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Staubige Hölle

Staubige Hölle

Titel: Staubige Hölle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Roger Smith
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die Seitenscheibe hinunterfahren.
    Sie starrte ihn an. »Bruder, bist du krank?«
    Â»Nein, nein.« Wedelte ihre Worte mit einer Handbewegung fort. »Gibt es Schwierigkeiten mit dem Mädchen?«
    Â»Nein, Bruder.«
    Â»Wenn sie hier fertig ist, möchte ich, dass Obed mit ihr ins Zulu Kingdom fährt. Sie muss heute Nachmittag arbeiten.«
    Â»Ich dachte, ihre Arbeit dort wäre beendet?«
    Â»Ja, aber heute fehlt Richard ein Mädchen. Er hat mich darum gebeten. Er war immer loyal, also werde ich ihm die Bitte erfüllen.« Die Frau wandte sich nicht ab. Zögerte. »Was ist denn, Schwester?«
    Â»Kann ich mit dir reden?«, fragte die fette Frau. Sprach mit der Zurückhaltung, die die Bräuche verlangten.
    Â»Sprich.«
    Â»Allein.«
    Inja befahl seinen Männern, ihm eine Coke zu besorgen, und als sie gegangen waren, stieg die fette Frau neben ihm ein. Er registrierte den Geruch von Schweiß, ungewaschener Intimzone und billigem Talkumpuder. »Bruder, darf ich mich offen äußern?«
    Â»Ja, ja.«
    Â»Dieses Mädchen. Sie bringt dir nichts als Probleme.«
    Â»Nein. In Wirklichkeit ist sie das Heilmittel für meine Probleme.«
    Â»Ich fürchte, wenn du sie ansiehst, dann siehst du ihre Mutter. Als ob sie nicht tot wäre.«
    Er lachte. »Ich weiß es aber. Ich habe sie selbst umgelegt. Sie und diesen Fußbodenreiniger, den sie Ehemann nannte.« Er schloss für einen Moment die Augen und genoss die süße Erinnerung an seine Rache.
    Â»Ich bitte dich, heirate dieses Mädchen nicht. Lass dir von ihrer Tante das Brautgeld zurückgeben, und gut ist. Such dir eine andere Braut.«
    Â»Was für ein Unsinn ist das denn, Frau?«, fragte Inja.
    Â»Ich war bei der sangoma . Sie hat Knochen geworfen. Sie sah Blut, mein Bruder. Dein Blut. Und eine Flamme, die dein Fleisch verzehrte.«
    Â»Genug. Du hast genug gesagt.« Spürte seine Angst wieder wie ein Fieber anschwellen. Er griff an ihr vorbei und stieß die Beifahrertür auf. »Geh jetzt.«
    Es sah aus, als hätte sie noch mehr zu sagen, doch sie besann sich eines Besseren, glitt aus dem Fahrzeug und wackelte zurück in die Schneiderei. Inja kämpfte gegen seinen rasenden Puls und starrte das Mädchen durch die Scheibe hindurch an. Es lag Wahrheit in den Worten seiner Schwester.
    Als Jugendlicher hatte er Zondi mit der Mutter dieses Mädchens beobachtet. Hatte sie begehrt, konnte sich der Frau seines Genossen aber nicht nähern. Als er aus dem Exil zurückkehrte, war sie mit einem nutzlosen Mann verheiratet, der sein Leben auf den Knien vor den Buren verbrachte. Inja versuchte, ihr den Hof zu machen, aber sie verschmähte ihn. Zweimal war zu viel.
    Inja hatte verfolgt, wie das Mädchen zum Ebenbild ihrer Mutter heranwuchs, und als er mit dem Heiratsantrag zu ihrer Tante gegangen war, da hatte er das Gefühl gehabt, als schließe sich ein Kreis. Die spindeldürre Frau, die das Kind aufgezogen hatte, wusste, wer er war. Wusste, dass er ihre Schwester umgebracht hatte. Aber sie war habgierig, und die Aussicht auf Kühe und Geld hatte sie ihre Familienloyalität vergessen lassen.
    Er sah zu, wie dem Mädchen jetzt ein hoher roter Hut angepasst wurde. Dachte an die weißen Bettlaken am Morgen nach der Hochzeit, verkrustet mit Blut, wie die Bettwäsche von den Frauen vor seinem Haus vorgeführt würde. Singend und johlend. Freude über den Vollzug der Ehe. Ein Vollzug, der ihn heilen würde.
    Seine Männer waren wieder eingestiegen. Inja ließ den Motor aufheulen und fuhr die Straße hinunter. Hielt nach Zondis BMW Ausschau. Weg. Abgehauen, wie er auch schon zwanzig Jahre zuvor abgehauen war. Ein Mann, dem nicht nach Blut zumute war. Weich wie eine Frau, mit seinen Städter-Klamotten.
    Der Pajero hielt vor der Schenke, in der Inja seine Furcht ertränken würde. Marabaraba zocken, eine afrikanischen Variante des Damespiels, gespielt auf einem behelfsmäßigen Brett mit Kronkorken als Spielsteinen. Sie würden ihn Partie um Partie gewinnen lassen, bis weit nach Sonnenuntergang.

Kapitel 51
    Der Truck wurde in eine Kurve gezogen, und Dell sah das Tal unter ihnen ausgebreitet. Die üppigen Zuckerrohrfelder, die grünen Berge und Kiefernwälder hörten unvermittelt auf, als wäre alles mit Entlaubungsmittel zerstört worden. Er blickte auf ein Land aus roter Erde und rotem Fels hinab. Kein Gras. Keine

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