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SteamPunk 3: Argentum Noctis: SteamPunk (German Edition)

SteamPunk 3: Argentum Noctis: SteamPunk (German Edition)

Titel: SteamPunk 3: Argentum Noctis: SteamPunk (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Guido Krain
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gut miteinander auskommen.“ 
    Ich spürte, wie meine Tasche der Eigentümerin der wunderbaren Stimme übergeben wurde. Gleichzeitig wurde es etwas dunkler, weil wir ins Haus traten. Beinahe konnte ich schon wieder grobe Formen erkennen. „Bitte zeige Mister Bradley sein Zimmer – am besten das hier unten, im Erdgeschoss.“
    „Oui, Mister Igeltón“, erklang es wieder fröhlich. Endlich konnte ich erkennen, dass Fifi wie eine frisch polierte Klinge glitzerte. Außerdem surrte sie leise vor sich hin. Auch wenn es mir heute kaum vorstellbar ist, begann mir erst jetzt zu dämmern, dass Fifi Kinkins „Schwester“ war. Natürlich hatte ich gewusst, dass sie perfekter war. Aber das hatte ich nicht erwartet.
    „Wir sehen uns gleich zum Abendessen im Salon, Mister Bradley.“ Charles’ etwas verwaschenes Gesicht tauchte vor mir auf. „Ich möchte mir nur kurz etwas Anderes anziehen.“ Ich nickte nur dankbar. Dann überließ er mich seinem Dienstmädchen. Da ich Kinkins Mangel an Geschicklichkeit kannte, war der weitere Transport für mich ein wenig beunruhigend. Denn Fifi schien nicht auf den Weg zu achten, sondern schaute während des Gehens zu mir in die Tasche hinein. Mein gesamtes Blickfeld war von ihrem wirklich wunderschönen Stahlgesicht mit den glühenden blauen Augen ausgefüllt. Ich lächelte etwas unsicher zu ihr hoch. 
    Irgendwo im Haus klappte eine Tür, woraufhin sich Fifi ohne anzuhalten verschwörerisch umsah. Plötzlich flüsterte sie: „Und i´r doch ein dróllisch Chérie seid, Mis…“ Plötzlich schien sie vollkommen einzufrieren. Das Ganze geschah so abrupt, dass ich fürchtete, nun gemeinsam mit ihr zu Boden zu stürzen. Als klar war, dass die unsanfte Begegnung mit dem Boden ausbleiben würde, bekam ich es jedoch erst richtig mit der Angst zu tun. Mit wachsendem Schrecken registrierten meine feinen Ohren, dass Fifis leises Surren immer lauter wurde, bis es schließlich zu einem regelrechten Heulen angeschwollen war. Dichte Dampfschwaden drangen aus ihrer Nase. Um vom Wasserdampf nicht verbrannt zu werden, warf ich mir eine Decke über.
    „Mister Eagleton? Mister Eagleton!“, rief ich. Doch vermutlich konnte meine Stimme aus der Tasche heraus nicht einmal Fifis immer lauter werdende Zahnräder übertönen. Natürlich hinderte mich das nicht daran, es weiterhin zu versuchen. Als ich schon darüber nachdachte, mich todesmutig durch die heißen Dämpfe über der Tasche zu kämpfen, war es plötzlich vorbei. Fifi schien die beunruhigende Pause nicht einmal bemerkt zu haben, sondern sprach einfach weiter:
    „… Catmouse.“ Ohne aufzusehen öffnete sie im nächsten Augenblick die Tür zu meinem Zimmer. „Ihr nischt gönnt spreckén, Mister Catmouse Chérie?“ 
    Ich räusperte mich und legte etwas verlegen die schützende Decke beiseite. Bis heute ist Fifi die einzige Person, der ich ihre respektlose Art nicht übel nehmen kann. Der Moment der Todesangst gab dem Ganzen auch etwas Surreales. 
    „Doch, Fifi, ich war nur etwas ... verwirrt.“ 
    Sie stellte die Tasche ab und hob mich erstaunlich sanft vor ihr Gesicht. Ausführlich wurde ich von allen Seiten betrachtet. Einen Moment schauten wir uns in stiller Neugier an. Dann kamen wieder meine Nagezähne zum Vorschein. „Und ich glaube, wir haben auch etwas gemeinsam.“
    „Oh? Wír? Wirklisch?“
    „Ja, du bist nämlich zweifellos auch ein Chérie“, sagte ich augenzwinkernd. 
    Sie kicherte wie ein lebendiges junges Mädchen und hielt sogar die Finger vor die Lippen. „Aber Mister Catmouse …“, ermahnend wackelte sie mit dem Zeigefinger und setzte mich „strafend“ auf mein Bett. Dann legte sie den Kopf ruckartig schief. „Vielleischt Mister Igeltón des´alb wo´nt zusammén mit uns gérn. ’i’i.“ Kurz darauf ließ sie mich in meinem neuen Reich allein. 
    Natürlich hat es Vorteile, Menschengröße zu haben, wenn man menschliche Räumlichkeiten benutzt. Aber man verschwendet auch sehr viel Platz. Mein Bett war ein traumhafter, weicher Tanzsaal. Allein im oder auf dem Kopfkissen hätte eine Großfamilie meiner Art nächtigen können. Der Schrank, die beiden Sessel und der Sekretär hatten die Ausmaße eines Gebirges für mich, während die Waschschüssel mir als kleiner Pool gute Dienste leisten würde. Kurz: Ich gebot über ein kleines Königreich und fühlte mich großartig dabei. 

    Zwei Stunden später saß ich auf einem liebevoll gedeckten Tisch. Oder genauer: Ich saß auf einem gefalteten Topflappen in meinem

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