Stauffenbergs Gefaehrten
einer angemieteten Villa wohnt. Ãber eigenen Grundbesitz verfügen die Plettenbergs nicht, eine Tatsache, die ihn beruflich stets abhängiger macht als viele seiner späteren Mitverschworenen. In Bückeburg kommen Sohn Karl-Wilhelm (1938) und die jüngste Tochter Dorothea-Marion (1943) zur Welt.
Das friedliche Leben der Familie wird durch den nahenden Zweiten Weltkrieg gestört. Plettenberg wird reaktiviert und als Major der Reserve mit dem I.R.9 in den Krieg geschickt. Er beweist Tapferkeit, an der Front bei den Soldaten â die Arbeit im Generalstab ist nicht das, was er anstrebt. Anders als 1914 ist von Kriegsbegeisterung nichts bei ihm zu spüren. Im Gegenteil: In einem Brief vom 3. November 1939 an seine Cousine Elisabeth von Sydow drückt er sein Unbehagen aus: »M. liebes Bäschen, Du wirst Dir denken können, wie sehr auch ich unter allem leide. Ich bin meiner innersten Einstellung nach wohl wirklich ein âºPazifistâ¹, u. ich habe in Polen unter dem unverminderten Grauen des Krieges vielleicht mehr noch gelitten wie vor 25 Jahren.« Gleichwohl will er die eingezogenen jungen Soldaten nicht allein lassen. »Ich fürchte auch die bevorstehenden Katastrophen der Menschheit, aber ich kann nicht, wenn die junge deutsche Mannschaft kämpft, abseits stehen.«
Der Kriegseinsatz dauert bis Ende1941 , als Plettenberg beurlaubt wird, um parallel zu seiner Anstellung im Haus Schaumburg-Lippe die Generalverwaltung des Hauses Hohenzollern zu übernehmen. Bereits1929 , kurz nachdem er der Landwirtschaftskammer für die Provinz Brandenburg und Berlin die Zusage gegeben hatte, deren Forstabteilung zu leiten, hatte das Haus Hohenzollern mit der Aufsicht über acht Oberförstereien und den Wohnsitz von Prinz Louis Ferdinand gelockt. Vergeblich. Dieses Mal lehnt Plettenberg nicht ab. Seine Fachkenntnisse, aber auch sein ausgleichendes Wesen und seine Zuverlässigkeit sind bekannt und gefragt. 1939 hat er schon das Schiedsrichteramt für eventuelle Erbstreitigkeiten zwischen dem Kronprinzen und dem einstigen Kaiser Wilhelm II . übernommen, der 1941 gestorben ist. Stellvertreter als Schiedsrichter ist auf seinen Vorschlag hin sein Freund Carl-Hans von Hardenberg geworden.
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IV.
In dessen Haus in Neuhardenberg bei Berlin finden seit Anfang der dreiÃiger Jahre Zusammenkünfte statt, zwanglose Treffen, bei denen Militärs, Diplomaten und Beamte offen über die politische Lage sprechen. Darunter sind der ehemalige Chef der Heeresleitung, Kurt Freiherr von Hammerstein-Equord, Botschafter Ulrich von Hassell, der stellvertretende Polizeipräsident von Berlin, Fritz-Dietlof Graf von der Schulenburg, und Kurt von Plettenberg, der wie die anderen das Kriegsgeschehen zunehmend mit Sorge und die Massaker hinter der Front mit Entsetzen betrachtet. So ist Hardenberg im Oktober 1941 in geringer Höhe über Borissow in WeiÃrussland geflogen und hat gesehen, wie die SS Menschen zusammentrieb. Nach späteren Angaben sollen dort 7000 Juden ermordet worden sein. Axel von dem Bussche hat Plettenberg schockiert geschildert, wie er im Oktober 1942 auf dem Flugplatz von Dubno in der Ukraine zufällig Zeuge einer Massenexekution von Zivilisten, überwiegend Juden, durch die SS wurde. Plettenberg, der aufmerksam zuhört, sagt Bussche voraus, bei Kriegsende würden wohl im »Schutze« deutscher Waffen ebenso viele wehrlos Ermordete zu beklagen sein wie tote deutsche Soldaten. Und das auf 20 Millionen geschätzte jüdische Volk werde um mindestens ein Viertel dezimiert sein. Kaum einer hat zu diesem Zeitpunkt so exakt die Zahl ermordeter Juden benannt.
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Eitel Friedrich von PreuÃen bedankt sich für Geburtstagsglückwünsche. Der zweite Sohn Kaiser Wilhelms II . stand dem NS -Regime distanziert gegenüber. Dieses verweigert ihm die ansonsten übliche Beisetzung mit militärischen Ehren, als der Kaisersohn am 8. Dezember 1942 stirbt.
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Plettenberg sieht es längst als erste Priorität an, gegen das Regime zu handeln und die Massenausrottung zu beenden, wie Bussche bezeugt. Dazu haben ihn nicht nur die Augenzeugenberichte, sondern das eigene Erleben und Informationen aus anderen Quellen gebracht. Freunde wie Hardenberg und Tresckow sind geeignete Ansprechpartner, denn sie organisieren inzwischen den Widerstand. Anfang 1944 besucht Gotthard von Falkenhausen, einer der Verschwörer in Paris, Plettenberg in Potsdam. Sie reden
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