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SteamPunk 3: Argentum Noctis: SteamPunk (German Edition)

SteamPunk 3: Argentum Noctis: SteamPunk (German Edition)

Titel: SteamPunk 3: Argentum Noctis: SteamPunk (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Guido Krain
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erschien eine Hand in meinem Sichtfeld, die mit etwas Fell auch als Bärentatze durchgegangen wäre. Doch Charles, der alte Fuchs, schlug furchtlos ein. Von wegen „Tag abschließen“. Charles arbeitete schon wieder an unseren Forschungen.
    Plötzlich schlugen über mir zwei Whiskygläser zusammen.
    „Cheers“, sagten die Männer im Chor.
    „Kommen Sie doch einfach vorbei, sobald Sie die Körbchen haben“, meinte Blackwell. Obwohl ich ihn nicht sehen konnte, hörte ich förmlich, dass er stutzte. Als ich vorsichtig erneut den Spiegel einsetzte, sah ich den massigen Mann die Stirn in Falten legen. Dem Anblick nach zu schließen schien ihm das Denken körperliche Qualen zu bereiten.
    „Gibt es ein Problem?“, erkundigte sich Charles mit leicht spöttischem Unterton. Blackwells Gesicht spiegelte einen Moment die Überraschung eines Mannes wider, der sich irrtümlich unbeobachtet gefühlt hatte. Als er wieder lachte, wirkte er außerordentlich sympathisch, auch wenn er mit seinem Bart eine gewisse Ähnlichkeit mit einem Walross hatte.
    „Nein, Mister Eagleton“, sagte er. Ich war wohl etwas weggetreten – das muss wohl das Alter sein.“ Verlegen stand er auf, um sich noch einmal an der Karaffe mit dem Scotch zu bedienen. Charles nutzte die Gelegenheit, mir eine Praline in die Tasche zu schmuggeln. Allerdings wäre dies beinahe schiefgegangen, als sich Blackwell plötzlich umdrehte.
    „Auch noch einen für Sie, Mister Eagleton?“
    „Mit Eis, bitte.“ Charles wirkte vollkommen ungerührt. Blackwell war beim Bereiten der Drinks so in Gedanken versunken, dass er mich vermutlich nicht einmal entdeckt hätte, wenn ich in Charles’ Glas gefallen wäre. Als er sich wieder setzte, schien er jedoch zu einer Entscheidung gekommen zu sein. „Kennen Sie eigentlich meine Tochter Julie?“, erkundigte er sich so „unverfänglich“, dass Charles sichtlich der Kragen eng wurde.
    „Nein“, gab er vorsichtig zu. „Ich hörte nur, dass sie noch recht jung sei.“
    „Oh nein“, meinte Blackwell übertrieben abwehrend. „Sie ist sechzehn. Das ist das allerbeste Alter, nicht wahr?“ Da Charles wohl eine Ahnung davon hatte, wofür sechzehn nach Blackwells Meinung das allerbeste Alter sein könnte, fragte er lieber nicht weiter nach. Er nickte einfach unverbindlich.
    „Ich bin sicher, dass ein Mann wie Sie nicht alle Geschichten glaubt, die hier im Club über Julie erzählt werden“, hielt Blackwell am Thema fest.
    „Es tut mir leid, Mister Blackwell, aber ich habe wirklich keine Ahnung, wovon Sie sprechen.“ Charles schmunzelte mitfühlend. Vermutlich hatte der rundliche Mann soeben das letzte Clubmitglied, dem besagte Geschichten noch unbekannt gewesen waren, auf selbige aufmerksam gemacht.
    „Nichts weiter“, meinte Blackwell gekünstelt lachend. „Es sind wirklich nur Gerüchte. Es ist keineswegs sicher, dass es wirklich Julie war, die die königliche Fuchsjagd letzten Monat mit Rizinusöl verhinderte. Ihre Majestät hat zwei Tage auf dem stillen Örtchen zugebracht. Hätte es auch nur einen Verdacht gegen Julie gegeben, würde ich das wissen“, sagte er wenig überzeugend. „Und dass sie den ehrenwerten Lord Belson öffentlich einen Langweiler genannt hat, der lieber im ägyptischen Museum auf Brautschau gehen solle, ist auch nur ein Gerücht. Lord Belson hat sich hierzu nie geäußert.“ Blackwell tupfte sich aufgeregt die Stirn.
    Es zuckte verräterisch in Charles’ Gesicht, doch noch immer behielt er die Miene des aufmerksamen Zuhörers bei. Als der gewichtige Mann jedoch weitere Skandale, die natürlich nur Gerüchte waren, herunterspulen wollte, hatte mein Freund ein Einsehen: „Aber Mister Blackwell, es gibt für mich keinen Grund an der Integrität und Sittsamkeit Ihrer Tochter zu zweifeln.“ Der Hundezüchter strahlte wie einer seiner Schützlinge, dem man einen Knochen zugeworfen hatte.
    „Ich wusste, dass Sie ein Ehrenmann sind“, verkündete Blackwell. „Ich freue mich darauf, Ihnen meine Tochter bei Ihrem Besuch vorzustellen.“ Charles’ etwas gezwungenes Lächeln ließ ihn sogleich versichern: „Keine Sorge, Mister Eagleton. Keine Frau auf dieser Welt könnte euch langweilig finden. Und die Sache mit Mister Tripchets brennendem Bart war wirklich ein Unfall.“ Charles’ herzliches Lachen verunsicherte Blackwell, doch dann stimmte er ein. 
    Da es ohnehin aussichtslos erschien, dem Verkupplungsversuch zu entgehen, gab Charles schließlich auf. „Dann freue ich mich darauf, die

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