Steam & Magic 01 - Feuerspiel
dem rotbraunen Haar. »Sechs Jahre her. Ich war neun. Als Papa noch lebte, waren wir immer unterwegs, daher kann ich nicht sagen, dass ich irgendwo herkam.«
»Dann bist du jetzt also fünfzehn?«
Wink nickte.
»Und du, Tommy – Miss Hadrian – Miss Dorothy erzählte, du seist auch fünfzehn?«
»Aye, Miss.«
»Und wie alt bist du, Nell. Und wofür steht Nell? Für Eleanor oder für einen anderen Namen?«
Das dunkelhaarige Mädchen blickte auf seinen Teller. »Eleanor, Miss. Ich bin zwölf, soweit ich weiß. Piers ist zwei Jahre jünger und Jamie ist neun.«
Nun, das war schon mal ein Anfang. »Dann erzählt mal: Wer von euch kann lesen oder schreiben?«
Wink hob die Hand. »Ich kann lesen, Englisch und ein bisschen Französisch und Italienisch.«
»Ich kann lesen.« Tommy wirkte pikiert. »Ich bin kein Baby.«
»Natürlich nicht.« Caroline gestattete sich einen Löffel Suppe. »Aber ich kenne viele Erwachsene, die nicht viel mehr als ihren Namen schreiben können. Ich möchte wissen, was ihr schon könnt, damit ich euren Unterricht planen kann – obwohl Tommy einen richtigen Hauslehrer bekommt, habe ich Recht?«
»Aye.« Der Bube nickte, dann zuckte er zusammen. Wieder ein Tritt von Wink? »Ich meine, ja, Miss.«
»Ich kann auch lesen«, meldete sich Piers schüchtern. »Wink hat es mir beigebracht, als ich krank war. Sie hat Maschinen repariert, um mir Bücher zu besorgen und Medizin.«
Wink zuckte die Schultern. »Die Leute geben mir Geld dafür, dass ich ihre Uhren und Heizungskessel repariere. Manchmal geben sie mir noch ein Buch dazu.«
Caroline merkte sich dieses kleine Detail. »Wink, hast du den Hund gebaut – George, wenn ich mich nicht irre? Er ist ziemlich lebensecht. Du musst technisch sehr begabt sein.«
»Ja, Miss. Obwohl – nicht das Drumherum. Das hab ich aus dem Müll gezogen und innen neu gebaut.«
»Ich bin beeindruckt.« Und das war nicht gelogen. Sie bewunderte jeden, der Maschinen zum Laufen brachte. »Jamie, bitte lang nicht über den Tisch, wenn du das Salz willst. Bitte jemanden darum, es dir zu geben.«
»Entschuldigung, Miss.« Der Junge zappelte unruhig auf seinem Stuhl herum, während der Diener die Suppenteller wegnahm und die Dienstmädchen das Hauptgericht – Brathähnchen mit Karotten, Erbsen und Kartoffeln – auftrugen.
Die Kinder fielen über das Essen her wie eine Horde Verhungernder. Es roch himmlisch und Caroline konnte sich nur mit Mühe zurückhalten, es ihnen nicht gleichzutun. »Morgen nehme ich mir für jeden von euch einzeln Zeit, und wir besprechen Dinge wie Lesen, Schreiben, Mathematik und Geografie, damit ich weiß, wo jeder mit dem Lernen anfangen muss. Nach dem Mittagessen gehe ich gern im Park spazieren, wenn es recht ist. Am Nachmittag machen wir uns dann an die Arbeit. Nach dem Tee gibt es eine Stunde Spielzeit und danach lesen wir gemeinsam etwas. Habt ihr noch irgendwelche Fragen?«
»Müssen wir denn jeden Tag lernen?« Jamies Unterlippe zitterte. »Aber Sie haben gesagt, dass sie mit uns spielen würden.«
»Und das werde ich.« Caroline lächelte. »Jeden Nachmittag gibt es Zeit zum Spielen. Der Sonntag ist ganz frei und wir versuchen, in jeder Woche einen Tag für lehrreiche Ausflüge freizuhalten. Donnerstag ist nur halbtags Unterricht, die Nachmittage sind also frei, zumindest fürs Erste.«
Mary, eines der Dienstmädchen, verdrehte die Augen und murmelte, dass sie die Donnerstage freihaben wollte.
Piers nahm seinen Löffel und schoss eine Erbse auf das Dienstmädchen.
Damit brach Tumult aus. Länger als zwanzig Minuten konnte sich diese Bande ganz offensichtlich nicht benehmen.
Mary kreischte, wurde von einem Klacks Kartoffeln am Mund getroffen und rannte unter Tränen hinaus. Caroline hatte den Übeltäter in diesem Fall nicht gesehen, aber der Winkel ließ auf Wink schließen.
Jamie stieß seine Milch um, als er Piers schubste, der mit einer Kanonade von Erbsen antwortete, erst gegen Jamie, dann gegen Nell.
Kartoffelbrei landete in Piers Gesicht, dann in Tommys. Sein Ellbogen fegte Winks Teller zu Boden und sie goss ihm ihre Milch in den Schoß.
»Genug.« Caroline schlug mit dem Löffel gegen ihr Wasserglas, um dem Chaos Einhalt zu gebieten, und die Kinder verstummten. »Das reicht.« Caroline stand auf und blickte sie nacheinander wütend an. »Offensichtlich habt ihr fertig gegessen.« Sie wandte sich an den Diener Johnson. »Können Sie den Rest bitte abtragen? Inklusive der Nachspeise. Wir brauchen heute
Weitere Kostenlose Bücher