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Staubige Hölle

Staubige Hölle

Titel: Staubige Hölle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Roger Smith
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den Stiefel zurück und trat ihn zurück in die Schwärze.

Kapitel 28
    Das gepanzerte Fahrzeug rasselte durch ein Dorf, das aussah wie ein Haufen Stöcke und Stroh, vom Wüstenwind zusammengeweht. Die Dorfbewohner – Frauen, Kinder und verschrumpelte alte Weiber – beobachteten alles aus dem Inneren der Hütten. Weiße Augen in der Dunkelheit.
    Sie sahen die verwesenden Leichen ihrer Männer, die an die Seiten des gepanzerten Wagens gebunden waren. Sahen Goodbread und seine Leute in dem Fahrzeug stehen, brüllen, berauscht von Palmwein und Blut. Hörten Schreie, als die im Hinterhalt liegenden Guerillakämpfer das Feuer auf sie eröffneten.
    Goodbread erwachte schweißgebadet und fiebrig, kam mühsam hoch, griff nach seiner AK-47 . Seine Finger fanden lediglich die 9 mm Pistole auf dem Sofa. Die Rufe, die ihn weckten, kamen von Landarbeitern auf einem Traktor, nicht vom Feind in einem längst vergessenen Buschkrieg.
    Goodbread sah zu dem Mann hinüber, der auf dem Bett lag. Auf dem Bauch, die Arme weit ausgebreitet. Tief atmend. Trug immer noch die gestreifte Schlafanzugjacke und die blutverschmierte Jeans. Die Füße waren nackt und wirkten weich. Sein Sohn hatte am Abend zuvor reden wollen, verlangte Antworten von Goodbread, nachdem die Bullen fort waren. Kippte sich die Flasche Jack Daniel’s in den Rachen, als wäre es Balsam gegen die Trauer. Haute ihn aus den Latschen und knockte ihn völlig aus.
    Allerdings nicht bevor er Goodbread als den verquersten Dreckskerl in Gottes Schöpfung verflucht hatte. Goodbread hatte schweigend und gelassen dagesessen. Hatte es über sich ergehen lassen. Meinte, seinem Jungen zumindest so viel zu schulden.
    Goodbread unterdrückte ein Husten, wollte Dell nicht aufwecken. Stand auf und ging zum Becken hinüber, um einen Schluck Wasser zu trinken. Er hatte ebenfalls in Klamotten geschlafen. Saß wach, um die Wahrheit zu sagen, rauchte im Dunkeln. Die Waffe neben sich. Für vielleicht eine halbe Stunde war er dann in einen fiebrigen Halbschlaf geglitten. Jetzt brannte die Sonne heiß hinter den gelben Vorhängen über dem Waschbecken.
    Er zog die Gardinen zur Seite und blickte in den Tag hinaus. Sah die grünen Felder und die Milchkühe. Die Flügel des Windparks drehten sich träge in der Ferne. Eine Brise fand durch einen Riss im Glas herein, ließ die Röntgenaufnahme flattern, die er dorthin geklebt hatte, um den Wind draußen zu halten.
    Eine Röntgenaufnahme seiner Brust. Zeigte seine Knochen und die weißen Ansammlungen, die in seinen Lungen blühten wie Wüstenblumen. Dorthin geklebt, um den Wind draußen zu halten, klar. Aber auch als eine Art Meditation. Als Mahnung. Damit er jeden Morgen, wenn er die Vorhänge zurückzog, wusste, dass er einen Tag weniger zu leben hatte.
    Goodbread nahm den Film aus Celluloseacetat zwischen die Finger und zog ihn von der Scheibe ab. Öffnete eine Schublade unter dem Waschbecken und versteckte die Röntgenaufnahme dort. Er wollte nicht, dass sein Sohn sie sah. Wollte jetzt nicht darüber sprechen. Er hörte ein Stöhnen und sah, dass Dell damit beschäftigt war, aus seinem eigenen Alptraum aufzuwachen.
    Goodbread hustete, spuckte hellrotes Blut auf das silberne Metall des Beckens. Ließ Wasser laufen, schaute zu, wie Blut und Schleim durch den Abfluss davon wirbelten. Er hatte gedacht, dass er seinen letzten Kampf gegen den eigenen Körper ausfechten würde. Aber hier war er nun, geladen und entsichert. Bereit, dem alten Feind gegenüberzutreten.
    ***
    Dell öffnete die Augen und sah den beengten Raum mit den unverputzten Wänden. Sah den ausgemergelten alten Mann als Silhouette vor den säuregelben Vorhängen. Erinnerungsfetzen drangen durch den Nebel eines Katers zu Dell durch.
    Sein Vater kam zu ihm und bot ihm ein verschmiertes Glas Wasser an. Dell nahm es und leerte es in einem Zug. Stellte das Glas auf den Betonboden neben die leere Flasche Jack Daniel’s.
    Â»Du hast dich über die Flasche hergemacht, als wärest du sauer auf sie«, sagte Goodbread.
    Â»Wir müssen reden.« Dells Stimme war wie Schleifpapier in seinem Hals.
    Â»Klar müssen wir das. Aber vorher muss ich unter die Dusche. Die befindet sich im Gebäude nebenan. Ich bringe dich hin, wenn ich fertig bin. Bis dahin bitte ich dich, die Vorhänge freundlicherweise zuzulassen, und bleib auch bitte vom Fenster weg. Ich

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