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Staustufe (German Edition)

Staustufe (German Edition)

Titel: Staustufe (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alex Reichenbach
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in Griesheim gemeldeten männlichen Inder oder Pakistanis ohne Familie aufsuchen. Das Mädchen muss unbedingt da rausgeholt werden, wenn es wirklich als Haussklavin gehalten wird. Übrigens, bei Verdacht auf Zusammenhang mit dem alten Mordfall sind Sie doch beim K 11 selbst zuständig.»
    Dieser Zusammenhang war allerdings, genau wie der Dienstmädchenstatus des von Winter heute beobachteten Kindes, bislang nur ein Hirngespinst. Er hätte Aksoy die Sache nicht erzählen sollen. Fock würde die Hände über dem Kopf zusammenschlagen, wenn Winter auf einen vagen Verdacht hin Ermittlungen aufnahm. Das Wahrscheinlichste war doch: Das kleine Mädchen beim Supermarkt war nichts weiter als die Tochter des Mannes. Und selbst falls nicht: Würde es einem illegalen Dienstmädchen denn helfen, wenn es von der Polizei aufgegriffen und aus dem Land gebracht wurde? Die Eltern waren in solchen Fällen meist bitter arm. Sie verkauften ihre Töchter als Hausmädchen, weil sie sie nicht ernähren konnten. Eine Abschiebung zu den Eltern würde für ein solches Kind nicht Rettung, sondern eine Katastrophe bedeuten.
    Winter seufzte und schrieb erst einmal eine Mail an Scheschelsky von der OK mit der Frage, ob sie über geschleuste weibliche Hausangestellte bei Indern, Pakistanis oder Afghanen in Griesheim etwas wüssten. Damit legte er sich nicht fest. Und er konnte Aksoy sagen, er hätte etwas unternommen.

    Sebastian, den Winter direkt danach vernahm, wusste praktisch nichts. Den Polizisten Werner Geibel hielt der Junge für einen langjährigen Kunden oder Geschäftspartner seines Vaters. Der Vater habe für Geibel eine Menge erledigt. Er selbst habe den Mann aber nie gesehen. Seine Mutter habe letzte Woche im Internet nach Geibel recherchieren wollen. Er habe den Verdacht, dass sein Vater an illegalen Geschäften wie Waffenschiebereien beteiligt gewesen sei. Doch Genaueres wisse er nicht.
    Winter spürte tiefes Mitleid mit dem Jungen. Als er begann, ihn über das Mainmädchen zu befragen, wurde Sebastian leichenblass.
    «Nee, echt jetzt», stammelte er. «Sie wollen mir doch nicht erzählen, dass mein Vater was damit zu tun hat?»
    «Wir haben leider den Verdacht», sagte Winter. Oder zeigte die plötzliche Blässe des Jungen, dass er doch zumindest in der Mainmädchensache der Täter war? Und der Vater hatte es herausgefunden und hatte ihn richten wollen, um ihm Prozess und Gefängnis zu ersparen? – Nein, Unsinn. Dann hätte Sebastian ganz anders reagiert. Er musste dann doch wissen, dass sie die blutigen Müllbeutel im Keller gefunden hatten.
    Winter fischte Aksoys Mainmädchen-Fahndungsplakat aus seiner Mappe.
    «Kannst du dich erinnern, in den letzten Wochen ein Mädchen mit dieser Bekleidung gesehen zu haben?»
    «Nein. Aber ein Freund von mir im Ruderclub meinte, die wäre bei ihnen gewesen, am letzten, Quatsch, vorletzten Freitag.»
    «Ach. Wie heißt der Freund?»
    «Gabor Steller.»
    Winter ließ sich die Adresse des Gabor Steller geben. Als er den Raum verließ, sah er noch, wie Sebastian sich über den Tisch beugte und den Kopf in den Händen vergrub.

    Dienstag früh kam der Bericht aus der Forensik und auch ein paar andere Unterlagen, die Winter angefordert hatte. Seine Hypothese erhärtete sich. Mittags bekamen sie die Nachricht, Sabine Stolze sei vernehmungsfähig. Körperlich gehe es ihr besser. Aber sie hatte sich auf eigenen Wunsch in die psychiatrische Abteilung der Uniklinik einweisen lassen.
    Winter fand das merkwürdig. Hoffte Frau Stolze darauf, als schuldunfähig eingestuft zu werden? Vielleicht wollte sie auf diese Weise aber auch um die Untersuchungshaft herumkommen. Jedenfalls schien Winter die Psychiatrieeinweisung wie ein Schuldeingeständnis. Seit den Erkenntnissen betreffs Werner Geibel mutmaßte er ohnehin, dass Sabine Stolze an den Verbrechen beteiligt gewesen war.
    Auf dem Weg zum Uniklinik-Gelände beschloss Winter spontan, einen Umweg über Griesheim zu fahren. Völlig irregulär. Doch irgendetwas trieb ihn. Er fuhr in die Haeussermannstraße und klingelte unten im Haus bei der Manteufel. Die war tatsächlich um die Zeit zu Hause. Sie trug ein orangefarbenes Zelt über ihrem massigen Körper und wirkte so ungepflegt wie bei ihrer ersten Begegnung. (Anwältin war die? Na ja, warum auch nicht. Aber verheiratet mit diesem geleckten Hasso Manteufel? Winter musste sich doch wundern.)
    «Frau Manteufel, ich wollte mich für den Tipp in Sachen des Verdächtigen Stolze bedanken. Der Mann ist inzwischen

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