Stauffenbergs Gefaehrten
Volksgerichtshof am 13. Oktober1944 , von dem es einen kurzen, sehr beeindruckenden Filmausschnitt gibt.
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II.
Wahrscheinlich muss man es nachträglich als Glück ansehen, dass Georg Schulze-Büttger (geboren am 5. Oktober 1904 in Posen, aufgewachsen in Hildesheim) relativ früh eine Chance erhielt, sich von den falschen Versprechen der »hitzköpfigen und abenteuerlichen Männer« (Tagebucheintrag) abzusetzen, von deren agitatorischen Reden und illegalen Aktionen er sich so unbedarft hatte verführen lassen. Zunächst aber folgte auf diesen so schmählich endenden Ausflug in die Tagespolitik die Auflösung seiner ganzen Jahrgangsklasse und die persönliche Strafversetzung nach WestpreuÃen. Das war ein herber Rückschlag für den jungen Soldaten, der, seinem früh verstorbenen Vater nachstrebend, schon mit 17 Jahren zum Militär wollte und nun nicht mehr zu seinem Elite-Regiment, den berühmten »Goslarer Jägern«, zurückkehren durfte. Jetzt kam er ins Infanterie-Regiment 3 und sollte sich bewähren. Anfang der dreiÃiger Jahre konnte er dann doch die ersehnte Generalstabsausbildung in Dresden antreten, die er als einer der Besten abschloss.
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Tischkarte des Bräutigams für die Hochzeitstafel (18. September 1934)
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Auf einem Fest in Berlin und während eines Skiurlaubs im Riesengebirge lernt er seine spätere Frau, Jutta Neumann, näher kennen. Die junge Dame ist zu dieser Zeit oft im Hause des Generalfeldmarschalls von Mackensen anzutreffen, des engsten Freundes ihrer Eltern. Bei der Hochzeit im Jahre1934 ist Georg dreiÃig, Jutta zwanzig Jahre alt. In den Zeiten der berufsbedingten Trennung â sogar in den Wochen zwischen seiner Festnahme am 20. August 1944 und seinem Ausschluss aus der Armee im Ehrenhof-Verfahren vom 21. September â schreibt Georg fast täglich Briefe an seine Frau. Sie lassen eine sehr nahe Vertrautheit zwischen den Eheleuten erkennen, wobei Georg der ernstere von beiden, Jutta aber ein »unternehmungslustiger Wildfang und schwer zu bändigen« ist. Sie hat den Ruf einer rasanten und wagemutigen Reiterin. Die beiden haben drei Kinder: Georg, geb.1936 , Jutta, geb.1940 , und Jobst, geb. 1943. Die junge Familie besitzt eine kleine Dienstwohnung in Hameln, die nach dem Krieg auch Juttas Zuflucht werden wird, lebt aber die meiste Zeit in der Nähe von Kolberg auf dem Gut Semerow, dem Besitz von Juttas Eltern in Hinterpommern.
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III.
Die prägende Figur im Leben des jungen Offiziers ist Generaloberst Ludwig Beck, Chef des Generalstabs, dessen Adjutant er von 1935 bis 1938 wird. Voller Hochachtung spricht er von diesem Vorgesetzten, den er tief verehrt, dessen Haltung, Bildung, Verschwiegenheit und Ernsthaftigkeit er sich zum Vorbild nimmt. Manchmal ist auch seine Frau bei den Ausritten im Berliner Tiergarten dabei. Es wird nicht viel geredet bei solchen Anlässen, aber Jutta kennt die Gegnerschaft Becks und ihres Mannes gegen Hitler und seine Umgebung.1938 , nach der blutigen Pogromnacht, sagt Georg zu ihr: »Diesen Tag werden wir noch einmal bitter bereuen.«
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Foto für den Vater an der Front, 3. Juli 1944: Georg, Jobst und Jutta
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Im Generalstab vertieft er auch seine Zusammenarbeit mit Henning von Tresckow, dem begnadeten Strategen, der für Beck gerade die Studie über das »Unternehmen Grün« ausarbeitet, eine Denkschrift aus dem Jahre1938 , die gegen Hitlers Pläne gerichtet ist, die junge tschechoslowakische Republik zu überfallen und groÃe Teile davon dem Deutschen Reich einzuverleiben. Tresckow, Beck und damit auch Schulze-Büttger sind überzeugt: Das bedeutet einen neuen Weltkrieg, und diesen kann Deutschland nur verlieren. Zu diesem Zeitpunkt befindet sich die Zentrale der Gegner des Krieges mitten im höchsten militärischen Planungsstab.
Als Beck sich weder bei Hitler noch bei den wichtigsten Generälen durchsetzen kann, tritt er zurück. Tresckow aber, der ab 1941 in der Heeresgruppe Mitte die entschlossenste Gruppe für den geplanten Umsturz und das Attentat auf Hitler zu bilden versucht, holt Schulze-Büttger, der im Sinne Becks vorher versucht hatte, General Erich von Manstein für die Opposition zu gewinnen, als »Ia/op« zu sich â als Ersten Stabs- und Operationsoffizier, zuständig für Planung und Befehlsgebung. Auf dem berühmten Foto vom Stab der Heeresgruppe Mitte am Kartentisch steht
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