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Staunen über den Erlöser

Staunen über den Erlöser

Titel: Staunen über den Erlöser Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Max Lucado
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gelungen wäre. Fast.
    Wie viele Menschen kennen Sie, die etwas fast geschafft hätten?
    »Hab ich dir schon mal erzählt, wie ich fast zum Mitarbeiter des Jahres gewählt worden wäre?«
    »Fast hätte er ganz groß Karriere gemacht.«
    »Ich habe einen Hecht gefangen, der größer war als ich! Nun ja … fast.«
    Solange es Menschen gibt, gibt es dieses fast. Feldherren, die fast eine Schlacht gewonnen hätten, Bergsteiger, die fast den und den Gipfel bezwangen, Schatzsucher, die nahe daran waren, einen Schatz zu heben.
    Eines der größten »Fasts« finden wir in der Bibel. Es ist Pilatus, und er verpasste weit mehr als einen großen Fisch oder eine Medaille.
    Fast hätte er die größte Begnadigung der Geschichte vollzogen. Er begnadigte um ein Haar den Friedefürsten. Beinahe hätte er den Sohn Gottes freigelassen, den Messias freigesprochen. Fast. Er hatte die Macht. Er hatte die Wahl. Er trug den Siegelring der Obrigkeit. Er hätte den Sohn Gottes freilassen können – und beinahe hätte er es getan.
    Fast. Wie oft finden wir diese vier Buchstaben in den Nachrufen unseres Alltags?
    »Fast hätte er die Kurve gekriegt.«
    »Fast wäre sie doch bei ihm geblieben.«
    »Fast hätten sie es noch einmal versucht.«
    »Fast hätten wir das Problem gelöst.«
    »Fast wäre er Christ geworden.«
    Was ist es, das fast zu so einem mächtigen Wort macht? Warum klafft solch ein Abgrund zwischen »Er hat’s geschafft« und »Er hätte es fast geschafft«?
    Bei Pilatus brauchen wir nicht lange zu suchen, um die Antwort zu finden. Wir finden sie im 23. Kapitel des Lukasevangeliums. Dort lesen wir in den Versen 22-23:
    Zum dritten Mal sagte er [Pilatus] zu ihnen: »Was für ein Verbrechen hat er denn begangen? Ich habe nichts feststellen können, wofür er den Tod verdient. Daher will ich ihn auspeitschen lassen, und dann werde ich ihn freilassen.« Sie aber schrien und forderten immer lauter, er solle Jesus kreuzigen lassen, und mit ihrem Geschrei setzten sie sich durch. (EÜ)
    Stimmt genau. Die, die am lautesten schrien, setzten sich durch. Mit dem Ergebnis, dass auch Pilatus’ Stolz sich durchsetzte. Und seine Angst. Und sein Machthunger.
    Die Stimmen der Menge waren nicht die einzigen Stimmen damals. Es gab mindestens noch drei andere Stimmen, auf die Pilatus hätte hören können.
    Er hätte auf Jesus hören können. Er stand ihm Auge in Auge gegenüber. Fünfmal schob er seine Entscheidung auf, in der Hoffnung, Jesus’ Ankläger mit irgendwelchen Manövern ruhigstellen zu können (vgl. Lukas 23,4. 7. 16.20.22), aber jedes Mal war er anschließend nicht weiter als vorher. Dreimal stand er vor ihm, dieser faszinierende Mann aus Nazareth, der gekommen war, um den Menschen die Wahrheit zu offenbaren. »Was ist
    Wahrheit?«, fragte Pilatus ihn (Johannes 18,38). War die Frage echt oder nur rhetorisch? Jesus schweigt, und das redete lauter als das Brüllen der Menge. Aber Pilatus hörte ihm nicht zu.
    Er hätte auch auf seine Frau hören können. »Lass diesen unschuldigen Mann in Ruhe«, sagte sie ihm, »ich hatte letzte Nacht seinetwegen einen schrecklichen Traum« (Matthäus 27,19). Man darf sich gerne fragen, von wem dieser Traum wohl kam, der diese First Lady dazu brachte, einen Mann aus einem Kleinstadtnest in Galiläa unschuldig zu nennen. Pilatus stellte sich die Frage nicht.
    Oder er hätte auf die Stimme in seinem eigenen Inneren hören können. Bestimmt hat er das Spiel durchschaut. »Hananias, Kaiphas, hört mir auf mit eurem Loyalitätsgeschleime, ich weiß genau, was eure Interessen sind.« Bestimmt hat sein Gewissen sich gemeldet. Dieser Mann ist kein Krimineller. Er ist vielleicht ein bisschen komisch, aber das ist doch kein Grund, ihn zu kreuzigen.
    Er hätte auf andere Stimmen hören können als die des Mobs, aber er tat es nicht. Fast hätte er es getan, aber nur fast. Die Stimme des Satans setzte sich durch.
    Sie setzt sich oft durch. Haben Sie ihren honigsüßen Klang auch schon gehört?
    »Einmal ist keinmal.«
    »Das wird deine Frau doch nie erfahren.«
    »Andere tun noch viel schlimmere Dinge.«
    »So bist du wenigstens kein Heuchler.«
    Seine Trickkiste kennt keinen Boden. Der Vater der Lüge wirbt und säuselt wie ein Meisterhausierer, verspricht uns das Blaue vom Himmel herunter und liefert Dreck und Elend. »Komm her, probiere meine neueste Lustkreation, singe mein neuestes Spaßlied. Amüsier dich, solange du Zeit hast; wer weiß, was morgen ist?«
    Und Gott? Er versucht nicht, den Satan

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