Stauffenbergs Gefaehrten
über die Unwägbarkeiten bei der Vorbereitung eines Attentats, Plettenberg beklagt sich, wie sich Falkenhausen erinnert, über die mutlose Haltung der hohen Generalität, »die trotz besserer Erkenntnis den Entschluà zu verantwortungsbewuÃtem Handeln nicht finden konnte«. Im Frühjahr 1944 ist in Neuhardenberg auch häufig Claus Schenk Graf von Stauffenberg zu Gast, ebenso dessen Adjutant Werner von Haeften, sein Ordonnanzoffizier Friedrich Karl Klausing und andere Offiziere, die mit den Attentatsvorbereitungen beschäftigt sind. Um kein Aufsehen zu erregen, lassen sie es nach auÃen so aussehen, als wollten sie den Hardenberg-Töchtern »den Hof machen«. Plettenberg, der in diesen Wochen oft mit Stauffenberg zusammentrifft, lernt die Planungen für den Umsturz genau kennen.
Als Zivilist ist Plettenberg nicht für die Militäraktion am 20. Juli eingeplant, wohl aber erhält sein Büro einen Anruf von Stauffenberg, der Plettenberg bitten will, mit ihm am 19. Juli nach Neuhardenberg zu fahren. Unklar bleibt, ob das der Code für das bevorstehende Attentat ist. Plettenberg arbeitet an diesem Tag nicht in seinem Büro und nimmt die Gesprächsnotiz des Telefonats, die seine Mitarbeiter ihm auf den Tisch legen, erst zur Kenntnis, als er am 24. Juli wieder zu seinem provisorischen Quartier im Cecilienhof in Potsdam kommt: Sein eigentlicher Wohn- und Dienstsitz, das Niederländische Palais, ist von Bomben stark zerstört. Loyale Mitarbeiter haben den gefährlichen Zettel beiseitegelegt. Plettenberg ist auch nicht als Politischer Beauftragter in einem Wehrkreis vorgesehen, wie die mit ihm befreundeten Heinrich Graf zu Dohna für OstpreuÃen und Forstkollege Joachim Freiherr von Willisen für Stettin. Die insgesamt 17 Beauftragten sollen bei Gelingen des Staatsstreichs die öffentliche Ordnung aufrechterhalten.
Gleichwohl ist Plettenberg eine feste GröÃe im Widerstand. Seine zahlreichen Kontakte und umfangreichen Kenntnisse über Personen bis in die Ministerien hinein machen ihn zu einem wichtigen Berater der Mitverschworenen. Er benennt vertrauenswürdige Menschen und vermittelt sie zuverlässig, auch überzeugt er selbst Vertraute, sich am Widerstand zu beteiligen. Willisens Urteil in seinen Erinnerungen ist hier eindeutig: »Plettenberg war einer der befähigtsten und gütigsten Menschen, die mir im Leben begegneten. Und gerade er war es, der mich letztlich davon überzeugt hat, daà es keine andere Möglichkeit gäbe, als Hitler gewaltsam zu beseitigen.«
Die Zurückhaltung, Plettenberg operativ einzubinden, erklärt Axel von dem Bussche 1985 in einem Vortrag mit der Gefahr für die Häuser Hohenzollern und Schaumburg-Lippe, für die Plettenberg arbeitet. Bussche und Schulenburg hatten Informationen erhalten, Kreise der NSDAP -Führung warteten nur auf einen geeigneten Anlass, Mitglieder der bis 1918 regierenden Häuser zu liquidieren. Plettenberg hätte sie also in Gefahr bringen können. Andererseits besitzt er zwar einen groÃen Vertrauensbonus in beiden Häusern, aber er ist lediglich ihr Angestellter und damit von ihnen abhängig. Das mag auch ein Grund gewesen sein, warum Kurt von Plettenberg nicht vom Niederländischen Palais aus geschossen hat. »Die Gestapo hätte bei Misslingen meinem Vater niemals abgenommen, dass kein Mitglied des ehemaligen Königshauses involviert war, wenn ausgerechnet deren Generalbevollmächtigter den Todesschuss auf Hitler abgibt«, vermutet sein Sohn Karl-Wilhelm von Plettenberg.
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Obwohl Plettenberg am 20. Juli nicht eingesetzt wird, muss er schon allein als Mitwisser täglich mit seiner Verhaftung rechnen. Drei Tage nach dem Attentat wird sein bester Freund Carl-Hans von Hardenberg festgenommen, der auf seinen Einsatz als künftiger Oberpräsident von Berlin und Brandenburg gewartet hat, zwei Selbstmordversuche bei der Festnahme sind missglückt. In Haft kommt auch Plettenbergs Schwiegervater Helmuth Freiherr von Maltzahn. Während nach und nach weitere Vertraute inhaftiert und hingerichtet werden, bleibt Plettenberg scheinbar verschont. Damit kommt er nur schwer zurecht, wie ein grüblerischer Brief vom 20. August 1944 an seine Frau vermuten lässt. Es mag sein, so schreibt er, »daà die schwereren und gröÃeren Aufgaben für die Lebenden â vorläufig Ãberlebenden â vor uns liegen«.
Versuche, sich an
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