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Staustufe (German Edition)

Staustufe (German Edition)

Titel: Staustufe (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alex Reichenbach
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oder? Wie hieß der?»
    «Das war der Werner. Werner Geibel.»
    «Welche Adresse?»
    «Weiß ich nicht mehr.»
    «Aber du warst doch mal da. Würdest du das Haus noch finden?»
    «Ja, ich denke schon.»
    «Okay, Sven. Du fährst mich jetzt zu Werner Geibel.»
    Kettler mit seiner Lockenpracht fragte nicht, warum und weshalb, sondern erzählte die Fahrt über fröhlich von dem Tennismatch, das er am Wochenende bestritten hatte. Er fuhr auf der notorisch überfüllten Mainzer Landstraße bis raus nach Griesheim, bog dann in die Elektronstraße Richtung Main. Neben einem Discounter stoppten sie an einer roten Ampel. Da sah Winter etwas, das in ihm aus irgendeinem Grund Alarminstinkte weckte: Auf dem Parkplatz vor dem Discounter war ein indisch aussehender Mann zu sehen, der gemeinsam mit einem zehn- oder zwölfjährigen Mädchen in traditioneller Kleidung dabei war, einen großen Einkauf in den Kofferraum eines Kombis zu laden. Vielmehr, das Mädchen machte die Arbeit. Der Mann sah zu.
    War das nicht einer von den indischen IT-Spezialisten in der Haeussermannstraße? Aber wer um Himmels willen war dann das Mädchen? Die Männer hatten doch keine Kinder?
    Das Bild des Mannes mit dem Kind beunruhigte Winter. Als sie schon wieder weiterfuhren, stellte sein Gehirn eine Verbindung her: Er dachte an den Fall des unbekannten Mädchens, das vor zehn Jahren bei Nied im Main gefunden worden war. Dieses Mädchen kam aus Afghanistan, Pakistan oder Nordindien, so viel hatte die Genetik damals ergeben. Die Isotopenanalyse der Haare sagte, sie habe bis zwei Jahre vor ihrem Tod auch dort gelebt. Sie hatten damals vermutet, das Kind sei möglicherweise als illegales Dienstmädchen nach Deutschland gekommen.
    Wie, wenn die drei Inder …
    Aber nein, das war absurd. Das waren Ideen, auf die eigentlich nur die Aksoy kam. Wenn überhaupt ein Zusammenhang des alten Nieder Fundes zum jetzigen Mainmädchenfall bestand, dann war es wohl am ehesten wahrscheinlich, dass in beiden Fällen Stolze der Täter war.
    Kettler riss Winter aus den Gedanken. «Hey, Andi. Aufwachen. Wir sind da. Eins von den roten Reihenhäusern ist es.»
    Winter staunte. Dabei hätte er es sich fast denken können.
    «Da an der Ecke wohnen Stolzes», informierte er Kettler. «Weißt du, Sven, in diesem Fall gibt es eindeutig zu viele seltsame Zusammentreffen.»
    Kettler sah ihn hinter seiner dunklen Hornbrille ahnungslos an. «Stolzes? Wer ist das noch mal? Sorry, bin gerade nicht im Bilde.»
    Winter seufzte. Mit der Aksoy wäre das nicht passiert.

    Aksoy rief ihn am Nachmittag an. Sie hatte heute noch frei und wollte aus reiner Neugierde Details über die SEK-Stürmung in der Nacht zu Sonntag hören. «Ihre SMS war ein bisschen sehr kurz», sagte sie lachend. Winter freute sich über den Anruf. Inzwischen war er um einiges weiter. Bei dem Ausflug von heute Morgen hatten sie an seiner alten Adresse natürlich keinen Werner Geibel angetroffen. Doch die beiden Ordner, die Winter jetzt durchgearbeitet hatte, verrieten eine Menge. Winter hatte eine Hypothese, was es mit Geibel auf sich hatte. Doch der Fall Mainmädchen war dadurch rätselhafter geworden. Nicht mehr die klassische Serientätergeschichte, an die er gestern noch geglaubt hatte. Winter nutzte die Gelegenheit und erzählte Aksoy von den verrückten Entwicklungen. Vielleicht hatte sie eine hilfreiche Idee.
    Aksoy war einen Augenblick still. «Ich könnte schwören», sagte sie schließlich, «dass die Werner-Geibel-Geschichte mit dem Tod des Mainmädchens zusammenhängt. Also, dass das eine das andere bedingt. Fragen Sie mich nicht, wie. Das sind sonst zu viele verschiedene Leichen in Stolzes Keller. Obwohl … wenn Stolze tatsächlich auch das unbekannte Mädchen vor zehn Jahren auf dem Gewissen hat … aber das ist ja bis jetzt nur Spekulation, oder?»
    «Stimmt.» Winter konnte nicht anders, jetzt erzählte er von seiner Zufallsbeobachtung auf dem Supermarktparkplatz, wo er dieses Kind gesehen hatte, das wie ein illegales Dienstmädchen wirkte. Gerade der Aksoy konnte er das erzählen. Denn die mit ihrem Feministinnenfanatismus und ihrer wilden Phantasie durfte ihn dafür kaum auslachen.
    «Ich bin mir leider nicht ganz sicher, dass der Mann tatsächlich einer der Inder aus der Haeussermannstraße war», schloss Winter. «Ansonsten hätte ich schon die Kollegen von der OK informiert.»
    «Ich würde auf jeden Fall bei den drei Herren noch mal vorbeischauen», befand die Aksoy. «Man könnte auch einfach alle

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