Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Stauffenbergs Gefaehrten

Titel: Stauffenbergs Gefaehrten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Antje Vollmer , Lars-Broder Keil
Vom Netzwerk:
nachfolgenden Generationen. Das entsprach sowohl seiner Naturverbundenheit als auch seiner konservativen Einstellung. Seinen ersten Posten trat Plettenberg 1921 als Leiter des Holzhandelsdezernats bei der preußischen Regierung zu Stralsund an. Zwei Jahre später wechselte er in eine private Stellung und übernahm in Ostpreußen zunächst die Aufgabe als Oberförster und dann die Gesamtverwaltung der Dönhoff-Güter. Schon in dieser Position zeigte er die Eigenschaften, die seine Arbeit wie seinen Umgang mit Menschen prägten: Verlässlichkeit, Loyalität und Geschick. Mitarbeiter wie Freunde schätzten auch seine gewinnende Art, hinter der echtes Interesse steckte – auch gegenüber Heranwachsenden. »Daß jemand, der 20 Jahre älter war als ich, bereit war, sich ernsthaft mit mir zu unterhalten, war ein immer wieder bestauntes Erlebnis«, sagt Marion Dönhoff, die spätere Herausgeberin der Wochenzeitung Die Zeit . Auch die Töchter seines Freundes Hardenberg, die ihn »Onkel Kürtchen« nannten, schwärmten. »Die große Zuneigung, die wir dem Onkel entgegenbrachten, lag in der Art, wie er sich um uns bemühte. Er tröstete und gab gute Ratschläge«, erinnert sich Reinhild Gräfin von Hardenberg. Bei einem dieser Besuche lernte Plettenberg eine Schulfreundin der Mädchen kennen, Arianne Freiin von Maltzahn. 1934 wird er die 23 Jahre jüngere Frau heiraten.
    Kurt von Plettenberg war auch nicht vorstellbar ohne seinen Humor, seine Freude an lustigen Situationen. So spielten er und ein Bruder Hardenbergs einmal einer nervigen Erbtante aus Jux einen handfesten Streit vor, an dessen Ende Plettenberg im Hochparterre von Neuhardenberg aus dem Fenster sprang. Jahre danach sollte sich die Fensterszene wiederholen – dann aber ist es tödlicher Ernst. Der Sprung war für ihn kein Problem. Einst Boxmeister seiner Gewichtsklasse im Heer, legte Plettenberg viel Wert auf körperliche Fitness. Das bemerkte auch Fürst Alexander zu Dohna-Schlobitten bei einer gemeinsamen Jagd. Plettenberg habe sich ganz bestimmten Richtlinien unterworfen, notiert er. Dazu gehörte, jeden Morgen Übungen zu machen, »um seinen muskulösen Körper fit zu halten«. Außerdem habe Plettenberg täglich einige Strophen von Gedichten auswendig gelernt, »die er dann laut wiederholte«. Prägendes Kennzeichen war auch seine Brille mit dicken Gläsern, durch die er einen fest ansehen konnte. Ohne sie wirkte Plettenberg verlegen, fast verletzlich.
    Â 
III.
    Nach Hitlers sogenannter Machtergreifung und inzwischen seit mehr als drei Jahren wieder in der preußischen Verwaltung angestellt, übernimmt Kurt von Plettenberg 1934 das Haushaltsreferat der Landesforstverwaltung; ein Jahr später holt ihn Generalforstmeister Walter von Keudell ins Reichsforstamt. Hat er für das NS -Regime zu Beginn durchaus Sympathie, weil er den Gedanken der Volksgemeinschaft gut findet und Ansätze einer neuen Landwirtschaftspolitik begrüßt, die eine Teilung großer Grundbesitze vorsieht, von der sich Plettenberg »gesündere soziale Verhältnisse« erhofft, so ist er schon bald ernüchtert. Öffentlich spricht er sich gegen die Gleichschaltung in der Gesellschaft aus und kritisiert beispielsweise scharf die Überführung seiner Studentenvereinigung, der Feldjäger-Gesellschaft, in eine NS -Kameradschaft. Auch hält er zu einem früheren Vorgesetzten, der wegen seiner jüdischen Herkunft entlassen worden war.
    Â 
    Â 
    Kurt von Plettenberg Anfang der dreißiger Jahre
    Â 
    Persönlich entzieht er sich der Vereinnahmung, wie ein Konflikt aus dem Jahr 1937 zeigt. Hermann Göring hat zur Kriegsvorbereitung eine stärkere Abholzung angeordnet. Keudell dagegen ist für eine ökologisch sinnvolle Nutzung des Waldes. Göring bedrängt den Generalforstmeister und plant, Plettenberg zu dessen Nachfolger zu machen. Doch der will sich nicht benutzen lassen; zuvor hat er schon die Aufforderung ignoriert, in die NSDAP einzutreten. Nun scheidet er freiwillig mit Keudell aus dem Amt. Eine neue Stelle findet er als Hofkammerpräsident des ehemaligen Fürstenhauses Schaumburg-Lippe, wo er die Güter auf Vordermann bringt. Das Angebot dazu kam von Wolrad Prinz zu Schaumburg-Lippe, einem Kriegskameraden von 1914. Die Familie, Tochter Christa-Erika ist noch nicht ein Jahr alt, zieht zurück nach Bückeburg, wo sie in

Weitere Kostenlose Bücher