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Staunen über den Erlöser

Staunen über den Erlöser

Titel: Staunen über den Erlöser Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Max Lucado
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gewesen, er hätte sich am nächsten Morgen vielleicht eingebildet, dass alles nur ein verrückter Traum gewesen war. Einige glauben, dass Malchus später zu der Gemeinde in Jerusalem gehörte. Genau wissen wir es nicht, aber eines ist wohl sicher: Als Malchus die Gerüchte über den Zimmermann hörte, der von den Toten auferstanden war, hat er nicht gelacht. Sondern an seinem Ohrläppchen gezogen und gedacht: Wer so was kann, der kann vielleicht auch auferstehen …
    II
    Es ging alles so schnell. Eben hatte Barabbas noch in seiner Zelle gesessen und auf seine Hinrichtung gewartet, und jetzt stand er plötzlich draußen und kniff die Augen gegen die viel zu helle Sonne zusammen.
    »Du bist frei.«
    Barabbas kratzt sich den Bart. »Was?«
    »Du bist frei. Sie kreuzigen statt dir den Nazarener.«
    Barabbas ist oft als Vertreter der Menschheit allgemein gesehen worden, und dies zu Recht. Er steht in vieler Hinsicht für uns: ein Gefangener, der freikommt, weil ein anderer, ein Wildfremder, seinen Platz einnimmt.
    Aber ich glaube, in einem Punkt war er wahrscheinlich klüger als wir.
    Soviel wir wissen, nahm er seine plötzliche Freiheit genau als das an, was sie war: als unverdientes Geschenk. Jemand warf ihm einen Rettungsring zu und er packte ihn, ohne weiter nachzufragen. Es ist undenkbar, dass er so gehandelt hätte wie manche von uns. Wir nehmen ja oft das Geschenk der Gnade unschlüssig in die Hand und versuchen, es uns zu verdienen oder zu bezahlen oder gelehrt zu beschreiben, anstatt einfach »Danke« zu sagen und es einzustecken.
    So ironisch es klingt: Gottes Gnade annehmen ist eines der schwierigsten Dinge in der Welt. In uns ist etwas, das auf dieses Geschenk allergisch reagiert. Wir haben eine perverse Neigung dazu, Gesetze, Systeme und Regeln zu basteln, die uns unseres Geschenks »würdig« machen.
    Warum ist das so? Der einzige Grund, der mir einfällt, ist – der Stolz. Gnade annehmen bedeutet ja zugeben, dass man Gnade braucht, und das mögen die meisten Menschen nicht. Es bedeutet auch, dass man erkennt, dass man tief drinnen verzweifelt ist, und das mögen die Menschen auch nicht.
    Da war Barabbas klüger. Auf der Wartebank des Todes sitzend, fackelte er nicht lange, als ihm die Freiheit angeboten wurde. Vielleicht hat er gar nicht gewusst, was Gnade ist, und verdient hat er sie mit Sicherheit nicht, aber als man sie ihm anbot, griff er sofort zu. Es täte uns gut, wenn wir einsähen, dass es uns ja gar nicht viel anders geht als Barabbas. Auch wir sind Todeskandidaten, die ohne Gnade keine Chance haben. Verstehe, wer will, warum manche von uns es vorziehen, in ihrer Zelle zu bleiben, obwohl die Tür offen steht.
    III
    Wenn es stimmt, dass ein Bild mehr sagt als tausend Worte, dann gibt es einen römischen Centurio, der ein ganzes Wörterbuch bekam. Er sah Jesus am Kreuz hängen. Er hatte ihn nie predigen gehört, war nicht bei seinen Heilungen dabei gewesen, war ihm nicht mit der Menge gefolgt. Er erlebte nicht, wie er den Sturm stillte. Aber er war dabei, als er starb, und das reichte, um diesen kampferprobten Soldaten einen Riesenschritt des Glaubens tun zu lassen: »Wirklich, dieser Mensch war gerecht!« (Lukas 23,47, ELB).
    Ein inhaltsschwerer Satz. Er zeigt uns, wie auf der Straße der Not die Schuhsohle des Glaubens auf das Pflaster der Realität trifft. Er sagt uns, dass die Qualität des Glaubens, den jemand hat, sich in der Stunde des Schmerzes zeigt und dass Echtheit und Charakter sich in den Widerwärtigkeiten des Lebens offenbaren. Der Glaube bewährt sich nicht im Gottesdienst am Sonntagmorgen oder beim Sommergemeindefest, sondern an Krankenbetten, auf Krebsstationen und Friedhöfen.
    Vielleicht war es das, was diesen alten Soldaten so packte. Standhaftigkeit und Zuversicht im Leiden ist ein mächtiges Zeugnis. Jeder kann auf einer hübschen Sommerwiese eine Predigt halten. Aber nur jemand voller Glauben kann auf einem grauen Hügel des Schmerzes eine Predigt leben.

Kapitel 13
    Nicht ganz, aber fast?
    Fast. Ein trauriges Wort in den Wörterbüchern der Menschen. »Fast.« Seine Verwandten heißen »beinahe«, »das nächste Mal«, »wenn nur« und »es hätte nicht viel gefehlt.« Es ist ein Wort, das nach verpassten Gelegenheiten riecht, nach vergeblichen Mühen und vertanen Chancen, nach »ferner liefen«, Reservebank, Zweitplatzierten und verbrannten Plätzchen.
    Fast. Der Dieb, den die Polizei fast gefasst hätte. Der Auftrag, der fast zustande gekommen wäre. Das Plan, der fast

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