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Staustufe (German Edition)

Staustufe (German Edition)

Titel: Staustufe (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alex Reichenbach
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Cousinen glauben? Der lacht sich jetzt tot über dich.»
    «Als Kriminalist hat man so seine Erfahrungen», sagte Winter schroff. «Er kam mir glaubwürdig vor. Meine Hoffnung ist, Sara hat ihre Lektion gelernt. Vielleicht sollten wir ihr jetzt erst mal eine Chance geben und ihr vertrauen.»
    «Mit anderen Worten: Du verschließt weiter die Augen vor den Problemen, und ich kann nicht mit deiner Unterstützung rechnen.» Carolas Ton klang etwas weinerlich, aber zugleich befriedigt, so als habe sie etwas bewiesen. Im selben Moment stellte sie den Fernseher wieder laut, zum Zeichen, dass die Diskussion beendet war.
    «Sei nicht unfair», sagte Winter und erhob sich. «Ich tue, was ich tun kann. Ich bin bloß nicht der liebe Gott.» Zwischen Ärger und Frust verzog er sich wieder in die Küche, wo ein populärwissenschaftliches Magazin ihn ablenkte.

[zur Inhaltsübersicht]
    13
    Montag früh verbreitete die Pressestelle eine Meldung, wonach man im Fall Mainmädchen einen dringend Tatverdächtigen verhaftet habe. Es bestehe zudem der Verdacht, dass der Verdächtige auch noch für weitere Tötungsdelikte verantwortlich sei. Im Keller sei ein menschliches Skelett gefunden worden. Ebenfalls würden Bezüge zu dem Mord an dem unbekannten jungen Mädchen geprüft, dessen Leiche vor etwa zehn Jahren im Stadtteil Nied angeschwemmt wurde.
    So lange ist das schon wieder her?, dachte Winter, als er das las. Ihm war die von Fock veranlasste Pressemeldung nicht recht. Es gab noch zu viele offene Fragen. Außerdem wurde sein Büro jetzt mit Presseanfragen überschüttet, da die Boulevardblätter einen «Serienkiller» witterten, was für diese Medien ungefähr so war wie Weihnachten und Ostern zugleich. Winter stellte sein Telefon auf Hildchen um, damit er überhaupt zum Arbeiten kam.
    Um halb elf entließen sie Nino Benedetti aus der U-Haft. Die Schreibkraft hatte den Geständniswiderruf protokolliert. Winter erinnerte Benedetti daran, dass er wahrscheinlich niemals in Haft gekommen wäre, hätte er von Anfang an die Wahrheit gesagt – nämlich dass er unschuldig sei. Ihn so in Sicherheit wiegend, hängte er noch eine Verhörfrage hintendran: Wie Benedetti es sich erkläre, dass keine Fingerabdrücke des Mädchens in seiner Wohnung gefunden worden seien?
    Dieses Rätsel wollte Winter schon noch geklärt haben. Benedetti verstand allerdings nicht, warum «keine Fingerabdrücke» ein Problem sein sollten.
    «Das Mädchen war doch bei Ihnen», erläuterte Winter. «Wenn wir dann bei der Untersuchung der Wohnung keine Spuren finden, dann sieht es so aus, als hätte da jemand sehr sorgfältig geputzt, um Spuren zu beseitigen.»
    Benedetti machte große dunkle Augen. Putzen sei doch nicht verboten. Übrigens habe Jeannette in der Wohnung kaum etwas angefasst. Sie habe sich die ganze Zeit bedienen lassen.
    «Und die Türklinken? Im Bad beispielsweise?»
    Benedetti zuckte die Schultern. Da müsse er seine Frau fragen. Normalerweise mache sie Freitag früh großen Hausputz, aber er glaube, in der Woche habe sie sogar schon Donnerstag geputzt, nachdem Jeannette weg war.
    «Aber die Türklinken? Die reinigt sie doch nicht auch?»
    Benedetti sah ihn wieder mit großen Augen an. «Sicher macht sie das. Haben Sie denn keine Ahnung von Hygiene? An Türklinken, an Wasserhähnen und in Kühlschränken finden sich die meisten Keime. Lenchen reinigt die erst mit Wasser und Seife und dann noch mal mit Alkohol. Genau wie die Wassertaste an der Toilettenspülung.» Aha. Serdaris und Benedetti waren Hygienefreaks. Damit war diese Frage auch geklärt.
    Aber war Stolze wirklich der Täter? Einiges schien Winter seltsam. Wer hatte das Glas der Terrassentür zertrümmert? Was wusste die Familie von Stolzes mörderischen Machenschaften?
    Um ein bisschen mehr über Familie Stolze zu erfahren, nahm Winter einen Aktenordner aus Stolzes Büro zur Hand. Er war mit der aktuellen Jahreszahl beschriftet. Als er den Ordner aufschlug, fiel sein Blick auf einen Kontoauszug Stolzes. Ganz oben verzeichnet stand eine Gutschrift über fünfhundertfünfzig Euro, die von einem Werner Geibel kam.
    Winter hatte das Gefühl, dass es in seinem Gehirn knirschte. Werner Geibel? Woher kannte er den Namen?
    Dann fiel es ihm wieder ein. Der Griesheimer Polizist, den Aksoy erwähnt hatte. Er musste sofort mit dem Mann sprechen. Er sah im Telefonbuch nach. Kein Eintrag.
    «Sven?», sprach er Kettler an.
    «Ja?»
    «Du kanntest mal einen Kollegen, der in Griesheim am Mainufer wohnte,

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