SteamPunk 3: Argentum Noctis: SteamPunk (German Edition)
junge Dame kennenzulernen.“
„Was ist das für ein Unsinn?“, brauste Mortimer Fiddlebury auf. Dabei war er bisher erstaunlich friedlich gewesen. Charles und ich waren von einem freundlichen und gut gelaunten Hausherrn empfangen worden. Beinahe hatte er sich sogar für seine bisherige Haltung entschuldigt. Ich konnte mir das nur so erklären, dass es Rachel auf wundersame Weise gelungen war, ihn von den Vorteilen der neuen Situation zu überzeugen. Schließlich war Charles nicht einfach ein brillanter Kopf, der die Lorbeeren nicht für sich beanspruchen würde; er war ein Genie. Zumindest sahen das sicherlich sie und ich so.
Während der Begrüßung schien Rachel allerdings eher meinen neuen Anzug bewundert zu haben. Irgendetwas in ihrem strahlenden Lächeln störte mich jedoch. Vielleicht war es eine Spur zu breit gewesen, als dass ich mich ernst genommen gefühlt hätte.
Wie auch immer. Leider war die Stimmung bereits umgeschlagen, als wir im Salon Platz nahmen. Es hatte mit einem scheelen Blick, des alten Geiers begonnen, als Charles meinen Sessel mit größter Selbstverständlichkeit auf dem Tisch platzierte. Auch mein neuer Beistelltisch mit Zuckerdose, Milchkännchen und Teetasse schien ganz und gar nicht seinen Beifall zu finden. Zum Eklat war es jedoch gekommen, als Charles von den silberbeschlagenen Hundekörbchen für Blackwell erzählt hatte.
„Das Anfertigen solcher Körbchen ist teuer!“, ereiferte sich Fiddlebury. „Wir haben nicht einmal angefangen und Sie geben mein Geld bereits mit vollen Händen aus!“
„Papa!“, wollte Rachel ihren Vater beruhigen.
„Es besteht kein Grund für diesen Ton“, wies Charles den Hausherrn zurecht. „Zum einen haben wir noch nicht darüber gesprochen, wer von uns die Körbchen bezahlen wird. Zum anderen wird Mister Blackwell selbst die Kosten übernehmen.“ Mit dieser Behauptung konnte er Fiddlebury so weit beruhigen, dass er die vollständige Abmachung darlegen konnte. „Sie sehen also: Wir werden nicht nur die Essenz ernten, sondern auch noch ein gut dokumentiertes Experiment durchführen können. Ich dachte daran, vielleicht einem altersschwachen Jagdhund eine zweite Jugend zu schenken.“ Es war deutlich zu sehen, wie sehr Charles dieser Gedanke gefiel.
Fiddlebury war jedoch nicht überzeugt. „Das ist ein Rückschritt. Angelaufenes Silber für unsere Experimente können wir überall bekommen“, meinte der alte Geier kopfschüttelnd. „Das ist Zeitverschwendung. Unfug ist das.“
„Im Gegenteil“, wollte ich sagen, aber ich kam nur bis zum „Im“.
„Und Sie wollen doch nicht die ganze Zeit diese Ratte dazwischenreden lassen, Mister Eagleton, oder?“ Rachel schaute betreten zu Boden. Ich selbst gab es auf, ihm erneut meinen Namen mitzuteilen. Stattdessen funkelte ich ihn mit in die Hüften gestemmten Fäusten an. In meinem Anzug war ich wirklich eine ehrfurchtgebietende Erscheinung. Leider sah der Geier mich nicht einmal an.
„Kinkin“, bemerkte unser Dienstmädchen in die entstandene Stille hinein. Ich fand, dass es entrüstet klang. Charles hingegen rieb sich einen Moment mit geschlossenen Augen den Nasenrücken. Dann sagte er: „Sie erstaunt mich, Mister Fiddlebury.“ Sein kühles Lächeln hatte einen Hauch Verachtung an sich. Inwieweit ihn unser Gastgeber erstaunte, führte mein Freund jedoch nicht weiter aus. Stattdessen sagte er: „Bevor wir weitersprechen, sollten wir uns kurz auf eine gemeinsame Sprache verständigen.“ Wir alle schauten ihn etwas verdutzt an. Mit festem Blick in Fiddleburys Augen fuhr er fort: „Ich wäre für Englisch, wie es von britischen Ladies und Gentlemen gesprochen wird. Was denken Sie?“
Eine Unmutsfalte erschien auf Fiddleburys Stirn.
„Und um Ihre Frage zu beantworten: Mister Bradley ist ein hochgeschätztes Mitglied meines Haushalts. Ich bin jederzeit an seiner Meinung interessiert und für jeden Beitrag, den er beisteuern kann, dankbar.“
Ich muss wohl nicht betonen, dass mir bei diesen Worten das Herz aufging. Rachel tat der Konflikt aber augenscheinlich weh. Trotz seiner Sturheit verehrte sie ihren Vater auf – wie ich finde – ungesunde Weise. Als sie sah, dass dieser jeden Augenblick einen Tobsuchtsanfall bekommen würde, griff sie ein: „Sieh es doch mal so, Vater. Mister Bradley ist bisher unser beeindruckendsten Beweis, dass du Recht hast. Schon für die Tests ist er für uns absolut unersetzlich.“
„Herzlichen Dank“, sagte ich beleidigt. „Sie können den
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