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Stauffenbergs Gefaehrten

Titel: Stauffenbergs Gefaehrten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Antje Vollmer , Lars-Broder Keil
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und dass er sich richtig entschieden hat. So lassen sich auch Äußerungen an seine Braut verstehen, wie »Die Aufgaben, die das Leben an uns stellt, müssen wir lösen, um wirklich zu leben« oder »Nur durch Prüfungen werden wir geläutert«.
    Ein paar Wochen später besucht Edgar Röhricht, inzwischen General, Oertzens Frontabschnitt. Tresckow sucht das Gespräch, um auch ihn für den Umsturz zu gewinnen. Er nennt auch den Namen Ulrich von Oertzen, worauf Röhricht, wie er in seinem Tagebuch schreibt, »erblaßt«. Doch er weist Tresckows Ansinnen für sich zurück, vor allem, weil ihm zu vage erscheint, wie nach einem Attentat der NS -Apparat ausgeschaltet und die Bevölkerung für die Putschisten gewonnen werden sollten. Über seine Zweifel spricht Röhricht auch mit Oertzen und hält den Dialog fest.
    Â»Ach, Ulli, Du machst mir das Herz schwer!«
    Der weiß sofort, worum es geht: »Dann hat also Tresckow mit Dir gesprochen?«
    Röhricht registriert, wie sich das eben noch so junge Gesicht verwandelt. Oertzen wirkt angespannt, als er ihm antwortet. »Die Situation, in der wir uns befinden, ist ja nicht neu. An Überlegungen, sie gewaltsam zu ändern, hat es auch früher nicht gefehlt. Immer war es der Sprung über die letzte Hürde, der nicht gewagt wurde.«
    Oertzen fragt nach: »Dann soll also alles so bleiben? Du hast mich in den Sattel gesetzt und zu dem gemacht, der ich bin, das vergesse ich Dir nie, aber reiten muß ich selber!«
    Röhricht versucht ihn zu besänftigen. »Ich bin der Letzte, der Dich daran hindern will. Trotzdem, mein Junge, bin ich heilfroh, Dich hier an der Front zu wissen, wo es genügend andere Koppelritts gibt, an denen Du Dich erproben kannst.«
    Oertzen schüttelt den Kopf. »Den Trost muß ich Dir leider nehmen! Dazu stecke ich schon zu tief in dem – Geschäft.« Er bemerkt, wie bedrückt nun sein alter Freund ist, und erklärt ihm: »Du warst von Anfang an Skeptiker, das weiß keiner besser als ich … Ich aber bin anfangs mit Begeisterung in die neuen Verhältnisse hineingewachsen und mußte dann einsehen, daß alles ein ungeheuerlicher Irrtum war. Gerade deshalb kann ich mich jetzt nicht einfach damit begnügen, es hinzunehmen.«
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    Hans-Ulrich von Oertzen um 1938 bei einem Springreitturnier in Wien. Er fährt auch gern Autorennen.
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    Im März 1944 ist es Tresckow gelungen, Oertzen in der 2. Armee, wo er Stabschef ist, die wichtige Position des Operationsoffiziers eines Korps zu verschaffen. Beide überreden den Rittmeister Eberhard von Breitenbuch, Ordonnanzoffizier eines Generalfeldmarschalls, Hitler in die Luft zu sprengen. Breitenbuch soll seinen Vorgesetzten auf den Obersalzberg begleiten. Oertzen zieht einen etwa 300 Gramm leichten Sprengkörper aus der Tasche und erläutert Breitenbuch die Handhabung des Zünders. Er schlägt vor, Hitler von hinten zu umarmen, bis die Explosion erfolgt. Doch Breitenbuch ist dies zu riskant, denn er kann die Wirkung des Sprengkörpers weder abschätzen noch erproben und will daher lieber schießen. Er gilt als exzellenter Jäger und Schütze. Am Ende kommt es nicht dazu, weil Hitler ausnahmsweise die Ordonnanzoffiziere bei der Besprechung hinausschickt.
    Von der Enttäuschung wird Oertzen durch seine Hochzeit abgelenkt. Am 26. März 1944 heiraten Ingrid und er in Bellin in der Neumark. Fotos zeigen eine ausgelassene Gesellschaft, aber auch einen ernst schauenden Oertzen. Henning von Tresckow kann nicht kommen, doch er schickt der Braut einen anrührenden Brief. Er betont, wie »sehr ich an dem Glück Ihres Mannes teilnehme, denn er ist mir in der gemeinsamen Arbeit ans Herz gewachsen wie ein Bruder«. Oertzen verbinde »ein frohes Herz mit einem hohen reinen Gedankenflug wie nur sehr wenige seiner Altersklasse, und Sie heiraten einen wahren ›Ritter ohne Furcht und Tadel‹«. Das junge Paar reist in die Flitterwochen nach Wien. Wie bei den Vorbereitungen zur Hochzeit hilft auch hier die Büroleiterin der Heeresgruppe in Berlin, Margarethe von Oven. So besorgt sie die Schlafwagenkarten. Oven ist mit Tresckows Frau befreundet und hat heimlich die aktualisierten Putsch-Befehle abgetippt.
    Nach der Rückkehr stürzt sich Oertzen wieder in die Attentatsplanung. Wie gefährdet die Vorbereitungen sein können, zeigt ein Hilferuf seines Schulfreundes

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