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Staubige Hölle

Staubige Hölle

Titel: Staubige Hölle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Roger Smith
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benutzt wird. Der Hieb löste einen Fleischlappen vom Arm des Jungen. Es stank auf einmal nach Blut und Angst. Nach kurzem Zögern machten die anderen mit. Mit Messern, Stöcken und Äxten. Zondi hatte mit einem Mal einen großen Stein in der Hand, den er auf Jolas Kopf niederkrachen ließ. Er sah, wie der Schädel unter den dichten schwarzen Locken aufplatzte, wie weißer Knochen zu sehen war. Hob erneut den Stein, von dessen rauher Unterseite Blut und Hirnmasse wie ein Schleier herabhing. Ließ ihn wieder herunterkrachen. Und wieder.
    Als sie fertig waren, trat Zondi einen Schritt zurück und blickte auf seine roten Hände, die immer noch den Stein umklammert hielten. Ließ den Stein fallen. Atmete keuchend. Dichter Staub hing in der Luft. Das Ding, das da auf dem Sand lag, besaß keine Ähnlichkeit mehr mit einem Jungen.
    Es war das erste und letzte Mal, dass Zondi getötet hatte.
    Jetzt spürte er das Gewicht der Zwangsläufigkeit. Er war der Außenseiter, und er würde den Preis für das zahlen, was vor zwanzig Jahren geschehen war. Nur drei der sechs Jugendlichen, die Jola getötet hatten, hatten überlebt: Zondi, Giraffe und Inja.
    Inja war Luckys Feind. Ein mächtiger Feind. Das definierte ihn, wies ihm eine Rolle zu. Feinde waren nützlich in diesem Tal, das keinen Bedarf an Frieden hatte. Und Giraffe war, für dortige Verhältnisse, ein reicher Mann, also dürften Zugeständnisse gemacht worden sein. Aber Zondi hatte keinen Platz. Den hatte er vor vielen Jahren aufgegeben.
    Zondi sah in der Heckscheibe nahende Scheinwerfer auflodern. Hörte das tiefe Knurren eines starken Motors. Der Taxifahrer sagte etwas über seine Schulter, und Lucky schaute auf, als die Scheinwerfer vorbeizogen.
    Das harte, laute Bellen eines Sturmgewehrs, und die Seitenscheiben des Taxis zersplitterten. Lucky zielte mit seiner Pistole durch das zerbrochene Glas. Mündungsblitze tauchten sein Gesicht in stroboskopisches Licht. Dann gab er einen Laut von sich wie ein gurgelnder alter Mann und klappte nach vorn, landete auf Zondi. Etwas Feuchtes schmierte auf Zondis Gesicht. Der Fahrer schrie. Weitere Schüsse. Mehr zersplitterndes Glas.
    Zondi griff nach Luckys Pistole. Als seine Finger sich um den Knauf legten, drehte sich das Taxi und überschlug sich dann. Zondi wurde durch das Heck des Minibusses geschleudert, eng umschlungen von dem toten Mann. Stieß sich den Kopf an etwas Hartem. Biss sich auf die Zunge. Über ihm explodierte Glas, Metall riss auf, die Sitze lösten sich aus ihren Verankerungen und krachten auf ihn. Die warme Nachtluft drang herein.
    Das schlitternde Taxi schlug Funken auf dem Schotter, bis es zum Stillstand kam. Zondi schmeckte Staub, unsichtbar in der Schwärze. Hörte ein Rad, das sich weiter auf einem defekten Kugellager drehte, und etwas tropfte auf das Metall neben seinem Kopf. Dann nichts mehr.
    ***
    Zondi schlug die Augen auf und blickte in Tausende greller Lichtpunkte wie Nadelstiche in einem Samtvorhang. Sterne. Viel heller als die, an die er sich in der Stadt gewöhnt hatte. Und der Mond, eine flackernde Scheibe. Nein, nicht der Mond. Eine Taschenlampe, die ihm ins Gesicht schien.
    Er lag auf dem Rücken unter irgendeinem Gewicht, das, wie er erkannte, die herausgerissenen Sitze des Taxis waren. Der Minibus lag auf der Seite, und Zondi starrte durch das Rechteck nach oben, in dem sich einmal die Schiebetür befunden hatte. Zwei Gestalten hingen durch die Tür herein. Er hörte Stimmen. Männer. Teenager. Zu jung, um die Gangster sein zu können.
    Â»Yo-yo-yo. Die sind totes Fleisch, Mann.«
    Â»Spring rein und hol ihren Kram. Ich sehe eine Kanone.«
    Das Licht wurde einen Moment verdeckt, und das Taxi wackelte, als sich eine Gestalt hereinfallen ließ und neben Zondi landete. Schwere Stiefel krachten auf das Metall dicht an seinem Kopf, knirschten auf dem zersplitterten Glas.
    Als der Strahl weiterwanderte, sah Zondi Lucky, der tot neben ihm lag. Der Junge nahm ihm die Armbanduhr ab, dann filzte er ihn und reckte einen mageren schwarzen Arm, die Faust geballt um ein Bündel Geld. »Sieh nur, mein Bruder!«
    Hörte den anderen Jungen lachen, sagte: »Mach schnell, bevor noch jemand kommt.«
    Dann wanderte der Strahl zu Zondi weiter. Er schloss seine Augen nicht schnell genug.
    Â»Hey«, sagte der Junge mit der Taschenlampe. »Der hier lebt noch.«
    Der Junge, der über Zondi stand, zog

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