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Staubige Hölle

Staubige Hölle

Titel: Staubige Hölle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Roger Smith
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gegangen.«
    Â»Aber nahe genug, um dich und deine Ma im Auge zu behalten.« Dell schüttelte den Kopf und lachte. »Was glaubst du denn, warum du zwei Jahre in Pretoria mit deinem Schwanz spielen konntest, während Sanis im Buschkrieg wie die Fliegen starben, Junge?« Dell sah ihn an. »Als ich aus Angola abgezogen wurde und mich den Afrikanern anschloss, habe ich meinen Einfluss bei ihnen genutzt. Habe dafür gesorgt, dass dein Arsch in Sicherheit blieb.«
    Dell sagte nichts. Es hätte die Wahrheit sein können. Sie wechselten eine ganze Weile kein Wort, und Dell meinte schon, der alte Mann sei eingeschlafen. Dann steckte Goodbread sich eine weitere Zigarette an. »Deine Ma. Am Schluss. War es schlimm?«
    Â»Sie hatte Alzheimer. Das ist immer schlimm.«
    Â»Ich habe versucht, zu ihrer Beerdigung zu kommen. Die wollten mich nicht rauslassen.«
    Â»Niemand wollte dich dabei haben.« Der alte Mann nickte, rauchte. »Weißt du, sie vergaß, dass du im Gefängnis warst«, sagte Dell. »Als hätte sie die Lösch-Taste gedrückt, und all diese toten Frauen und Kinder waren einfach weg.« Spürte den Blick seines Vaters. »Mit ihrem letzten Atemzug hat sie nach dir gefragt.«
    Â»Mein Gott.« Etwas blieb Goodbread im Hals hängen, und er hustete.
    Â»Vielleicht war es für sie ein Segen, dass sie die Erinnerung verloren hat. Manchmal hab ich sie darum beneidet.«
    Â»Das tut mir leid«, sagte Goodbread. Seine Stimme schwankte, er war auf einmal wieder ein alter Mann.
    Â»Verrat mir eines …«, sagte Dell.
    Â»Was?«
    Â»Wie kannst du mit dem leben, was du getan hast?«
    Sein Vater atmete aus. Er wirkte plötzlich anders. Er machte zu. »Dazu werde ich nichts sagen, Junge.«
    Â»Warum nicht? Hast du Angst?«
    Â»Nicht vor dir und vor keinem anderen Menschen.« Er blinzelte hinaus. Seine Augen verloren sich in einer erodierten Faltenlandschaft. »Aber ich weiß, dass ich noch zur Rechenschaft gezogen werde.«
    Â»Bitte«, sagte Dell, »komm mir jetzt nicht damit, dass du im Gefängnis fromm geworden bist …«
    Â»Oh, gläubig war ich immer. Wenn du in Texas aufwächst, dann sind Religion und Schusswaffen feste Bestandteile deines Lebens.« Er hustete, Tränen traten ihm in die Augen, und er spuckte in ein rostbraunes Taschentuch. »Aber die Religion ist wie die Politik. Menschen benutzen sie für ihre eigenen Zwecke. Nein, ich habe Gott gefunden.« Dell wartete auf das Lachen oder den Spott, aber er sah, dass der alte Mann es ernst meinte. »Und wenn ich ihn nicht gefunden hätte, dann hätte er mich gefunden.« Er starrte Dell mit seinen wässrig blauen Augen an. »Man kann sich nicht verstecken, Junge. Niemals.«

Kapitel 50
    Inja ballerte seinen Pajero über die Brücke und die Hauptstraße von Bhambatha’s Rock hinauf, mit Blaulicht auf dem Dach, jagte Ziegen und Kinder und Hühner auseinander. Er hatte drei seiner Soldaten bei sich. Alle drei mit automatischen Waffen. Hinter ihm ein Pick-up mit zwei Männern, die seinen Staub fraßen. So bewegte er sich hier, besonders in Kriegszeiten. Stets kampfbereit.
    Doch egal, wie schnell er fuhr, dem verborgenen Feind, der ihn vor Angst schwitzen ließ, entkam er nicht. Er hatte sich daran gewöhnt, dass ihm ständig schlecht war, aber das hier war anders, als würden Rohrratten auf seinen Nerven herumkauen. Er hatte das Gefühl, von innen heraus zerfressen zu werden.
    Inja, hysterisch vor Angst, war an der Schneiderei vorbeigerast, und als er dann auf die Bremse trat, wäre der Pick-up beinahe hinten draufgefahren. Die beiden Fahrzeuge kamen schlitternd zum Stehen, schickten eine dicke Schicht Staub über die auf dem Bürgersteig hockenden Straßenhändler.
    Als der Staub sich legte, sah er seine Verlobte durch das Schaufenster der Schneiderin, wo sie gerade ihr traditionelles Brautkleid angepasst bekam. Ihr Anblick beruhigte ihn. Er saß da, atmete die Angst weg und staunte über ihre Ähnlichkeit mit der einzigen Frau, die er jemals wirklich begehrt hatte.
    Injas Schwester sah ihn durch die Scheibe an, und er winkte sie heraus. Beobachtete, wie sie auf das Auto zugewatschelt kam. Er so klein, und sie mit dem Arsch eines Rhinozeros. Er nannte sie »Schwester«, aber in Wahrheit war sie eine Cousine. Der einzige Mensch, dem er jemals auch nur einen Furz bedeutet hatte. Er ließ

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