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Steels Ehre: Jack Steel und die Schlacht von Höchstädt 1704. Historischer Roman (German Edition)

Steels Ehre: Jack Steel und die Schlacht von Höchstädt 1704. Historischer Roman (German Edition)

Titel: Steels Ehre: Jack Steel und die Schlacht von Höchstädt 1704. Historischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Iain Gale
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findet.«
    Marlborough lachte. Draußen vor dem Zelt war über den allgemeinen Lärm hinweg der Klang von Trommeln und Pfeifen zu hören. Die Regimentskapelle spielte auf, um die Männer bei Laune zu halten: Sie spielten den »Lillibullero«. Marlborough lächelte und begann, mit den Fingern auf der Tischoberfläche zu trommeln. Der Marsch hatte eine sehr eingehende Melodie.
    »Ihr versteht es immer noch, mich aus meiner dunklen Stimmung zu holen, James. Zumindest dafür sei Gott gedankt. Aber ich bin sehr müde. Ich kann mich kaum erinnern, je erschöpfter gewesen zu sein.« Er rieb sich die Stirn, drückte die Finger gegen die Schläfen.
    »Ich habe das Gefühl, mir platzt der Kopf«, klagte er weiter. »Und mein Blut scheint erhitzt zu sein. Ich sollte lieber gleich nach meinem Leibarzt schicken. Habt Ihr gewusst, dass ich mir Rhabarber und Süßholz aus England liefern ließ? Die Queen persönlich empfahl dies meiner Lady Sarah bei Kopfschmerzen. Dennoch bin ich von der Wirkung nicht ganz überzeugt. Ich bin sicher, dass ich heute Abend wieder gezwungen sein werde, etwas von dem Chinin zu nehmen. Und Ihr wisst ja, wie mir das auf den Magen schlägt. Doch selbst Chinin vermag nicht zu kurieren, was mich plagt.«
    Er schaute Hawkins aus großen Augen an und wirkte einen Moment lang wie ein Kind mit sehnsüchtig hoffendem Blick.
    »Ihr wisst, auf was ich anspiele, James. All meine Sorgen. In was für Zeiten lebe ich! Und wer bleibt jetzt noch, dem ich voll und ganz vertrauen kann? Der arme Goors ist tot. Er war mir, wie Ihr sicher wisst, in Augenblicken wie diesen eine große Hilfe. Andere sind von uns gegangen. Sagt mir, alter Freund, an wen kann ich mich jetzt noch wenden, außer an Euch?«
    Hawkins legte dem Herzog eine Hand auf die Schulter. »Verzweifelt nicht, Sir. Ihr fühlt Euch lediglich ein wenig unpässlich wegen der Kopfschmerzen. Aber es gibt Hoffnung. Wie Ihr sagtet, Ihr habt ja noch mich. Und da wäre noch George Cadogan, Euer Hoheit. Er war Euch immer treu ergeben. Und auch Cardonell.«
    »Fürwahr, James, fürwahr. Auf Cadogan und Cardonell ist immer Verlass. Aber damit hat es sich. Zwei Mann und Ihr, James. Das ist meine ganze Familie. Woher soll ich wissen, wem ich noch trauen kann? Wie soll ich wissen, ob meine Feinde nicht vielleicht Spione auf mich angesetzt haben? Gott, wie sehr ich mir wünschte, diese Angelegenheit wäre vorüber.«
    Der Herzog entblößte sein kurz geschorenes Haar, indem er die Perücke abnahm. Vorsichtig hängte er sie an den dafür vorgesehenen Ständer, der mit Marlboroughs anderen persönlichen Dingen auf einer kleinen Konsole in der Ecke des Zelts stand, direkt neben dem Feldbett. Danach setzte er sich an den Tisch, stützte sich mit den Ellbogen ab und vergrub seinen Kopf in den Händen.
    Hawkins betrachtete den Herzog und wunderte sich, wie verletzlich dieser Mann war, in den die Nation all ihre Hoffnung und ihr Vertrauen setzte.
    Schließlich schaute Marlborough auf, presste seine Hände mit den Handflächen auf die Tischplatte und suchte Hawkins’ Blick. »Wir müssen erfolgreich sein, James. Wir müssen die Franzosen schlagen.«
    Er schwieg und ließ die bedeutungsvollen Worte nachklingen, ahnte er doch, alle Zweifel zerstreuen zu müssen, dass sie vielleicht doch nicht den Sieg erringen würden. »Oh ja, wir werden sie schlagen«, fuhr er fort. »Daran glaube ich fest. Aber zunächst bete ich zu Gott im Himmel, dass Euer Mann Steel in der Lage sein wird, mich aus meiner größeren privaten Gefahr zu erretten. Denn sonst, James, werden wir alle hoffnungslos verloren sein.«
    Steel saß in dem kleinen Zelt und trug die Namen seiner gefallenen Männer mit fein säuberlicher Handschrift in die Liste der Kompanie ein. Sein Diener, Nate Thomas, saß am Zelteingang und polierte die Stiefel seines Herrn.
    Nate mochte Mr. Steel. Er mochte ihn lieber als die meisten anderen Offiziere in dieser Armee, in der jeder Gentleman ein Kommando käuflich erwerben konnte, aber nur sehr wenige Offiziere auch Gentlemen waren. Steel hingegen hatte er stets als fairen Mann kennengelernt. Als einen Mann, der seine Leute auch belohnte, wenn sie es sich verdient hatten. Und er war ein echter Soldat. Nicht einer dieser aufgeblasenen Hanswurste, die sich bemüßigt fühlten, Kommandos zu erteilen. Wie dem auch sein mochte, Nate beschloss, die Stiefel an diesem Tag besonders gut zu putzen. Also spuckte er auf das Leder und rieb mit der Bürste darüber.
    Steel hatte mitunter seltsame

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