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SteamPunk 3: Argentum Noctis: SteamPunk (German Edition)

SteamPunk 3: Argentum Noctis: SteamPunk (German Edition)

Titel: SteamPunk 3: Argentum Noctis: SteamPunk (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Guido Krain
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Umgang mit mir ja als Herausforderung an Ihrem schauspielerischen Talent betrachten. Vielleicht können Sie mit einer Kakerlake üben? Und wenn Sie mich dann nicht mehr brauchen, wissen Sie auch schon, wie man mit Kakerlaken wie mir umzugehen hat.“ Natürlich machte ich es dadurch für niemanden leichter, aber auch ich hatte eine Schmerzgrenze.
    „So habe ich das nicht gemeint“, versicherte Rachel, aber ich sah sie nicht an, sondern verschränkte die Arme vor der Brust. Hilfesuchend schaute sie zu Charles, doch auch dieser lächelte nur matt zurück.
    „Du musst dich nicht bei einer Ratte entschuldigen, Rachel“, entgegnete Fiddlebury. Trotz seiner unverschämten Worte schien ihn der Diskurs so weit beruhigt zu haben, dass er wieder einigermaßen zusammenhängend denken konnte. Ich vermute, dass er tief im Innern seines Herzens genau wusste, dass er auf Charles angewiesen war. 
    „Nun gut. Wenn Ihr Haushaltsmitglied Ihnen so viel bedeutet, soll uns dies nicht im Wege stehen.“ 
    Statt gleich auf dieses halbherzige Friedensangebot einzugehen, erwies sich Charles wieder einmal als echter Freund, denn er schaute mich fragend an. Vielleicht ist es für jemanden, der als Mensch unter Menschen geboren wurde, schwer vorstellbar, was diese Achtung für mich bedeutete. Mit Mühe unterdrückte ich die Rührung und brachte ein knappes Nicken zuwege. Charles gab dieses ebenso sparsam an Fiddlebury weiter. Auch wenn danach die Stimmung nicht gerade freundlich war, konnten wir zumindest auf einer sachlichen Basis weitersprechen.
    „Was Mister Bradley eben zu sagen versuchte“, nahm Charles den Faden wieder auf, „ist, dass wir systematisch vorgehen müssen. Alle bisherigen Versuchstücke hatten die Essenz von vielen unbekannten Spendern gespeichert. Wir konnten nicht einmal im Bezug auf die Spezies unserer Spender sicher sein. Was wir deshalb brauchen, sind kontrollierte Bedingungen.“ Als er Fiddleburys skeptisch gerunzelte Stirn sah, fügte er hinzu: „Bei allen bisherigen Stücken können wir nicht sagen, wie lange und wessen Essenz die Objekte ausgesetzt waren. Selbst bei den teuren Exemplaren, die Sie für Mister Bradleys Erschaffung erstanden haben, waren wohl nicht nur Genies, sondern auch eine Katze Spender der Essenz.“
    „Es geht Ihnen also nur darum, eine reine Probe zu bekommen?“
    „Richtig.“
    „Nun, dafür müssen wir nicht so einen Aufwand treiben“, sagte Fiddlebury herablassend. Mir schwante Übles.

    Das riesige Schwein, das Fiddlebury am selben Nachmittag liefern ließ, war unglaublich fett. Dennoch hoppelte es fröhlich wie ein kleines Ferkel durch die Tür und ließ sich völlig arglos die Kellertreppe hinunterführen. Vielleicht ist es für jemanden wie mich, der Schweinebraten zu seinen Lieblingsgerichten zählt, nicht besonders logisch, aber ich fühlte mich elend. Charles und Rachel schien es jedoch nicht anders zu gehen. Metzger waren schon besondere Menschen. Ohne sie würde das Wissen um die großen kulinarischen Genüsse vermutlich an der um sich greifenden Zivilisation zugrunde gehen. Nun, ein Metzger würde dies wohl eher als „um sich greifende Verweichlichung“ bezeichnen.
    All diese theoretischen Betrachtungen gingen mir durch den Kopf, als ich still auf Charles’ Schulter sitzend, den Keller „betrat“. Die Mitte des niedrigen Raums war mit einer großen schwarzen Samtdecke ausgelegt. Im Zentrum lag ein hauchdünn geflochtenes Gitter aus reinem Silber. Seine Form war auf größtmögliche Oberfläche optimiert und von Rachel nach dem Kapillarprinzip gegossen worden. Nur um diese Gitter herstellen zu können, hatte Fiddlebury einen kleinen gebrauchten Hochofen erstanden. 
    Vor zwei Stunden, bei der Vorbereitung dieses Versuchs, war Charles von der Ausstattung in jeder Hinsicht verblüfft gewesen. Da ich vor dem heutigen Tag noch nie bewusst in dem Gewölbe gewesen war, hatte ich dieses Gefühl geteilt. Auch jetzt schienen unsere Gedanken ähnliche Wege zu gehen. Das flüssige Mondlicht befand sich in einem unter der Decke hängenden Topf mit fest verschlossenem Deckel. Eine lange Stange machte es möglich, den Topf aus einem Nebenraum zu öffnen und umzustürzen. Das Mondlicht würde auf das Silbergitter fallen und der Umgebung alle Essenz entziehen. Sehr effizient. Dennoch hatte ich mir den schrecklichen Essenzannihilator ein wenig komplizierter vorgestellt. Dass Fiddlebury mit dem Gerät noch viel vorhatte, zeigten die gewaltigen Vorräte flüssigen Mondlichts, die

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