Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Steam & Magic 01 - Feuerspiel

Steam & Magic 01 - Feuerspiel

Titel: Steam & Magic 01 - Feuerspiel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cindy Spencer Pape
Vom Netzwerk:
gewöhnlich auf, wenn eine Dame den Raum betritt.«
    »Warum?« Der Mittlere – Piers? – kratzte sich am Kopf. Doch eines der Mädchen stieß ihm den Ellbogen in die Rippen und er rappelte sich auf und zog den Jüngsten mit hoch. Auf der anderen Seite des Tisches schob Tommy, der mehrere Zentimeter größer war als Caroline, seinen zu kleinen Stuhl zurück und stand auf.
    »Das gehört sich einfach so.« Caroline lächelte Piers zu und gestattete dem einzigen anwesenden Diener, ihr den Stuhl zurechtzurücken. »Ich weiß nicht, ob jemand den genauen Grund dafür kennt, aber es ist so Brauch und die Leute erwarten es.«
    »Es ist ein Zeichen von Respekt.« Miss Hadrian nickte den Jungen zu. »Sitzen zu bleiben, bekundet fehlenden Respekt und beleidigt die betreffende Dame. Ihr dürft euch jetzt setzen und weiteressen.«
    Die kleineren Kinder sahen verdattert aus und Wink schüttelte den Kopf und übersetzte: »Wenn ihr nicht aufsteht, heißt das, sie ist keine Dame, ihr Tölpel. Damit nennt ihr sie Dirne.«
    Das verstanden sie.
    »Entschuldigung, Miss«, beeilte sich Tommy zu sagen. Die beiden kleineren Jungen entschuldigten sich ebenfalls mit großen, angstgeweiteten Augen.
    »Entschuldigung angenommen.« Caroline breitete ihre Serviette auf dem Schoß aus.
    Dann stellte Miss Hadrian Caroline die Bediensteten vor, die sie neugierig ansahen, aber nur mit einem Nicken antworteten.
    »Also, was hat unsere Köchin heute Abend für uns gekocht?«
    Es war ein einfaches Mahl, aber nahrhaft und reichlich für Kinder im Wachstum, von denen drei Jungen waren. Als ersten Gang gab es eine herzhafte Fischsuppe mit frischem, warmem Brot dazu. Es war zwar nicht gerade üblich, dass Diener und Dienstmädchen ein mehrgängiges Essen für Kinder servierten, aber Caroline nahm an, dass man sie damit schneller an ihre neue gesellschaftliche Position gewöhnen wollte.
    »Welchen Löffel sollen wir für die Suppe nehmen?«, fragte Miss Hadrian, bevor sie ihren eigenen aufhob. »Nell, kannst du es uns noch einmal sagen?«
    »Klar.« Nell hob auf Anhieb ihren Suppenlöffel hoch. Es rumpelte unter dem Tisch, als hätte Wink sie getreten, und Nell korrigierte sich: »Ich meine, ja, Miss. Es ist dieser hier.«
    »Ganz genau.« Dorothy erhob sich. »Ich esse heute außer Haus und muss mich jetzt verabschieden. Ich hoffe, ihr benehmt euch mit Miss Bristol. Schließlich wollen wir doch, dass sie bleibt, oder?«
    Die Kinder nickten, aber keines hörte auf zu essen, um zu antworten.
    »Danke«, sagte Caroline mit einem Lächeln. »Gute Nacht, Miss Hadrian.«
    Miss Hadrian neigte den Kopf und ihre schmalen Lippen verzogen sich zu einem verschrobenen Lächeln. »Sie werden mich nicht Dorothy nennen, oder?«
    Caroline erwiderte das Lächeln und schüttelte den Kopf. »Nein, Miss Hadrian.«
    »Können wir uns dann auf ›Miss Dorothy‹ einigen? Das gilt auch für den Rest der Anwesenden. Ich bin es leid, im eigenen Haus Miss Hadrian genannt zu werden.«
    »Das klingt gut, finde ich.« Caroline wandte sich an die Kinder. »Sagt Gute Nacht zu Miss Dorothy.«
    Alle folgten, und erstaunt beobachtete Caroline, wie sich Miss Hadrian die Zeit nahm, sich zu jedem Kind herabzubeugen, um es zu berühren – Piers wuschelte sie durchs Haar, Jamie tätschelte sie die Wange, Nell, Wink und Tommy drückte sie die Schulter. Und dann überließ sie Caroline das Feld.
    Was war das doch für ein merkwürdiges Haus – in diesem Moment schätzte sich Caroline sehr glücklich, dass man sie eingeladen hatte, ein Teil davon zu sein. »Dann erzählt mir doch mal ein bisschen von euch.« Sie blickte den Kindern nacheinander in die Augen. »Ich komme aus Somerset im Westen von England. Und ihr? Seid ihr alle aus London?«
    Die fünf Kinder nickten, ohne dabei aufzuhören, schlürfend die Suppe aufzuessen. »Wir sind aus Wapping, Miss«, antwortete Nell, nachdem sie heruntergeschluckt hatte. Caroline kannte das Londoner Armenviertel vom Namen her, obwohl sie noch nie dort gewesen war. »Die meisten von uns sind dort geboren.«
    »Nur Wink nicht.« Tommy bediente sich mit einer zweiten Portion aus der Terrine. »Sie war gekommen, als ihr Papa starb.«
    Caroline erwog kurz, ihn zu verbessern, entschied aber, dass der Inhalt der Worte im Moment wichtiger war. »Es tut mir leid, das zu hören, Winifred. Ist das vor kurzem passiert?«
    »Nein, Miss. Das ist jetzt …« Das Mädchen kaute auf der Unterlippe, während es rechnete. Ihre goldbraunen Augen waren außergewöhnlich mit

Weitere Kostenlose Bücher