Steamed - MacAlister, K: Steamed

irgendwo einen Ausgang geben.
    »Was, noch mehr Kulissen? Hör auf, mich so durch die Gegend zu zerren. Ich will mit Luis zu Mittag essen und seine Bauchmuskeln bewundern.«
    »Sir! Mr Fletcher! Das dürfen Sie nicht!«, rief Al, der Offizier, und rannte hinter uns her. »Das würde dem Captain gar nicht gefallen. Niemand darf das Schiff verlassen, wenn wir Wasser aufnehmen.«
    »Es muss doch so etwas wie einen Eingang hier unten geben«, sagte ich und zog Hallie eine weitere Treppe hinunter zu dem Bereich, wo wir aufgewacht waren. »Wenn das der Frachtraum ist … ah, Tageslicht!«
    »Das muss ich dir lassen, das ist eine großartige Kulisse.« Hallie blickte sich neugierig um. »Hi. Sie müssen einer der Schauspieler sein, die mein Bruder engagiert hat.«
    Ein Junge von vielleicht fünfzehn Jahren, der aus einer offenen Tür spähte, fuhr erschrocken herum. »Äh … «
    »Entschuldigung«, sagte ich zu dem Jungen und zog Hallie hinter mir her, als ich auf den fest gestampften Lehmboden sprang. »Da. Willst du immer noch behaupten, dass das alles nur eine Filmkulisse ist?«
    »Was macht er da?«, fragte der Junge Al.
    »Hol den Captain«, antwortete der Offizier. Auf seinem schmalen Gesicht lag ein besorgter Ausdruck, als er uns hinterhersprang. »Sir, ich muss darauf bestehen, dass Sie auf die Tesla zurückkommen. Der Captain wird sehr verärgert sein, wenn Sie die Regeln auf dem Schiff verletzen.«
    Hallie blickte sich schweigend um. Ich musste zugeben, dass der Blick einem die Sprache verschlagen konnte. Die beiden Holzhäuser waren nichts Ungewöhnliches, auch nicht die beiden riesigen Wassertürme. Aus einem lief gerade Wasser in eine Öffnung unseres Luftschiffs, vermutlich um die beiden Dampfkessel zu füllen. Die Szene dahinter jedoch ließ Hallie die Augen aufreißen.
    »Das ist … das ist eine Stadt«, sagte sie schließlich blinzelnd.
    »Ja. Und was für eine Stadt«, erwiderte ich und schüttelte die Hand ab, die Al mir auf den Arm gelegt hatte. Ich ging an dem Holzgebäude vorbei, und mein Blick folgte dem Feldweg, der sich einen sanften Hügel hinunter auf die Stadt im Tal zuschlängelte. »Du liebe Güte, das ist großartig. Sieh mal, Hal – Kutschen und Pferde und Frauen in langen Röcken.«
    »Ich sehe das alles nicht«, sagte sie und stellte sich neben mich. Sie schüttelte den Kopf. »Es ist nicht möglich. Sag mir, dass das alles nur ein Scherz ist, Jack.«
    »Madam! Sir! Sie müssen sofort aufs Schiff zurückkommen!« Al tanzte vor Aufregung von einem Bein aufs andere.
    »Sie haben gesagt, das sei Marseilles?«, fragte ich ihn, ohne den Blick von der Stadt mit ihrem geschäftigen Hafen abzuwenden. In den Straßen wimmelte es von Pferden, Kutschen und Lastkarren, ein paar Segelschiffe lagen im Hafen, und überall waren Menschen – Frauen in langen Röcken, wie Octavia einen trug, Männer mit Gehröcken und Hüten oder in Hemdsärmeln und Westen mit Bowlern. Die meisten Aktivitäten konzentrierten sich auf die Piers, wo Männer Fracht in eine anscheinend endlose Reihe leerer Karren einluden.
    Hinter dem Hafenbereich erstreckten sich fächerförmig Straßen. Die Gebäude waren nur wenige Stockwerke hoch, aber wunderschön gebaut, aus cremefarbenen Steinen mit hohen Bogenfenstern und aufwändigen Stuckverzierungen, die Touristen immer so bewunderten.
    Von oben ertönte eine Hupe. Wir drehten uns gerade rechtzeitig um, um zu sehen, wie die lange Metallrutsche, die aus einem der Wassertürme ragte, vom Luftschiff weggezogen wurde.
    »Nein«, wiederholte Hallie, das Gesicht vor Schock verzerrt. »Ich träume. Ich werde aufwachen und mit Luis zu Mittag essen, und der Sex danach wird großartig sein, und dann werde ich dich anrufen und dir erzählen, was ich für einen merkwürdigen Traum hatte. Das ist ein Traum!«
    »Ich wünschte, es wäre so einfach«, sagte die Stimme einer Frau. Hallie drehte sich zu Octavia um, die in der Tür des Frachtraums stand, den Jungen hinter sich. »Mr Fletcher, würden Sie bitte Ihre Schwester ins Schiff zurückbegleiten? Wir haben einen sehr engen Terminplan und müssen sofort aufbrechen, wenn wir uns nicht verspäten wollen.«
    »Ich habe versucht, es ihnen zu sagen, Captain«, erklärte Al. Er eilte zu ihr und rang die Hände. »Ich habe ihnen gesagt, wenn wir Wasser auffüllen, darf sich niemand vom Schiff entfernen.«
    »Wach auf, wach auf, wach auf«, sagte Hallie, machte die Augen fest zu und kniff sich in die Arme. »Das ist nicht wahr. Zeit aufzustehen und