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Staunen über den Erlöser

Staunen über den Erlöser

Titel: Staunen über den Erlöser Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Max Lucado
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die Dinge sind nicht halb so kompliziert, wie sie aussehen.«
    So wäre es zum Beispiel selbst für den besten Schriftsteller eine harte Nuss, zu formulieren, wer Jesus war. Johannes nimmt die Hürde mit einem ganz einfachen Vergleich. Der Messias war »das Wort«. Eine wandelnde Botschaft. Ein Liebesbrief. Ob nun ein feuriges Verb oder ein zartes Adjektiv, er war ganz einfach ein Wort.
    Und wie soll man das Leben beschreiben? Nun, Johannes teilt es in zwei Kategorien auf: Licht und Finsternis. Wer in dem einen ist, befindet sich nicht in dem anderen und umgekehrt.
    Die nächste Frage?
    »Der Teufel ist der Vater der Lüge und der Messias der Vater der Wahrheit. Gott ist Liebe, und du bist auf seiner Seite, wenn du auch liebst. Die meisten Probleme im Leben lassen sich dadurch lösen, dass man einander liebt.«
    Und manchmal, wenn es theologisch etwas kompliziert wird, hält Johannes kurz inne, um ein, zwei erklärende Sätze zu bringen. Dieser geduldigen Art, Geschichten zu erzählen, verdanken wir den klassischen Kommentar: »Denn Gott hat die Welt so sehr geliebt, dass er seinen einzigen Sohn hingab« (Johannes 3,16).
    Aber was ich an Johannes am meisten mag, ist die Art, wie er Jesus liebte. Auch seine Beziehung zu Jesus war eigentlich ganz einfach. Für Johannes war Jesus ein guter Freund mit einem guten Herzen und einer guten Idee. Ein Es-war-einmal-Geschichtenerzähler mit einer Oben-über-den-Wolken-Verheißung.
    Man bekommt den Eindruck, dass für Johannes Jesus vor allem ein treuer Freund war. Der Messias? O ja. Gottes Sohn? Jawohl! Ein Wundertäter? Auch das. Aber mehr als all dies war Jesus für Johannes ein Freund. Jemand, mit dem man Zelten oder Kegeln gehen oder die Sterne zählen konnte.
    So einfach. Für Johannes war Jesus kein Handbuch für Gesellschafts- und Weltverbesserer, auch kein Freibrief dafür, Abtreibungskliniken in die Luft zu jagen oder in die Wüste zu ziehen. Jesus war ein Freund.
    Und was macht man mit einem Freund? Nun, auch das ist einfach: Man hält zu ihm.
    Vielleicht ist das der Grund dafür, dass Johannes als Einziger der zwölf Jünger unter dem Kreuz stand. Er war gekommen, um seinem Freund Ade zu sagen. Er gibt selbst zu, dass er noch nicht ganz kapierte, wie alles zusammenhing. Aber das war nicht so wichtig. Sein bester Freund steckte in der Patsche, also musste er ihm helfen.
    »Kannst du für meine Mutter sorgen?«
    Natürlich. Für so was sind Freunde ja da.
    Von Johannes können wir lernen, dass die stärkste Beziehung zu Jesus Christus nicht sehr kompliziert sein muss. Er zeigt uns, dass die festesten Netze der Loyalität nicht aus den Fäden wasserdichter Theologien oder narrensicherer Philosophien gesponnen sind, sondern aus Freundschaften – unerschütterlichen, selbstlosen, freudigen Freundschaften.
    Wir sehen diese beharrliche Liebe und spüren ein brennendes Verlangen, auch eine solche Liebe zu bekommen. Wenn wir mit einem der Menschen von Karfreitag tauschen könnten, dann am ehesten mit Johannes, wie er seinem lieben Herrn ein letztes Lächeln der Freundestreue schenkt.

Kapitel 16
    Hügel der Reue
    Während Jesus auf den Hügel Golgatha stieg, bestieg Judas einen anderen Hügel: den der Reue. Er bestieg ihn allein, und der Pfad war übersät von den Steinen der Scham und der Verzweiflung. Es war eine Landschaft, die so öde war wie seine Seele. Dornen der Reue rissen an seinen Knöcheln und Waden. Die Lippen, die einen König geküsst hatten, waren aufgesprungen vor Trauer. Und auf den Schultern trug er eine Last, die ihn schwer niederdrückte: sein großes Versagen.
    Warum Judas seinen Herrn verriet, ist eigentlich gar nicht so wichtig. Ob es nun Geldgier oder Frust war, das Endergebnis war dasselbe: brennende Reue.
    Vor einigen Jahren besuchte ich den Obersten Gerichtshof der USA. Ich saß auf der Besuchertribüne und sog die Szene vor mir ein. In der Mitte der Oberste Richter, links und rechts neben ihm seine Kollegen. Alle in ihren Richterroben, die Häupter der Justiz. Sie standen für das Denken und Mühen tausender Gehirne durch die Jahrzehnte und Jahrhunderte hindurch. Vor mir saß das Ergebnis des höchsten Strebens des Menschen, mit seinem Versagen umzugehen.
    Als ich da saß, musste ich denken: Wie sinnlos wäre es doch, wenn ich vor dieses Gericht treten und um Vergebung für meine Fehler bitten würde. Vergebung dafür, dass ich im fünften Schuljahr meiner Lehrerin Widerworte gegeben hatte. Vergebung dafür, dass ich Freunde im Stich gelassen

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