Steam & Magic 01 - Feuerspiel
ihn in sein Arbeitszimmer. Sie hatte sich nicht einmal die Zeit genommen, Handschuhe oder Hut abzulegen.
»Was um alles in der Welt hast du dir gedacht, du dummer Tollpatsch?« Sie hatte die Hände in die Hüften gestemmt und tippte ungeduldig mit der Schuhspitze auf den Teppich.
»Ach, ich weiß auch nicht.« Er verschloss die Tür hinter ihnen, klatschte seine Handschuhe auf einen Stuhl und warf den Spazierstock in eine Ecke, bevor er auf sie zukam. »Vielleicht wollte ich ja deinen unverschämten Verwandten zum Schweigen bringen und wenigstens einen Bruchteil deines guten Rufes retten.«
»Aber Ehe? Das ist lächerlich. Weißt du, wie viel schlechter es nach einer aufgelösten Verlobung mit meinem Dienstherrn um meinen Ruf bestellt sein wird? Ich werde nie mehr Arbeit in diesem Land finden.«
»Aber was ist denn bitteschön so abwegig an einer Ehe, Caro? Schließlich ist sie eine gängige Einrichtung. Viele Leute halten sie für eine vollkommen vernünftige Lebensform.« Ihre Entrüstung wäre amüsant gewesen, würde sie ihn nicht so beleidigen. War er denn wirklich so undenkbar als Ehemann?
»Aber die wenigsten Leute sind ein Baronet, der seine Ahnen bis an den Hof Camelot und auf einen römischen Kaiser zurückverfolgen kann. Die wenigsten Leute verbringen ihre Abende in den Bordellen von London und im Kampf gegen Vampire. Und die wenigsten Leute sind reich wie Krösus.« Mit jedem Satz stieß sie ihm einen Finger in die Brust, dann trat sie zurück und verschränkte die Arme über der Brust. »Und die wenigsten Leute sind eine mittellose, unehelich geborene Halbfee, die ihren Lebensunterhalt mit dem Unterrichten von Kindern verdient. Du bist unerreichbar für mich, Merrick. Im Moment glaubst du, wir würden zusammenpassen, aber das wird nicht so bleiben. Früher oder später wird es dir widerstreben, an jemanden wie mich gebunden zu sein, und ich – ich könnte das nicht ertragen. Also muss diese Farce beendet werden. Sofort.«
»Caro.« Er nahm sie bei den Schultern und trat einen Schritt auf sie zu, so dass sie zu ihm aufblicken musste. »Du bist die Enkelin eines Earls und du wurdest als Lady erzogen. Du liebst Kinder, insbesondere mein buntes Sammelsurium und du würdest dein Leben riskieren, um sie zu beschützen. Gütiger Himmel, meine Liebe, hast du dir überlegt, wie wundervoll unsere eigenen Kinder sein werden?« Dieser Gedanke verfolgte Merrick jetzt schon seit Längerem – das Bild von Caro mit einem Säugling im Arm, der ihr blondes Haar und Merricks braune Augen hatte.
Ihre Lippen zuckten und verzogen sich beinahe zu einem Lächeln, bevor erneut Falten auf ihrer Stirn erschienen. »Mit größter Wahrscheinlichkeit wären sie schrecklicher als die anderen fünf zusammen.«
Merrick lachte. »Mag sein. Aber auf eine zauberhafte Art und Weise.« Sie wurde langsam weich, und er würde nicht lockerlassen. »Sieh es mal so: Mein Beruf ist gefährlich. Wenn ich eine leichtherzige Debütantin heirate, glaubst du, ich würde es wagen, verdreckt oder verletzt nach einem Einsatz heimzukehren? Wie sollte sie das verkraften? Bei dir weiß ich die Kinder in guten Händen, während ich unterwegs bin, und wenn ich heimkomme, kann ich sogar mit dir über meine Arbeit reden.«
»Wenn du zerschunden und verwundet nach Hause kommst, schimpfe ich dich, bis du dich erholt hast«, brummte Caroline. »Und wie kommst du darauf, dass ich jemand heiraten möchte, der jede Nacht umkommen könnte?«
Jetzt ergriff Merrick doch eine leichte Furcht. Wollte sie ihn wirklich nicht heiraten? »Caro, du bist wie alt?
Siebenundzwanzig. Und du warst Jungfrau. Du musstest mich zumindest mögen, um mich als ersten Mann in dein Bett zu lassen. Außerdem kannst nicht einmal du abstreiten, dass zwischen uns eine außergewöhnliche Leidenschaft besteht.«
»Eine simple körperliche Anziehung«, tat sie mit einem Schulterzucken ab. Aber ihre Augen waren groß und ihre Lippen bebten. Sie war ergriffener, als sie zeigen wollte. »Und rede keinen Unsinn – selbstverständlich mag ich dich. Das würde jede Frau tun, die Augen im Kopf hat und einen Funken Verstand besitzt. Aber deshalb ist es noch keine gute Verbindung. Ich bitte dich: die Gouvernante heiraten, was für ein Klischee. Du kannst etwas Besseres haben, Merrick.«
»Nein.« Er legte eine Hand an ihre Wange und strich mit dem Daumen über ihre volle Unterlippe. »Aber es spielt ohnehin keine Rolle. Ich habe unsere Verlobung öffentlich bekanntgegeben. Mittlerweile hat
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