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SteamPunk 3: Argentum Noctis: SteamPunk (German Edition)

SteamPunk 3: Argentum Noctis: SteamPunk (German Edition)

Titel: SteamPunk 3: Argentum Noctis: SteamPunk (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Guido Krain
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gebrochen schien ich mir nichts zu haben. Ratten sind eben erstaunlich robust. Endlich drangen auch meine Sinne wieder zu mir durch. Meine Nase war mit blutigen Krümeln verstopft. Trotzdem roch ich Rauch und ein leises Schleifgeräusch lag in der Luft. Wollte Fiddlebury mich verbrennen? Der Schreck ließ mich die Schmerzen einen Augenblick vergessen. Als ich mich umwandte, fuhr ich so sehr zusammen, dass ich beinahe wieder umgefallen wäre: Direkt hinter den Gitterstäben starrte mich ein riesiges Metallgesicht ausdruckslos an.
    „Kinkin!“, sagte es freundlich und ich lachte erleichtert. Ich musste sehr benebelt sein, dass ich ihr typisches Schleifgeräusch nicht erkannt hatte. Der Rauchgeruch, der mich so beunruhigt hatte, war auf ihre Abgase zurückzuführen.
    „Oh, Kinkin“, sagte ich mit rauer Stimme. „Ich kann dir gar nicht sagen, wie froh ich bin, dich zu sehen.“
    „Kinkin!“ Wie ein junger Hund freute sie sich über meine Worte. Der dämliche Fiddlebury hatte offenbar übersehen, dass ich mit Hilfe  unseres dampfbetriebenen Dienstmädchens problemlos fliehen konnte. Aber ich wollte das gar nicht. Ich war von einer primitiven Rachsucht erfüllt, für die ich mich heute sehr schäme.
    „Kannst du den Käfig aufmachen?“, fragte ich.
    „Kinkin.“ Es klang sehr selbstbewusst, doch machte sie keine Anstalten, zur Tat zu schreiten. 
    Ich lachte leise. „Kinkin, bitte öffne den Käfig.“
    Sofort machte sie sich ans Werk. Doch was sie dem zarten Schließmechanismus antat, war nur noch als Barbarei zu bezeichnen. Ihre unbeholfenen Versuche ließen den gesamten Käfig hin- und herschwingen. Mich störte das nicht. Ich hasste diesen Käfig und wenn er sich nie wieder schließen ließ, war das nur in meinem Sinne. Ich hielt mich einfach fest und ließ sie machen. Nach etwa fünf Minuten hatte Kinkin die Käfigtür so weit zerstört, dass sie aus den Angeln fiel.
    „Kinkin!“
    „Das hast du großartig gemacht, Kinkin“, lobte ich. Während ich mich von ihr aus dem Käfig heben ließ, überlegte ich meine nächsten Schritte. Wo mochte der alte Geier im Augenblick sein? Draußen ging gerade die Sonne unter. Also würde er vermutlich noch nicht im Bett liegen. Baute er vielleicht in der Werkstatt irgendeine kranke Hinrichtungsmaschine für mich?
    „Danke, Kinkin“, sagte ich, nachdem sie mich auf dem Boden abgesetzt hatte. „Bitte warte hier auf mich, ich bin gleich wieder da.“ 
    „Kinkin.“
    Ich entschied mich, zuerst die Räume im Erdgeschoss abzusuchen. Wäre ich nicht so furchtbar wütend gewesen, hätten die Schmerzen mich wohl auf jedem Meter große Überwindung gekostet. Noch immer war ich nicht sicher, ob ich mir nicht doch etwas gebrochen hatte. Doch dann musste ich wieder an Julie und die Ohrfeigen denken. Nach den ersten Schritten war der Zorn wie ein blindwütiger Dämon in mir erwacht. Die Rachsucht trieb mich ohne Rücksicht auf Verluste weiter. Niemand schlug meinen kleinen Kobold. NIEMAND!
    Ich fand Fiddlebury im Salon. Aus der Deckung des Türrahmens machte ich mir zunächst ein klares Bild der Lage. Mein Opfer saß in dem selben Sessel, in dem Julie und ich vorhin geschmust hatten. Ihre hübschen blauen Schuhe hatte Mortimer achtlos in eine Ecke gepfeffert. Befriedigt nahm ich zur Kenntnis, dass unser Kampf auch an ihm nicht spurlos vorbeigegangen war. Julies Fingernägel hatten tiefe Spuren in seinem Gesicht und auf seinen Händen hinterlassen. Er sah aus, als wäre er von einer Leopardin angefallen worden. Außerdem hatte er sein rechtes Hosenbein abgeschnitten. Sein Unterschenkel war sehr dick und unfachmännisch verbunden worden. Das verleitete mich zu der Annahme, dass er sich nicht zu einem Arzt traute. Wie hätte er die Spuren von Julies Fingernägeln auch erklären sollen?
    Etwas seltsam war, dass er nichts tat, außer ab und zu nach seinem Scotchglas zu greifen. Er war nicht betrunken, sondern wirkte irgendwie weggetreten. Vorsichtig pirschte ich mich näher heran und kletterte auf ein Bücheregal. Auf dem vierten Brett konnte ich endlich einen Blick auf seinen Beistelltisch werfen. Außer dem Scotch stand dort auch ein aufgeklapptes Köfferchen. Die Hausapotheke! Ein einzelnes Fläschchen war herausgenommen worden und stand neben dem Whisky.
    Ich kletterte wieder von meinem Aussichtspunkt herunter und schlich dicht an den Boden gedrückt auf allen vieren näher. Wenn eine Ratte nicht gesehen werden will, sieht sie ein Mensch auch nicht. Problemlos erreichte ich

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