Steam & Magic 01 - Feuerspiel
Portraitaufnahmen von seinen Mündeln machen sollte. Caroline und Dorothy hatten die letzten zarten Spuren von Winks blauem Auge unter einem bisschen Puder versteckt, während Sally und Becky die jüngeren in ihre besten Kleider gesteckt hatten. Der Fotograf hatte ein selten genutztes Gesellschaftszimmer im Erdgeschoss für die Portraits gewählt und seine Ausrüstung aufgebaut. Carolines Aufgabe war es, die Kinder nacheinander hereinzubringen und dafür zu sorgen, dass sie sich benahmen. Dankbarerweise hatte Dorothy angeboten, ihr dabei zu helfen.
»Weißt du, wir sollten auch eines von ihnen allen zusammen machen – vielleicht mit Merrick dazu – ein Familienportrait.« Dorothy kämmte Jamie eine Locke zur Seite. Sein Gips war ziemlich gut versteckt unter seinem guten Mantel und auf einem hohen Hocker sitzend, sah er geradezu engelhaft aus – bis er lächelte – dabei wuchsen ihm praktisch Hörner, so viel Teufelei steckte in ihm. Dennoch fand Caroline ihn einfach hinreißend.
»Das halte ich für eine ausgezeichnete Idee.« Caroline mahnte Jamie mit erhobenem Zeigefinger, als er sich bewegen wollte. »Für einen Abzug mit allen fünfen würde ich sogar von meinem Gehalt bezahlen.« Egal wie viele Schüler sie in ihrem Leben noch haben würde, Caroline wusste schon jetzt, dass keine ihr so ans Herz wachsen würden wie diese bunt zusammengewürfelte Gruppe.
»Ich hole Merrick und die anderen Kinder.« Bevor Caroline oder der Fotograf etwas einwenden konnten, war Dorothy zur Tür heraus.
Der Fotograf schoss ein letztes Bild von Jamie, dann signalisierte er seinem Helfer, den Hocker wegzunehmen und ihn durch ein Sofa zu ersetzen. Jamie stand neben Caroline und sah zu. Sein mechanischer Affe Jojo hüpfte ihm auf die Schulter, als er mit den Fingern schnippte, also trat Caroline vorsichtshalber einen Schritt zurück.
Bald stolperte der Rest der Gruppe durch die Tür, gefolgt von einem etwas widerwilligen Merrick. Sally, Becky, Dorothy und Caroline drängten sich an die hintere Wand, während Merrick und Mr. Berry, so weit es möglich war, von den Frauen entfernt standen, und alle sahen dabei zu, wie der Fotograf die Kinder aufstellte. Die erste Aufnahme sollte von den fünf Kindern allein sein, obwohl der Fotograf widerstrebend auch George, Jojo und die Lerche mit ins Bild nahm. Tommy saß in der Mitte, George zu seinen Füßen, rechts und links von ihm kamen die beiden Mädchen. Die zwei kleineren Jungen hockten auf den Armlehnen des Sofas, Piers neben Nell, Jamie neben Wink; Sie wirkten so glücklich zusammen, dass ihr natürlicher Widerwillen gegen das Fotografieren überwunden schien und sie ihren Zuschauern entgegenstrahlten. Dann war die Aufnahme fertig und es galt, Merrick und Dorothy mit auf das Bild zu nehmen. Sie wurden auf Hockern hinter dem Sofa positioniert und blickten auf ihre Mündel herab.
»Wir wollen ein Bild mit Miss Caro«, rief Jamie, als Merrick sich anschickte, wieder zu gehen. »Sie gehört auch zur Familie, oder etwa nicht?«
»Naja, eigentlich nicht …«, fing Caroline an.
Dorothy nickte. »Ich glaube, das tut sie. Caro, komm her.«
»Aber ich bin nicht für ein Portrait gekleidet.« Obwohl ihr neues Tageskleid in gedämpftem Salbeigrün mit einem moderaten Reifrock sicherlich feiner war als alles, was sie noch vor einer Woche besessen hatte.
»Unsinn. Jetzt komm und stell dich auf die andere Seite neben Merrick. Klein, wie du bist, musst du nicht einmal sitzen, um auf unsere Höhe zu kommen.« Dorothy schien keine Widerrede zu dulden. Selbst Merrick nickte knapp, also stellte sich Caroline neben ihn.
»Sie könnte sich auf Sir Merricks Knie setzen«, schlug Nell hilfreicherweise vor.
»Ich stehe«, versicherte sie den Kindern. »Und wenn ich auf dem Bild bin, dann sollte Mr. Berry auch dabei sein. Vielleicht findet sich ja noch ein Stuhl, so dass er sich neben Miss Dorothy setzen kann?« Alle Erwachsenen außer ihr waren groß, genauso wie Tommy. Vielleicht war es ein Körpermerkmal, das in Familien des Ordens üblich war.
»Ausgezeichneter Gedanke, Caro.« Merrick wandte nicht einmal den Kopf nach ihr um, als er sprach, sondern gab nur dem Lehrer ein Zeichen, dass er sich zu ihnen gesellen sollte. »Edwin, kommen Sie her und bringen Sie diesen Stuhl aus der Ecke mit.«
Unter ein paar weiteren Anweisungen des Fotografen und seiner Helfer wurde das große Gruppenbild aufgenommen. In letzter Sekunde gelang es Merrick, den Arm von hinten um Carolines Taille zu schlingen und
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