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SteamPunk 3: Argentum Noctis: SteamPunk (German Edition)

SteamPunk 3: Argentum Noctis: SteamPunk (German Edition)

Titel: SteamPunk 3: Argentum Noctis: SteamPunk (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Guido Krain
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ebenfalls. Aber denken Sie daran: Selbst wenn es spuken sollte, gibt es hier nichts, was Ihnen gefährlich werden könnte. Die einzige Gefahr ist Ihre eigene Angst.“
    „Ich habe keine Angst“, behauptete Fiddlebury gekränkt. Er war ein so mieser Schauspieler, dass ich beinahe grinsen musste. „Ich dachte nur, dass wir uns nicht trennen sollten.“
    „Dann werde ich Mister Bradley mitnehmen. Ihm wäre das Auspacken des Picknickkorbs ohnehin schlecht möglich.“
    Ich nickte, auch wenn die Aussicht, wieder an dem unheimlichen Zimmer vorübergetragen zu werden, mich nicht gerade beglückte. Charles’ Enthusiasmus machte mir jedoch wieder einmal Mut. Ohne sich etwas dabei zu denken, setzte er mich auf den auf seinem Kopf befestigten Sessel und betrat den Korridor. Im Gegensatz zu Rachel, die eben mit mir durch den Flur gerannt war, hatte Charles es nicht eilig. Das Haus nutzte die Gelegenheit, seine Wirkung im vollen Umfang zu entfalten.
    Ich kannte den Grundriss der Wohnung nicht; dennoch gab es für mich keinen Zweifel, welches das „verfluchte“ Zimmer war. Mit jedem von Charles’ Schritten zerrte das Grauen energischer an meinen Nerven. Doch ich hielt stand. Ich presste die Kiefer so angestrengt zusammen, dass sogar Charles meine Zähne knirschen hörte. Ich würde mich auf keinen Fall einschüchtern lassen. Ich war kein instinktgesteuertes Tier sondern ein vernunftbegabtes Wesen. Es war ein harter Kampf, den ich mit mir selbst um meine Selbstachtung austragen musste. Als wir den Raum schließlich passierten, erhaschte ich einen Blick in einen unspektakulären Salon mit auffallend schönen schwarzen Ledersesseln und einem offenstehenden Humidor.  In meinem Inneren fochten jedoch nackte Panik und Selbstbeherrschung eine gnadenlose Schlacht miteinander aus. Dass Rachel auf dem Hinweg beinahe gerannt war, hatte mir wohl einiges erspart.
    Erst als wir endlich im Treppenhaus angekommen waren, sprach Charles mich leise an: „Es ist schlimm für dich, nicht wahr?“ Ich nickte. Dann bemerkte ich, dass er mich ja nicht sehen konnte. „Ja. Es tut mir leid.“ Ich staunte über den fremden Klang meiner Stimme.
    „Das muss dir nicht leid tun. Vermutlich hat es mit deinen tierischen Anteilen zu tun.“ Wieder nickte ich sinnloserweise. Doch dieses Mal sprach Charles schon weiter, ehe ich meinen Fehler korrigieren konnte. „Hältst du durch? Oder soll ich dich nach Hause bringen?“
    „Ich weigere mich, vor blinder Furcht zu kapitulieren“, meinte ich wütend. Meine belegte Stimme ließ die Worte noch beeindruckender klingen.
    „Ich kann dich gut verstehen.“ Ich glaube Charles verstand tatsächlich exakt, was in mir vorging, ohne dass ich es ihm erläutern musste. Erst, als wir schon wieder auf dem Weg nach oben waren, sprach er weiter. „Wenn du es über dich bringst, könnte uns deine Sensitivität von großer Hilfe sein, Bradley.“
    „Ja, darüber habe ich auch schon nachgedacht“, gestand ich ohne Begeisterung. „Vielleicht könnte ich das Medium aufspüren, in dem die Essenz gespeichert ist.“ Wenn Geister nicht doch übernatürliche Wesen aus dem Reich der Toten sind , setze eine innere Stimme furchtsam hinzu. Aber diese lächerlichen Worte würden mir nie über die Lippen kommen.
    „Ich wusste, dass du das sagen würdest“, sagte Charles stolz. „Aber denke immer daran – ein Wort von dir und ich bringe dich aus dem Haus. Auf keinen Fall darfst du panisch davonlaufen; das könnte dich in Lebensgefahr bringen.“
    „Heißt das, wir bekommen eine Chance, Fiddlebury für immer loszuwerden?“, versuchte ich das ernste Thema aufzulockern. 
    Charles lachte. Mit gespieltem Tadel flüsterte er: „So etwas sagt man nicht, Bradley. Hoffnungen wecken, die sich dann nicht erfüllen, ist einfach nicht fair.“
    „Ich finde, die alte Mumie würde sich gut beim Herumgeistern dort oben machen“, erwiderte ich nur halb im Scherz.

    Die Sonne war bereits seit drei Stunden untergegangen, als wir endlich von Mrs Jamesons Picknickkorb abließen. Selbst Charles hatte mit ausschweifender Langsamkeit gegessen und sich an der nichtssagenden Plauderei beteiligt, die wir mit Mühe aufrechterhalten hatten. Es war, als stünde dieser Raum unter Belagerung. Das kleinste Flackern unserer Öllampen hatte unser ohnehin schleppendes Gespräch immer wieder verebben lassen. Dabei hatte sich absolut nichts Ungewöhnliches ereignet. Unser Verhalten war so lächerlich, dass ich mich schäme es hier so offen auszubreiten.

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