«
    »Jetzt erzähle mir bloß nicht, das hätten sie nicht getan.«
    »Wie ich bereits sagte, mache ich mir selbst ein Bild, wenn ich dort gewesen bin.«
    Inzwischen befinden sie sich in dem Bezirk, der Fan District heißt. Das Viertel wurde kurz nach dem Bürgerkrieg eingemeindet und irgendwann wegen seiner Form »Fan« – Fächer – genannt. Seine schmalen, gewundenen Straßen enden plötzlich ohne ersichtlichen Grund und tragen Obstnamen wie Strawberry, Cherry oder Plum. Die meisten Einfamilien- und Reihenhäuser wurden restauriert und verströmen mit ihren großzügig geschnittenen Veranden, den klassischen Säulen und den schmiedeeisernen Verzierungen wieder den Charme vergangener Zeiten. Das Haus der Paulssons ist nicht so schmuck und verspielt wie die anderen, sondern ein bescheidenes Gebäude mit klaren Linien, einer schlichten Backsteinfassade, einer Veranda, die sich über die gesamte Vorderfront erstreckt, und einem Schieferdach mit vorgetäuschter Mansarde, das Scarpetta an einen Schlapphut erinnert.
    Marino parkt vor dem Haus neben einem dunkelblauen Minivan, und sie steigen aus. Der Gartenweg, den sie entlanggehen, ist mit Backsteinen gepflastert, alt und an manchen Stellen glatt und abgetreten. Es ist später Vormittag und bewölkt, und Scarpetta wäre nicht überrascht, wenn es gleich zu schneien beginnen würde. Allerdings hofft sie, dass sie von überfrierendem Regen verschont bleiben. Diese Stadt hat sich nie an das unwirtliche Winterwetter gewöhnt, und sobald auch nur das Wort »Schnee« fällt, stürmen die Bewohner von Richmond die Supermärkte und Lebensmittelläden. Die Stromleitungen verlaufen überirdisch und werden meist in Mitleidenschaft gezogen, wenn gewaltige alte Bäume umstürzen oder im heftigen Sturm und unter zu schwer gewordenen Eisschichten abknicken. Deshalb schickt Scarpetta ein Stoßgebet zum Himmel, dass es keinen überfrierenden Regen geben wird, solange sie in der Stadt ist.
    Der Türklopfer aus Messing hat die Form einer Ananas. Marino betätigt ihn dreimal. Das laute, scharfe Pochen lässt sie zusammenzucken und wirkt angesichts des Grundes für ihren Besuch ein wenig pietätlos. Rasche Schritte sind zu hören, dann schwingt die Tür weit auf. Die Frau, die vor ihnen steht, ist klein und mager. Ihr Gesicht ist aufgequollen, als ob sie nicht genug isst, dafür aber reichlich trinkt und viel geweint hat. Unter besseren Umständen könnte man sie als hübsch bezeichnen, wenn auch auf eine billige, blondierte Art.
    »Kommen Sie rein«, sagt sie mit verstopfter Nase. »Ich bin erkältet, aber es ist nicht ansteckend.« Ihr Blick aus verschwollenen Augen richtet sich auf Scarpetta. »Aber das muss ich einer Ärztin ja nicht erklären. Ich nehme an, dass Sie die Ärztin sind, mit der ich gerade gesprochen habe.« Wie sollte es auch anders sein, denn Marino ist ein Mann in schwarzem Kampfanzug und mit

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