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SteamPunk 3: Argentum Noctis: SteamPunk (German Edition)

SteamPunk 3: Argentum Noctis: SteamPunk (German Edition)

Titel: SteamPunk 3: Argentum Noctis: SteamPunk (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Guido Krain
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geflüstert.
    Die Anderen schienen meine Eingebung jedoch nicht zu teilen. Völlig unbeeindruckt setzte Charles mich ab und zwang die Tür mit roher Gewalt beiseite. Ein Hauch unirdischer Kälte schlug uns entgegen, der mich bis ins Mark erschauern ließ. Rachel schien es auch zu fühlen. Doch während ihr nur eine Gänsehaut den Rücken herunterlief, musste ich meinen gesamten Willen aufbieten, um nicht schreiend davonzulaufen. War diese Sensibilität meinen tierischen Anteilen geschuldet? So musste es wohl sein.
    „Jedes Gespenst sollte hier bereits vor Jahren an Langeweile eingegangen sein“, meinte Charles mit Blick auf die Fingerdicke Staubschicht, die den gesamten Korridor fest im Griff hatte. Einige unter dem Staub kaum noch sichtbare Scherben kündeten von einer überstürzten, aber lange zurückliegenden Flucht. Eine solche wäre aber bereits wegen der geschmacklosen Einrichtung berechtigt gewesen. Sechs unfassbar kitschige Blumenbilder hingen an den von der Zeit dunkel gewordenen Wänden. Sie schienen die einzige Erinnerung darzustellen, die die Wohnung an lebendige Dinge besaß. Nicht einmal Spinnweben waren zu entdecken. Selbst die Luft wirkte verstörend leblos auf mich.
    Charles schien sich daran nicht zu stören. Ohne Zögern betrat er die Wohnung, die in dieser Nacht unsere Bleibe sein sollte. Ich richtete mich so weit an seiner unbeeindruckten Art auf, dass ich ihm ohne großes Zögern folgen konnte. Schon die ersten Schritte ließen meinen Mut jedoch erneut sinken. In Höhe meines Bauches schien ein arktischer Luftstrom über den Boden zu streichen. Seltsamerweise wurde der hauchfeine Dreck, den die Jahrzehnte auf dem Boden abgeladen hatten, von ihm ignoriert. Der Staub war so trocken, dass er mir praktisch keinen Widerstand entgegensetzte, sondern sich bei Berührung in eine Art feinen Nebel auflöste. Der Luftstrom zog jedoch einfach durch den geisterhaften Dunst hindurch, ohne auch nur die kleinste Verwirbelung zu hinterlassen. Stattdessen schien die Staubwolke wie fettiges Öl an mir zu kleben. Wie Gas drangen mir die feinen Partikel in Mund und Nase. Nach wenigen Schritten konnte ich die Hand nicht mehr vor Augen sehen und blieb hustend stehen. Es war Rachel, die mich beiläufig aufhob und so aus der ekelhaften Staubfalle befreite.
    Unser weiteres Vordringen in die Wohnung hatte selbst etwas Geisterhaftes an sich. Niemand sprach ein Wort; außer meinem Gehuste waren nur die Schritte meiner menschlichen Begleiter und das Knarzen einer Tür zu hören. Rachel rannte beinahe, um den Anschluss zu den Männern nicht zu verlieren. Den ganzen Weg durch den Korridor war ich wegen des Staubs in meinen Augen nicht in der Lage, irgendetwas zu erkennen. Ganz kurz schien mein Herz jedoch ohne ersichtlichen Grund aus meiner Brust hüpfen zu wollen. Die Empfindung von Furcht wurde erst von meinem Kopf verarbeitet, als es schon wieder vorüber war. Hätte ich vorher gewusst, dass ich so heftig reagieren würde, wäre ich vielleicht besser gewappnet gewesen oder hätte Beruhigungsmittel einnehmen können. Im Augenblick fühlte ich mich meinen Empfindungen aber hilflos ausgeliefert.
    Als ich wieder sehen konnte, saß ich auf einem Schminktisch. Das breite Bett, dessen Tagesdecke Charles gerade wendete, ließ keinen Zweifel über die Bestimmung dieses Zimmers aufkommen. Erstaunlicherweise war der gesamte Raum nur marginal von Staub bedeckt. Ein riesiges Gemälde verlieh der Räumlichkeit sogar eine gewisse Fröhlichkeit: Zwei kleine Mädchen liefen mit wehenden blauen Kleidern durch ein Rapsfeld. Allerdings würde man die leuchtenden Farben nicht mehr lange erkennen können. Mit großem Unbehagen konnte ich durch die hohen Fenster sehen, dass sich der Horizont bereits rötlich verfärbte.
    Ich war offenbar nicht der Einzige, der dem bevorstehenden Sonnenuntergang mit abergläubischem Unbehagen entgegen sah. Die Fiddleburys starrten mit bleichen Gesichtern aus dem Fenster, während Charles der Einzige war, der arbeitete. Als die Decke gewendet war, meinte er: „Wir sollten uns zuerst hier einrichten. Vielleicht wollen Sie schon einmal Misses Jamesons Picknickkorb auspacken?“ Die Frage war an uns alle gerichtet, doch niemand fühlte sich angesprochen. „Ich werde unterdessen schon einmal das Mondlicht heraufholen.“ 
    Seine Worte waren kaum verklungen, als sowohl Fiddlebury als auch Rachel darauf dringen wollten, ihn zu begleiten. Doch Charles lachte nur. „Mich beeindruckt die unheimliche Ausstrahlung

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