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Stauffenbergs Gefaehrten

Titel: Stauffenbergs Gefaehrten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Antje Vollmer , Lars-Broder Keil
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Decknamen, so »Langer«, »Dr. Bernd«, »Gustav« oder »Dr. Schicht«, die OSS -Leute nennen ihn »Tiny« (dabei war er mindestens 1,90 m groß). Laut Strässer gehörte er »sowohl dem Geheimen Meldedienst als auch der Spionageabwehr- und Gegenspionage-Abteilung der Kriegsorganisation Schweiz ( KOS ) an, so daß seine im Dienst der Opposition stehenden Verbindungen zu Vertretern alliierter Nachrichtendienste, insbesondere zum amerikanischen Office of Strategic Services ( OSS ) unter Allen Welsh Dulles, in der Schweiz abwehrdienstlich zu legitimieren waren«. 11
    An den neuen Überlegungen seit 1941/42 für den Staatsstreich und die Gewinnung neuer Mitstreiter, gerade im Kreis der Militärs um Tresckow und Stauffenberg, kann er schon aus räumlichen Gründen nicht beteiligt sein. Er kennt die Beteiligten nicht und hat auf sie keinen Einfluss. Seine Kontakte nach Berlin unterhalten für ihn das Ehepaar Elisabeth und Theodor Strünck (Letzterer wird noch am 9. April 1945 im KZ Flossenbürg ermordet) sowie Eduard Waetjen, alle drei Mitarbeiter der Abwehr. Gisevius verwaltet nach Rücksprache mit Dohnanyi und Canaris einen Devisenfonds, aus dem gelegentlich Kautionen zugunsten geflohener Berliner Juden für ihren Aufenthalt in der Schweiz bezahlt werden. Gleichzeitig soll dieser Fonds für die Aufwendungen der Übergangsregierung nach erfolgreichem Umsturz zur Verfügung stehen. Er ist also auch eine Art Kriegskasse für künftige Zeiten in den Händen von Gisevius, über deren Verwendung es einmal sogar zu einem Zerwürfnis mit Canaris kommt.
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V.
    Das feingestrickte konspirative Netzwerk vieler Nachrichtendienste in der eigentlich neutralen Schweiz der Kriegsjahre füllt allmählich mehr und mehr das Leben des Hans Bernd Gisevius aus. Inwieweit er dabei wirklich nur einer Loyalität folgt, müssten weitere Archivrecherchen in Washington und London klären. Auch mit dem britischen Nachrichtendienst MI 6 versucht er, als Konfident Kontakt aufzunehmen. Dort aber hält man ihn für einen Doppelagenten und rückt von ihm ab. Umso intensiver gerät sein Kontakt zu Allen W. Dulles und dessen engstem Mitarbeiter, dem Deutsch-Amerikaner Gero von Gaevernitz. Begonnen hatte die Zusammenarbeit unmittelbar nach Dulles’ Ankunft 1942 in der Schweiz, und sie setzt sich bis weit in die Nachkriegszeit hinein fort.
    Dulles schreibt später über Gisevius: »Meine Verbindung zu Gisevius mußte durch alle nur erdenkliche Vorsicht geschützt werden. Im allgemeinen trafen wir uns spätnachts, entweder in Zürich oder in Bern, unter der schützenden Decke der Schweizer Verdunkelung, durch die es fast unmöglich wurde, jemanden zu erkennen oder zu verfolgen. Aber eine ständig vorhandene Gefahr gab es, nämlich die, daß unsere Geheimchiffren entziffert werden würden.« 12 Gisevius informiert Dulles gleich bei ihrem ersten Treffen direkt über ein von der deutschen Abwehr dechiffriertes Schreiben des OSS . »Der Zwischenfall des dechiffrierten Schlüssels brachte Gisevius und mich eigentlich noch enger zusammen«, bemerkt der vorsichtige Dulles 13 , der es bei anderen Emissären (z.B. Adam von Trott zu Solz oder Helmuth James von Moltke) abgelehnt hatte, diese direkt zu treffen. Solche Kontakte überließ er in der Regel der Vermittlung von Gero von Gaevernitz.
    Gisevius aber war sein wichtigster Informant für die berühmten »Breakers Cables«, jene Geheimberichte über Umfang und Absichten der Verschwörer in Deutschland, die die OSS -Mission wiederholt von Bern nach Washington schickte. Damit versuchte Allen W. Dulles seit Beginn seiner Mission in Bern, Präsident Roosevelts strikte Direktive zu erschüttern, dem Widerstand in Deutschland keinerlei Ermutigung zukommen zu lassen. »Absolute silence« und »unconditional surrender«, so lautete die gemeinsame Absprache der Alliierten-Treffen von London, Casablanca und Teheran für den Umgang mit Emissären des Widerstands, die auf ein gewisses Verständnis auf Seiten der Alliierten hofften. Der US -Präsident bemühte sich in dieser Phase des Krieges nach Kräften, alles zu unterbinden, was die Zusammenarbeit mit Stalin gefährdet hätte. Ja, Roosevelt und sein engster Beraterstab waren damals sogar fest entschlossen, diese Kooperation auch nach dem Kriegsende noch fortzusetzen. 14
    Dulles, seinen engsten

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