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Staub

Staub

Titel: Staub Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patricia Cornwell
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abschrecken, aber nicht Leute, die ihre Mitmenschen verfolgen, berauben, vergewaltigen oder töten wollen.
    Auf dem Tisch neben dem Ellipsentrainer steht ein schnurloses Telefon in seiner Basisstation, deren Anschlusskabel in einer Buchse in der Wand steckt. Neben dieser Buchse befindet sich eine normale Steckdose. Lucy öffnet ihre Gürteltasche und nimmt einen als Adapter getarnten Sender heraus, den sie in die Steckdose einstöpselt. Das kleine, unschuldig wirkende Spionagegerät ist genauso unauffällig eierschalfarben wie die Steckdose selbst. Kate wird es vermutlich gar nicht bemerken, denn selbst wenn sie die Steckdose benutzen sollte, funktioniert diese genauso wie bisher. Lucy bleibt kurz stehen und schleicht dann wieder aus dem Fitnessraum, um zu lauschen. Kate ist offenbar immer noch in der Küche oder sonst irgendwo im Erdgeschoss.
    Im Südflügel befindet sich das Schlafzimmer, ein gewaltiger Raum mit einem riesigen Himmelbett und einem großen Plasmafernseher an der gegenüberliegenden Wand. Die Wände, die zum Wasser zeigen, sind aus Glas. Von diesem Aussichtspunkt aus hat Kate Lucys Haus ausgezeichnet im Blick und kann auch in die Fenster des oberen Stockwerks hineinspähen. Das ist gar nicht gut, denkt Lucy, als sie sich umschaut und eine leere Champagnerflasche auf dem Boden neben dem Nachtkästchen entdeckt. Auf dem Nachtkästchen selbst sieht sie eine benutzte Champagnerflöte, ein Telefon und einen Liebesroman. Ihre reiche, neugierige Nachbarin bekommt viel zu viel von den Vorgängen in Lucys Haus mit, vorausgesetzt die Jalousien sind geöffnet, was sie normalerweise nicht sind. Zum Glück nicht.
    Sie denkt über den Vormittag nach, an dem Henri fast ermordet worden wäre, und versucht sich zu erinnern, ob die Jalousien offen oder geschlossen waren. Als sie eine weitere Telefonbuchse unter dem Nachtschränkchen entdeckt, überlegt sie, ob die Zeit reicht, um die Abdeckung abzuschrauben und danach wieder zu befestigen. Sie lauscht, ob sich der Aufzug oder Schritte auf’ der Treppe nähern, hört aber nichts. Also kniet sie sich auf den Boden und zieht einen kleinen Schraubendreher aus dem Gürteltäschchen. Die Schrauben an der Abdeckung sind nicht fest angezogen, und da es nur zwei sind, ist es eine Frage von Sekunden, sie zu entfernen, während sie weiter nach Kate horcht. Sie ersetzt die handelsübliche beige Abdeckung durch eine, die genauso aussieht, aber in Wirklichkeit ein winziger Sender ist, der es ihr gestatten wird, sämtliche auf dieser Leitung geführten Telefonate abzuhören. Ein paar Sekunden später ist das Telefon wieder eingestöpselt. Lucy steht auf und verlässt das Schlafzimmer, genau in dem Moment, als sich die Aufzugstür öffnet und Kate mit zwei Champagnerflöten erscheint, die fast bis zum Rand mit einer hell orangefarbenen Flüssigkeit gefüllt sind.
    »Ein tolles Haus«, sagt Lucy.
    »Ihres ist bestimmt auch nicht ohne«, erwidert Kate und reicht ihr ein Glas.
    Das müsstest du doch am besten wissen, denkt Lucy. Schließlich glotzt du ständig rüber.
    »Sie müssen es mir einmal zeigen«, meint Kate.
    »Jederzeit. Allerdings bin ich viel unterwegs.« Der durchdringende Geruch von Champagner steigt Lucy unangenehm in die Nase. Sie hat das Trinken aufgegeben. Sie hat es damals auf die harte Tour lernen müssen, und heute rührt sie keinen Alkohol mehr an.
    Kates Augen funkeln heller, und sie ist gelöster als noch vor einer knappen halben Stunde. Offensichtlich ist sie inzwischen etwas angeheitert, da sie sich unten bereits einige Gläser genehmigt hat. Lucy vermutet, dass nur in ihrem Glas Champagner ist, während das von Kate wahrscheinlich Wodka enthält. Die Mischung im Glas ihrer Nachbarin wirkt wässriger, und Kate selbst ist ziemlich locker und redselig.
    »Ich habe aus den Fenstern Ihres Fitnessraums geschaut«, sagt Lucy. Sie hält ihre Champagnerflöte in der Hand, ohne daraus zu trinken; Kate nimmt einen Schluck aus ihrer. »Sie hätten den Typen, der sich auf meinem Grundstück herumgetrieben hat, gut sehen können.«
    »Wobei ›hätte‹ das Schlüsselwort ist, Honey. Das Schlüsselwort.« Sie dehnt die Silben, wie Menschen, die beschwipst sind, es häufig tun. »Ich bin nämlich nicht neugierig. Dafür habe ich viel zu viel zu tun. Ich bekomme mein eigenes Leben ja kaum auf die Reihe.«
    »Was dagegen, wenn ich die Toilette benutze?«, fragt Lucy.
    »Tun Sie sich keinen Zwang an. Dort entlang.« Sie zeigt auf den Nordflügel und schwankt dabei ein wenig

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