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Staubige Hölle

Staubige Hölle

Titel: Staubige Hölle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Roger Smith
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Tasche und verließ die Wohnung. Als er im Treppenhaus war, knurrte sein Magen. Er würde sich den Schafskopf besorgen. Anschließend fuhr er nach Hause.

Kapitel 21
    Zondi hielt seinen Wagen vor dem roten Telefon-Container an der Hauptstraße von Bhambatha’s Rock. Stieg aus dem BMW und hörte das schrille Zwitschern, als er den Wagen verriegelte. Der große schwarze Mann in seinem schicken Auto und dem Städter-Outfit zog Blicke auf sich wie Schmeißfliegen.
    Er stand im lavafarbenen Nachmittagslicht und nahm die alten vertrauten Gerüche wahr. Staub. Dung. Faulender Müll. Der Gestank ländlicher Armut. Ignorierte die starren leeren Blicke der Straßenhändler, die auf dem Bürgersteig hockten und neben Pavianschädeln, Wurzeln und Fellen auch Zuckerwerk, Schnupftabak und Abführmittel feilboten. Taub gegenüber den Appellen der Bettler mit ihren erhobenen hohlen Händen und von Alkohol und Krankheit umnebeltem Verstand. Nur fünf Autostunden von Johannesburg entfernt, und doch war dies hier eine völlig andere Welt.
    Der Justizminister beobachtete Zondi von einem an einer Stange befestigten Wahlplakat. Der vertraute Stiernacken starrte mit verschleiertem Blick durch seine Brille mit Drahtgestell. Der kleine Mund, der aussah, als hätte er in etwas Saures gebissen. Der Mann, der Zondis Mentor umgelegt hatte. Zondi atmete tief gegen seinen Zorn an und ließ ihn verschwinden. Das war eine andere Schlacht. Für einen anderen Zeitpunkt.
    Er ging in den Telefon-Container. Wenn es draußen schon heiß war, dann war es im Inneren der Metallkiste wie in einem Backofen. Keine Fenster. Keine Klimaanlage. Nicht mal ein Ventilator. Nur ein fleischloses Mädchen in einem billigen Nylon-Kleid hing zusammengesackt auf einem Schemel. Fluffige Pantoffeln mit hohen Absätzen lagen neben ihr wie zwei tote Papageien. Sie wedelte mit einem Klatschmagazin in der Luft, während ihre Kiefer mit einem Kaugummi beschäftigt waren. Ihr billiges Parfum roch wie Urin.
    Zondi faltete die Hochzeitseinladung auseinander und zeigte sie ihr. »Ist das von hier gefaxt worden?« Sie warf einen Blick auf die Telefonnummer und das Datum am unteren Rand der Seite und nickte. »Weißt du auch, wer das geschickt hat?«
    Â»War nicht meine Schicht. Sie müssen später noch mal vorbeikommen und mit Vusi reden.«
    Â»Wann?«
    Â»Nach der letzten Mahlzeit.« Nach dem Abendbrot.
    Zondi ging zu seinem Auto hinaus, schloss es auf. Hörte jemanden seinen Namen rufen. Ein riesiger Mann, so groß wie fett, kam auf ihn zugewalzt, eine Plastiktüte in der einen und eine Literflasche Coke in der anderen Hand. Trotz der Hitze trug der Mann einen dunklen Anzug, Weste, weißes Hemd und schwarze Krawatte. Zondi konnte die kolossalen Oberschenkel des Fremden miteinander flüstern hören, als der sich näherte.
    Der Mann sprach. »Ich bin’s, Giraffe.«
    Zondi versuchte, eine Spur zu dem schlaksigen, spindeldürren Jungen zu finden, den er mal gekannt hatte. Es klappte nicht. »Giraffe?«
    Der fette Mann lachte schnaufend. »Ja, sag’s nicht. Läuft heute wohl eher auf ein Flusspferd raus.«
    Er streckte eine Hand aus, die Zondi ergriff und schüttelte. Als würde man ein feuchtes Geschirrtuch schütteln. Zondi befreite seine Hand und wischte sie an seiner Hose trocken.
    Â»Komm, mach die Karre auf, schalt den Kühlschrank ein«, sagte Giraffe. »Hier draußen ist es gottverdammt viel zu heiß.«
    Zondi wollte schon mit irgendeiner Ausrede kontern und wegfahren, zuckte dann aber die Achseln und glitt hinters Steuer. Drehte den Zündschlüssel und spürte die Klimaanlage loslegen.
    Der fette Mann wuchtete sich neben Zondi, das Auto sackte durch. »Also, mein Freund, bist du für länger zurück?« Wischte sich das Gesicht mit einem blauen Taschentuch.
    Â»Nein, nur für ein oder zwei Tage.«
    Â»Ich höre, du lebst jetzt oben in Jo’burg?«
    Â»Ja.«
    Â»Schön für dich. Das hier ist kein Ort für einen Mann, das kann ich dir flüstern.«
    Giraffe packte seine Mahlzeit auf dem Schoß aus, und der Wagen füllte sich mit dem Gestank von ländlichem Junkfood. Füße und Schnäbel von Hühnern, hier unten auch bekannt unter der Bezeichnung Walkie-Talkies . Ein ganzer Laib Weißbrot, die Oberseite abgeschnitten, dann ausgehöhlt und mit Curryfleisch gefüllt. Ein Bunnychow

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