Stauffenbergs Gefaehrten
â bemüht habe und deswegen in seinem Bewerbungsschreiben sogar das Datum der ersten Bewerbung um die Parteimitgliedschaft auf März 1933 zurückdatierte. Den Posten bekam dann Rudolf Diels, der Günstling Hermann Görings, mit dem der Unterlegene fortan in bitterer Fehde lag.
Kamber ist vorsichtiger und hält die Bewerbung um die Parteimitgliedschaft für eine aus beruflichen Gründen auferlegte Notwendigkeit zur eigenen Absicherung, nachdem Gisevius statt in dem angestrebten Leitungsamt bei der Politischen Polizei schlieÃlich im August 1933 als Assessor im preuÃischen Verwaltungsdienst unterkam. Er war erneut â und nicht zum letzten Mal â durch seine Heftigkeiten in politische und berufliche Schwierigkeiten geraten, und am 31. Oktober hatte die Gestapo sogar einen Haftbefehl gegen ihn wegen »reaktionärer Umtriebe« erlassen. Ob Diels oder Heydrich dahintersteckte, ist nicht mehr sicher zu ermitteln.
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Giseviusâ Antrag auf Mitgliedschaft in der NSDAP
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Was auch immer der Grund für den Antrag gewesen sein mag, eine Parteimitgliedschaft erfolgte nicht â seit dem Frühjahr 1933 herrschte wegen des Massenandrangs sowieso eine Aufnahmesperre für die NSDAP , die erst in der Vorphase des Krieges, seit Mitte1937 , aufgehoben wurde. In seinen eigenen späteren Erinnerungen aber hat Gisevius sich immer als Nicht-Parteimitglied bezeichnet. Den Aufnahmeantrag hat er nicht erwähnt.
Offiziell war Gisevius nach seiner Zeit bei der Gestapo Beamter, erst im preuÃischen, dann im Reichsinnenministerium. Er war also dem Reichsinnenminister Wilhelm Frick unterstellt, auch wenn er dann im Rahmen seiner Tätigkeit für den Widerstand gelegentlich in unterschiedlicher Funktion an andere Stellen ausgeliehen wurde. Seinem NS -Chef hat er die Treue gehalten, und im Nürnberger Prozess wurde er sogar zu Fricks Entlastungszeugen. Beruflich aber bestand sein Tagesablauf fortan vor allem aus Sammeln, Erstellen und Archivieren von Dokumenten, Herumhocken in Vorzimmern von höheren Funktionären, Treffen mit Kollegen und später Mitverschwörern in und auÃerhalb der Dienstzeit, Verfassen und Verstecken von geheimen Notizen über wichtige Persönlichkeiten und politische Ereignisse.
Im Februar 1935 nahm er als zuständiger Referent an den internen Besprechungen über den Umgang mit dem seit 1933 verhafteten KPD -Vorsitzenden Ernst Thälmann teil. Strässer berichtet: »Er sprach sich vehement gegen ein ordentliches Gerichtsverfahren für den Kommunistenführer aus. Ohnehin müsse man Thälmann, so Gisevius, auch nach Durchführung eines Strafverfahrens und nach VerbüÃung der Haft âºin sicherem Gewahrsam behalten. Das Ausland werde dafür ⦠volles Verständnis aufbringen.â¹Â« 8
Den ambitionierten, leicht kränkbaren Beamten konnte das Referentenleben nicht ausfüllen. Bei interessanteren Aufgaben, zum Beispiel bei der Einsatzleitung während der Olympischen Spiele 1936 in Berlin, intervenierte der SD -Chef Reinhard Heydrich gegen ihn und sorgte so für seine Ablösung. »Für Gisevius ist dieser Misserfolg in der Frühphase des Nationalsozialismus allerdings zum Schlüsselerlebnis geworden«, schreibt Strässer. »Seine aus einem Rivalitätsverhältnis entstandene Gegnerschaft zu den Mächtigen der Gestapo weitete sich schlieÃlich zu einer Bekämpfung des Hitler-Regimes überhaupt aus.« 9
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III.
Giseviusâ Leidenschaft ist und bleibt die Kriminalistik, die politische Recherche und Deutung verworrener Tatbestände, aber auch die geheimdienstliche Tätigkeit bis hin zur militärischen Abwehr. Das beschäftigt seine unruhige, stets sprungbereite Intelligenz, in diesem Umfeld findet er seine Freunde und groÃen Vorbilder â Nebe und Helldorf â, vor allem aber in der Abwehr den von ihm bewunderten Generalmajor und Verschwörer der ersten Stunde, Hans Oster, dazu Abwehrchef Admiral Wilhelm Canaris und dessen Nachfolger, Oberstleutnant Georg Hansen.
Gisevius schreibt gern. Er ist ein glänzender, oft suggestiver Autor, der manchmal zu Zynismen und Ãbertreibungen neigt, aber immer einen zupackenden journalistischen Stil pflegt, der den Leser fesselt. Dem bewunderten Kollegen und Freund Arthur Nebe setzt er in der Nachkriegszeit ein Monument mit einem ausführlichen biographischen Roman, Wo ist Nebe? 10 , in dem er sowohl dessen
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