Staubige Hölle
an, und zwei Frauen stiegen ein. Der Beifahrer stand mit einer Hand auf der Schiebetür da, drängte Sunday und ihre Tante zur Eile, knallte dann hinter ihnen sofort die Tür zu.
Ma Beauty zwängte sich auf einen Sitz, machte Platz für Sunday. Der Fahrer lieà bereits den Motor aufheulen, als Sunday aufsprang, die Tür wieder aufriss und hinaussprang. Schloss die Tür hinter sich. Sah dem Taxi hinterher, sah das Affengesicht ihrer Tante â deren Mund lautlos brüllte â in der Staubfahne verschwinden.
Sunday war der Frau gegenüber noch niemals ungehorsam gewesen, und sie fühlte sich beschwingt, als sie zurück den Berg hinauflief. Sie hatte eine Stunde, um ihre Sachen zu packen und runter ins Zulu Kingdom zu kommen. Zu ihrer letzten Vorstellung.
Sunday zog sich aus und wusch sich. Zog ihr bestes weiÃes Höschen an, Jeans, ein gebügeltes T-Shirt. Dann packte sie ihre gesamte Habe in eine Einkaufstüte. Eine weitere Jeans. Zwei T-Shirts. Zwei Höschen. Ihre Zulu-Bibel. Legte das verkohlte Fotoalbum oben auf ihre Kleidung. Lieà das Kurbelradio und ihren niedrigen Stapel eselsohriger Schulbücher zurück. Wo sie jetzt hinging, gab es keine Verwendung mehr dafür.
Sunday verlieà die Hütte. Einen Moment lang blieb sie stehen und blickte über das Tal zu der Stelle hinüber, wo ihre Familie ermordet worden war. Verabschiedete sich. Dann ging sie den Berg hinunter.
Kapitel 30
Dell, in der Kleidung des toten Mannes, saà am Steuer eines weiÃen Pick-ups. Ein Toyota Double Cab. Wie ein Negativbild des Trucks, der den Volvo über den Felsvorsprung gedrängt hatte. Er fuhr, sein Körper war auf Automatik eingestellt. Verbannte ganz bewusst Schmerz und Trauer. Betäubte sich. Die vorbeirasenden weiÃen Striche der unterbrochenen Mittellinie wie die Signale eines Metronoms, und jeder Schlag brachte ihn dem Mann näher, der seine Familie ermordet hatte.
Sein Vater saà neben ihm, eine Landkarte auf den Knien ausgebreitet, nuschelte die Wegbeschreibung, während das Grün dem Gestrüpp der flachen Halbwüste Platz machte, nachdem sie nun die Berge überquert hatten. Dell sah zwei braune Jugendliche am StraÃenrand laufen, ihm zuwinken, mit strahlend weiÃen Zähnen, seine Kinder hatten dieses Alter nicht erreicht. Seine Knöchel auf dem Lenkrad wurden weiÃ, und Tränen lieÃen die StraÃe undeutlich werden, bis er sie wegwischte.
Auf der Farm war Goodbread aus der Dusche zurückgekehrt, die nassen Haare klebten an seinem Schädel. Er hatte sich vergewissert, dass keine Arbeiter in Sichtweite waren, dann hatte er Dells Kopf unter der Decke verborgen und ihn ins Bad gebracht. Hatte gesagt, er solle brüllen, wenn er fertig wäre.
Die Dusche war so spartanisch wie der Raum, in dem sein Vater lebte. Unverputzte Hohlblocksteine. Keine Fenster. Ein modrig riechender Duschvorhang. Ein Duschkopf, aus dem lauwarmes braunes Wasser tröpfelte. Seit dem Morgen seines Geburtstags stand Dell zum ersten Mal wieder unter einer Dusche. Stand unter dem Wasser, nachdem er den Verband um seine Rippen abgezogen hatte, wusch das Blut und den Dreck und die Gefängniszellen ab, fühlte sich danach wieder etwas menschlicher.
Er zog die khakifarbene Arbeitshose an, das karierte Hemd und die schweren braunen Arbeitsschuhe. Es gab keinen Spiegel in dem Bad, aber er wusste, dass seine Verwandlung vollkommen war. Er sah aus wie einer von ihnen. Einer der weiÃen Männer, gegen die er sein Leben lang gekämpft hatte.
Er brüllte nach seinem Vater, und der alte Mann hatte ihn wieder zugedeckt und in den Raum zurückgeführt. Dell schüttelte die Decke ab. »Ich werde niemandem sagen, wo dieser Ort ist.«
Goodbread lachte. »Das sagst du jetzt.«
»Soll heiÃen?«
»Falls wir geschnappt werden, wird man dich verhören. Und du kannst deinen Arsch drauf wetten, dass sie nicht besonders freundlich sein werden. Du wirst ihnen sagen, was immer sie wissen wollen, das kannst du mir glauben.«
»Und du nicht?«
Schüttelte den Kopf. »Schätze, ich hab auf diesem Gebiet mehr Erfahrung.«
Dell setzte sich aufs Bett und starrte den alten Mann an. »Ich will, dass du ehrlich zu mir bist.«
»Bezüglich was?« Goodbread saà ihm gegenüber auf dem durchgesessenen Sofa.
»Warum machst du das?«
»Du bist mein Sohn. Sie waren dabei, dich umzubringen. Ich schätze,
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