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SteamPunk 3: Argentum Noctis: SteamPunk (German Edition)

SteamPunk 3: Argentum Noctis: SteamPunk (German Edition)

Titel: SteamPunk 3: Argentum Noctis: SteamPunk (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Guido Krain
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gepackt und aus dem Sessel gerissen. Ich purzelte auf den Boden und konnte gerade noch sehen, wie der Kopf meines kleinen Kobolds von zwei Ohrfeigen malträtiert wurde. Ab diesem Zeitpunkt war ich zu keinem klaren Gedanken mehr fähig. Ich sah einfach rot; wurde zu einem reinen Tier.
    Mit einem Wutschrei warf ich mich auf seinen Unterschenkel. Ich zerfetzte seine Hose und verbiss mich in seinem Fleisch. Dabei warf ich wie ein Hai den Kopf hin und her, um die Wunde zu vergrößern. Ich geriet in einen regelrechten Blutrausch. Dennoch entging mir nicht, wie das Scheusal Julie an den Haaren zur Eingangstür schleifte. Sie wehrte sich heftig, doch sie war viel zu filigran gebaut, um sich auch nur gegen einen Greis wie Fiddlebury durchsetzen zu können. Schließlich riss der brutale Kerl die Haustür auf und warf Julie die drei Stufen vor dem Eingang hinab.
    „Lass dich nie wieder hier blicken, perverse Hure!“, brüllte er schrill über die Straße. Dann schlug er die Tür zu. Erst jetzt schien er überhaupt zu bemerken, dass ich mich in seinem Bein verbissen hatte. Entsetzt brüllte er auf und sprang wild um sich tretend durch das Haus. Leider kam selbst sein greises Hirn irgendwann auf die Idee, meine Seite des Beins gegen eine Wand zu schlagen. Doch auch, wenn er mit aller Kraft zutrat, brauchte er drei Versuche, bis ich schließlich losließ. Kaum lag ich auf dem Boden kassierte ich einen Tritt, der mich vom Flur bis in die Küche beförderte. Ich schlug in ein Regal mit Gläsern ein. Als wäre ich explodiert wurde ich zum Mittelpunkt eines Sturms aus Scherben, Glas und Lärm. Ich selbst blieb einen Augenblick nach Luft ringend liegen. Der Schmerz war so allumfassend, dass ich nicht einmal sagen konnte, ob ich ernsthaft verletzt war. Allein dass ich diesen Tritt überlebt hatte, zeugte von der bemerkenswerten Robustheit, die uns Ratten auszeichnet.
    Bevor ich auch nur einen klaren Gedanken fassen konnte, fegte Fiddlebury mich mit dem Schürhaken aus dem Regal. Der Hieb war furchtbar schmerzhaft, dafür bekam ich den Aufschlag in dem Scherbenhaufen am Boden kaum mit. Ich erinnere mich, staunend darüber nachgedacht zu haben, warum ich nicht endlich das Bewusstsein verlor. 
    Lange konnte ich mich derartigen Überlegungen allerdings nicht hingeben. Fiddlebury setzte mir seinen Fuß auf den Rücken. Als würde es ihm unendlichen Genuss bereiten, verlagerte er langsam immer mehr Gewicht auf mich. Sofort wurde mir die Luft aus den Lungen gepresst und ich fühlte meine Knochen knacken. Doch mein einziger Gedanke galt Julie. Ich hoffte, dass sie nicht ernsthaft verletzt war und sie glücklich werden würde.
    Dann war der Fuß plötzlich verschwunden.
    „Nein“, sagte Fiddlebury kalt. „Eagleton wird deinetwegen ein großes Theater machen. Du wirst durch einen Unfall umkommen.“ Seine Stimme glich beinahe dem Zischen einer Schlange. Ich wurde grob am Nacken gepackt und fiel endlich in eine barmherzige Ohnmacht.

Niemand kann sich meine Verwirrung vorstellen, als ich wieder erwachte. Ich hatte mich selbst in die Kategorie „tot“ eingeordnet und konnte gar nicht erwachen. Oder hatte ich mich geirrt und es gab doch ein Leben nach dem Tod? Die Gitterstäbe in meinem Blickfeld ließen mich einen Moment darüber nachsinnen, wie seltsam dieses Jenseits war. Vielleicht war ich auch wiedergeboren worden? Dass ich fast eine Minute mit diesen absurden Gedanken verschwendete lässt vielleicht ermessen, wie angeschlagen ich war.
    Doch dann setzte endlich mein Verstand wieder ein. Ich befand mich in dem Käfig, in dem die Fiddleburys mich vor Charles’ Eingreifen gehalten hatten. Um sicherzugehen, dass ich nicht entkam, hatte er den Riegel mit einem zusätzlichen Draht gesichert. Offenbar hatte das Scheusal noch keinen plausiblen Unfall erdacht, bei dem ich zu Tode kommen könnte. Tja, wenn meine Hinrichtung von Fiddleburys Kreativität abhing, würde ich vermutlich noch Charles’ Enkel kennenlernen.
    Dann schoss mir der Anblick von der geohrfeigten Julie durch den Kopf. In mir erwachte eine Mordlust, die einem zivilisierten Geist eigentlich fremd sein sollte. Wäre ich in diesem Moment dazu in der Lage gewesen, hätte ich Fiddlebury für diese Untat in kleine Stücke gerissen. Was war aus ihr geworden? War sie verletzt? Hatte sie versucht, mich zu retten? Aber sie wusste ja nicht, dass ich in Lebensgefahr schwebte.
    Als ich mich aufsetzte, meldete sich mein Körper zurück. Mir tat buchstäblich jeder Knochen im Leib weh, doch

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