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Staunen über den Erlöser

Staunen über den Erlöser

Titel: Staunen über den Erlöser Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Max Lucado
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niederzubrüllen. Die Wahrheit hat es nicht nötig zu schreien. Gott steht einfach da, die ganze Zeit, und bietet uns seine Wahrheit an. Keine Tricks, keine Attraktionen, keine Manipulationen, nur die Wahrheit.
    Die Reaktionen der Menschen sind unterschiedlich. Die einen wenden sich sofort dem Giftmischer zu, die anderen dem Friedefürsten. Doch die meisten von uns befinden sich irgendwo in der Mitte, am Rande der Clique des Satans und gleichzeitig in Hörweite der Botschaft Gottes.
    Pilatus lernte es am eigenen Leibe, dass die »Fast«-Strategie selbstmörderisch ist. Die anderen Stimmen setzen sich durch. Ihre Lockkraft ist zu stark, ihr Ruf zu bestechend. Und Pilatus lernte auch, dass es keine schwärzere Hölle gibt als die der Reue. Die Schuld der verpassten Gelegenheit kann man mit tausendmal Händewaschen nicht wegbekommen. Es ist eine Sache, sich für etwas zu vergeben, das man getan hat. Es ist etwas ganz anderes zu versuchen, sich für etwas zu vergeben, das man hätte tun können, aber dann unterließ.
    Jesus hat das immer gewusst. Zu unserem eigenen Besten verlangte er damals und verlangt er heute absoluten Gehorsam. Sein Wortschatz kennt kein »fast«. Man ist entweder für ihn oder gegen ihn. Bei Jesus muss »fast« zu »bestimmt« werden, »manchmal« zu »immer«, »wenn nur« zu »egal, was passiert«. Und »ein anderes Mal« zu »jetzt sofort«.
    Nein, Jesus hatte keinen Raum für »fast« und »beinahe«. Bei ihm ist »fast« nicht besser als »nie«.

Kapitel 14
    Die zehn, die wegliefen
    Eigentlich muss man darüber staunen, dass Jesus’ Jünger nach seiner Kreuzigung wieder zusammenkamen. Sie hatten allen Grund dafür, sich in Grund und Boden zu schämen. Sie müssen sich komisch vorgekommen sein, als sie an jenem Sonntag zusammensaßen und sich verlegen anstarrten. Nur zwei Tage vorher waren sie gerannt, als ob der Teufel hinter ihnen her wäre, wie Katzen, über die man einen Eimer heißes Wasser gekippt hat. Sie rannten und rannten und blieben erst stehen, als sie sich in sämtliche verfügbaren Löcher in Jerusalem verkrochen hatten.
    Sie haben sich noch nie gefragt, was die Jünger an diesem Wochenende machten? Ich schon. Ich habe mich gefragt, ob sie vielleicht durch die Straßen gingen. Oder die Koffer packten, um zurück nach Hause zu gehen. Ich frage mich, was sie wohl sagten, wenn die Leute sie fragten, was passiert war. »Tja, also … nun ja …« Ob sie sich zu zweit oder dritt verkrochen oder ganz alleine. Ich frage mich, was sie dachten und wie sie sich fühlten.
    »Wir mussten fliehen! Die hätten uns alle umgebracht!«
    »Ich versteh das alles nicht.«
    »Ich hab ihn schmählich im Stich gelassen.«
    »Er hätte uns warnen können!«
    Ich habe mich gefragt, wo sie waren, als der Himmel sich verfinsterte. Waren sie in der Nähe des Tempels, als der Vorhang vor dem Allerheiligsten zerriss, oder in der Nähe des Friedhofs, als die Gräber sich öffneten? Hat sich vielleicht sogar einer von ihnen getraut, zu dem Hinrichtungshügel zu schleichen und sich unter die Zuschauer zu mischen, die zu den drei Silhouetten hochschauten?
    Niemand weiß die Antwort. Wir können über diese Stunden nur spekulieren. Uns ist nichts überliefert über das schlechte Gewissen, die Angst und die Zweifel der Jünger.
    Aber eines wissen wir. Sie kamen zurück. Langsam, einer nach dem anderen, kamen sie zurück. Matthäus, Nathanael, Andreas. Sie kamen heraus aus ihren Verstecken, heraus aus dem Schatten. Jakobus, Petrus, Thaddäus. Vielleicht waren einige von ihnen schon unterwegs zurück nach Galiläa gewesen, aber dann wieder umgedreht. Andere hatten vielleicht entmutigt das Handtuch geworfen und es sich dann anders überlegt. Andere kamen zurück, obwohl sie sich in Grund und Boden schämten.
    Einer nach dem anderen kamen sie in den bekannten Abendmahlsraum im Obergeschoss. (Die später ankamen, müssen erleichtert gewesen sein, dass die anderen schon dort waren.)
    Aus allen Ecken der Stadt kamen sie. Zu erschlagen, um nach Hause zu gehen, und zu betäubt, um irgendetwas anderes zu machen. Jeder mit der verzweifelten Hoffnung, dass das Ganze nur ein Albtraum gewesen war oder ein grausamer Witz. Jeder auf der Suche nach der Geborgenheit der Gruppe. Sie kamen zurück. Etwas in ihnen weigerte sich, einfach aufzugeben. Etwas in den Worten, die ihr Meister gesprochen hatte, zog sie zurück, brachte sie wieder zusammen.
    Ihre Lage war unangenehm, ja peinlich. Sie hingen in der Mitte zwischen Versagen und

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