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Staub

Staub

Titel: Staub Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patricia Cornwell
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auf ihren weit auseinander stehenden Füßen.
    Lucy betritt ein Badezimmer, das über eine Dampfdusche, eine riesige Badewanne, eine Toilette, ein Pissoir, ein Bidet und eine wundervolle Aussicht verfügt. Sie kippt die Hälfte ihres Drinks in die Toilette, zieht ab, wartet ein wenig und kehrt dann zurück zum Treppenabsatz, wo Kate gerade leicht schwankend einen Schluck trinkt.
    »Was ist denn Ihr Lieblingschampagner?«, erkundigt sich Lucy und denkt dabei an die leere Flasche neben dem Bett.
    »Gibt es denn mehr als eine Sorte, Honey?« Sie lacht.
    »Ja, eigentlich schon. Hängt davon ab, wie viel man ausgeben will.«
    »Das können Sie laut sagen. Habe ich Ihnen schon erzählt, wie Jeff und ich im Ritz in Paris so richtig einen draufgemacht haben? Nein, natürlich nicht. Schließlich kenne ich Sie ja kaum, richtig? Aber ich habe das Gefühl, dass wir bald gute Freundinnen sein werden.« Speichel sprüht, als sie sich zu Lucy hinüberbeugt, ihren Arm umklammert und weiterspricht. »Wir waren … Nein, Moment mal.« Sie nimmt noch einen Schluck, ohne Lucys Arm loszulassen. »Es war natürlich im Hôtel de Paris in Monte Carlo. Waren Sie schon mal dort?«
    »Ich bin mit meinem Enzo hingefahren«, schwindelt Lucy.
    »Welcher ist das denn? Der blaue oder der schwarze?«
    »Der Enzo ist rot. Ich habe ihn zurzeit nicht hier.« Das ist beinahe die Wahrheit. Der Enzo ist nicht hier, weil sie keinen besitzt.
    »Dann waren Sie auch schon in Monte Carlo, im Hôtel de Paris«, sagt Kate und reibt Lucys Arm. »Tja, Jeff und ich waren im Casino.«
    Lucy nickt und hebt ihre Champagnerflöte zum Mund, als wolle sie trinken, tut es aber nicht.
    »Ich habe mich mit den Zwei-Euro-Spielautomaten amüsiert und Glück gehabt. Mensch, hab ich ein Glück gehabt.« Sie leert ihr Glas und reibt weiter Lucys Arm. »Sie sind aber ganz schön kräftig. Liebling, hab ich zu Jeff gesagt, das müssen wir feiern. Das war damals, als ich ihn noch Liebling genannt habe und nicht Arschloch.« Sie lacht auf und betrachtet ihr leeres Kristallglas. »Also sind wir zurück in unsere Suite, die Winston-Churchill-Suite, das weiß ich noch genau. Und raten Sie mal, was wir bestellt haben?«
    Lucy überlegt, ob Sie sich jetzt verdrücken oder lieber abwarten soll, bis Kate sich noch schlimmer aufführt. Die kühlen, knochigen Finger ihrer Nachbarin bohren sich in Lucys Arm, und sie zieht sie immer dichter an ihren mageren, künstlich auf jung getrimmten Körper. »Dom?«, fragt Lucy.
    »Oh, Honey, doch kein Dom Perignon. Mais non. Das ist doch Limonade. Limonade für Reiche. Das heißt nicht, dass ich ihn nicht mögen würde. Aber wir wollten mal so richtig unvernünftig sein und haben uns einen Cristal Rose für fünfhundertsechzignochwas Euro kommen lassen. Das waren natürlich Hôtel-de-Paris-Preise. Haben Sie den schon mal probiert?«
    »Ich kann mich nicht erinnern.«
    »Ach, Honey, daran würden Sie sich erinnern, glauben Sie mir. Wenn Sie einmal den Rose versucht haben, trinken Sie nichts anderes mehr. Und als ob das nicht schon verschwenderisch genug gewesen wäre, haben wir uns anschließend noch einen absolut göttlichen Rouge du Château Margaux gegönnt«, fährt sie fort. Für jemanden, der so angeheitert ist wie sie, ist die französische Aussprache beachtlich.
    »Hätten Sie gern den Rest von meinem?« Lucy streckt die Champagnerflöte aus, während Kate weiter an ihrem Arm reibt und zerrt. »Hier, ich tausche.« Sie tauscht ihr halb volles Glas gegen Kates leeres.
    17
    Er erinnert sich an den Tag, als sie heruntergekommen ist, um mit seinem Chef zu sprechen. Das hieß, dass das, was sie ihm mitzuteilen hatte, wichtig genug war, um eine Fahrt mit der Höllenmaschine namens Lastenaufzug zu riskieren.
    Der Lastenaufzug bestand aus rostigem Eisen. Seine Türen schlossen sich nicht von beiden Seiten wie bei einem normalen Aufzug, sondern von oben und unten, und trafen sich in der Mitte wie zuklappende Kiefer. Natürlich gab es auch eine Treppe. Laut Brandschutzvorschrift müssen alle staatlichen Gebäude über Treppen verfügen. Aber niemand nahm die Stufen zur Anatomie; für Edgar Allan Pogue kam das überhaupt nicht in Frage. Wenn er zwischen der Leichenhalle und seinem unterirdischen Arbeitsplatz hin- und herfahren musste, fühlte er sich immer, als würde er wie Jonas aus der Bibel bei lebendigem Leibe verschlungen, sobald er die eisernen Aufzugstüren mit einem Ruck an dem Eisenhebel in der Kabine schloss. Der Boden bestand aus geriffeltem

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