Stauffenbergs Gefaehrten
Schulze-Büttger unmittelbar neben Tresckow, dem strategischen Kopf des militärischen Widerstands. Aus dieser Zeit stammt auch die Bekanntschaft mit dem Tresckow-Vertrauten Fabian von Schlabrendorff, der über Schulze-Büttger schreibt: »Seine groÃe Befähigung verbarg sich hinter einer echten Bescheidenheit, die es ihm erlaubte, zurückzutreten und anderen den Ruhm zu lassen. Er war in alles eingeweiht. Das bedeutete keine Gefahr bei ihm, da auf seinem Gesicht die Verschwiegenheit sich deutlich abzeichnete. Sein Auftreten war kurz und bestimmt. Im Umgang mit anderen Menschen war er ohne jede AnmaÃung. Seine Sicherheit erlaubte es ihm, immer freundlich und höflich zu sein, ohne von seiner Ãberzeugung auch nur einen FuÃbreit abzuweichen.« 1
In den Flussauen bei Smolensk erproben Tresckow und Schulze-Büttger wochenlang die verschiedensten Sprengstoffe, die der für Feindnachrichten und Aufklärung zuständige Stabsoffizier Rudolf Freiherr von Gersdorff für das Attentat besorgt hat. Am Ende entscheiden sie sich für den englischen, der für die eigenen Pläne am besten geeignet scheint.
Als mehrere Attentatsversuche gescheitert sind und schlieÃlich nur noch Stauffenberg allein ab Juli 1944 die Chance bekommt, in die Nähe von Hitler zu gelangen, sind Tresckow und Schulze-Büttger gerade im Fronteinsatz in heftigste Abwehrkämpfe gegen die entscheidende Offensive der Roten Armee verwickelt. Beide sind jeweils Chef des Stabes in benachbarten Truppenteilen â Tresckow bei der 2. Armee der Heeresgruppe Mitte, Schulze-Büttger bei der 4. Panzerarmee der Heeresgruppe Süd â und deswegen schwer in die Attentatsoperationen einzuplanen. Sie sind sichtlich angespannt. Nach Jahren der Konspiration sind sie verbittert und ernüchtert über die zögerliche Haltung der Feldmarschälle Kluge und Manstein, die von allen Plänen wissen, aber nicht bereit sind, zentrale Verantwortung für ein Gelingen des Staatsstreichs zu übernehmen.
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Am Kartentisch: Der engste Kreis des Widerstands um Henning von Tresckow (4. v. r.). Schulze-Büttger ist der 4. v. l., Schlabrendorff ganz rechts stehend.
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Tresckow und Schulze-Büttger treffen sich noch spät in der Nacht vom 20. auf den 21. Juli. Nach auÃen hin ist davon die Rede, die beiden benachbarten Armeen für den notwendigen Rückzug zu verbinden. Tresckow meint zu dem schwierigen Manöver: »Wäre nicht schön. Etwas reichlich im Augenblick!« 2 Vor allem aber warten beide dringend auf Nachrichten oder sogar eine Anforderung aus dem Bendlerblock in Berlin. Als Tresckow von Schlabrendorff dann erst gegen Morgen erfährt, dass der Staatsstreich in Berlin gescheitert ist, beschlieÃt er seinen Selbstmord, getarnt als Partisanenüberfall im Niemandsland der Front. Er will für seine Mitverschwörer Zeit gewinnen und die Schuld auf sich allein lenken, falls das Komplott überhaupt entdeckt wird, was zu dem Zeitpunkt noch keinesfalls sicher ist. Schulze-Büttger soll sich um den Rückzug der Soldaten des gefährdeten Frontabschnitts kümmern.
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Jutta Schulze-Büttger auf der Flucht, mit Treckwagen
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Erst einen Monat später, als Hitler, Himmler und der Gestapo das ganze Ausmaà der Verschwörung allmählich bekannt wird, wird Georg Schulze-Büttger verhaftet. Allein schon seine Nähe zu Beck und Tresckow bringt ihn zwingend in den Kreis der Verdächtigen, wenn er auch â wie die ganze Gruppe um Tresckow â äuÃerst umsichtig im Verwischen von Spuren und Dokumenten vorgegangen war. In der Gestapo-Zentrale in der Prinz-Albrecht-StraÃe sieht ihn Schlabrendorff noch einmal von ferne in einem Gang des Gefängnisses: »Seine Miene war verschlossen. Auch nur einen Blick auszutauschen, war in diesem Augenblick unmöglich. Aber die Festigkeit seiner Haltung wird mir unvergessen sein.« 3
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IV.
Der neunjährige Sohn Schulze-Büttgers, der den Namen seines Vaters trägt, kann diesen Anblick nie in seinem Leben vergessen: Georg sitzt im schützenden Rahmen des Treckwagens, neben sich den eineinhalbjährigen Bruder Jobst und die vierjährige Schwester Jutta. Es ist März1945 , drauÃen herrscht klirrende Kälte. Die Kinder sind so eingemümmelt in Decken, dass sie schon deswegen kaum etwas von der Umgebung, dem Chaos, der Panik und dem Lärm ringsum mitkriegen, sie
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