Steels Ehre: Jack Steel und die Schlacht von Höchstädt 1704. Historischer Roman (German Edition)
auch dort kamen sie unter die Hufe der Kavallerie und wurden von den Säbeln der Husaren zerhackt wie Ungeziefer. Einige der Reiter hielten Beile in der Hand und schlugen damit gnadenlos auf die Flüchtenden ein. Die meisten Husaren grinsten. Steel wandte den Blick von dem Gemetzel ab.
»Zu spät für die armen Teufel.«
Erst da erkannte er, dass der halbe Zug von Jennings’ Männern, die Nachhut, dort hinten bei den letzten Wagen stand. Steel reckte den Kopf und sah, dass die Husaren die Soldaten direkt am letzten Wagen zusammengetrieben hatten. Formiert euch doch endlich, fluchte Steel vor sich hin. Mit purer Willenskraft versuchte er, die Männer dort drüben dazu zu bringen, Aufstellung zu nehmen. Es war ihre einzige Chance. Doch dann sah er, dass keiner der Männer ein Bajonett aufgepflanzt hatte.
»Großer Gott!«
Einer der Soldaten, vermutlich ein Sergeant, bemühte sich sichtlich, die Kontrolle zu übernehmen und die Männer in Reihen antreten zu lassen. Doch im nächsten Augenblick schlug ihm ein Husar mit dem Beil den Kopf vom Rumpf. Steel wusste, dass das Schicksal der Männer besiegelt war. Die glücklosen Rotröcke brachten gerade einmal drei Schüsse zustande, da war die Kavallerie schon bei ihnen und zerstückelte die Männer. Zu seinem Entsetzen machte Steel sich bewusst, dass im allerletzten Wagen, hinter den sterbenden Rotröcken, die Verwundeten lagen. Die armen Teufel würden ebenfalls ihr Leben lassen. Steel hatte recht, denn schon war einer der Husaren vom Pferd gestiegen und trat an den Wagen mit den Verletzten. Steel sah, wie das Beil des Mannes in erbarmungslosem Rhythmus auf die wehrlosen Verwundeten niedersauste.
Als er genauer hinsah, erkannte er, dass die Kavalleristen lange Zöpfe und Schnurrbärte hatten. Was, zum Teufel, machte die französische Kavallerie hier in der Gegend, so dicht bei den alliierten Linien? Da fiel ihm noch etwas auf. Dort, inmitten der wild um sich schlagenden, blau gewandeten Husaren, stach eine andere Uniform hervor. Ein Mann, ganz in Weiß gekleidet. Ein Infanterieoffizier, auf dem Kopf eine Pelzkappe. Ein Offizier der französischen Grenadiere. Steel überlegte, ob es einen Zusammenhang zwischen diesem Offizier und dem Auftauchen der französischen Grenadiere in Sattelberg gab. Vielleicht hatte ja ausgerechnet jener Grenadier die Reiter hierhergeholt. Hatten die Franzosen etwa von Marlboroughs Brief erfahren? Möglich. Es gab immer wieder Gerüchte, im Lager der Alliierten tummelten sich jede Menge Spione und Informanten.
Unwillkürlich fasste Steel sich an die Brust und fühlte das Päckchen. Erleichtert atmete er aus und wandte sich an Williams.
»Lasst die Männer hier Aufstellung beziehen, Tom. Drei Glieder tief, wenn es sich machen lässt. Ihr könnt Euch darauf verlassen, dass die Reiter sich gleich uns zuwenden werden. Und ich wette, dass die Infanterie nicht weit entfernt ist. Habt Ihr gesehen, wer dort bei den Reitern ist?«
Er zeigte auf den weiß gekleideten Mann.
»Sergeant Slaughter. Drei Reihen. Abwechselnd feuern. Seht zu, wie Ihr das hinbekommt. Aber haltet diese verdammte Kavallerie aus der Stadt heraus. Und Bajonette aufpflanzen. Schnell.«
Steel rannte zurück zum Marktplatz und rief in alle Gassen und Häuser, an denen er vorbeikam, nach seinen Männern.
»Grenadiere! Zu mir!«
Drei Rotröcke schlossen sich ihm im Laufen an. Von der Anhöhe kamen noch ein Dutzend Mann hinzu, darunter Corporal Taylor, Tarling, Cussiter, Milligan, Henderson und Hopkins. Steel rief Taylor an.
»Sind das alle?«
»Denke ja, Sir.«
»Wo bleibt Major Jennings?«
»Hab ihn nicht gesehen, Sir.«
Verflucht soll der Kerl sein, dachte Steel. Sie brauchten jetzt jeden Soldaten, zumal Jennings kein schlechter Kämpfer war. Kurz darauf erblickte er weitere sieben Mann von Jennings sowie Stringer.
»Ihr da, Männer!«, rief er. »Sergeant Stringer! Folgt mir.«
Am höchsten Scheitelpunkt der ansteigenden Straße drehte er sich um und zählte seine Leute. Achtzehn insgesamt.
»Hier werden wir stehen. Weiter dürfen sie nicht kommen. Corporal Taylor, Hopkins, Tarling und ihr anderen – hier aufstellen. Drei Glieder tief. Laden und die zweite Patrone griffbereit halten. Musketen überprüfen und Bajonette nicht vergessen. Oh, und wenn ihr Major Jennings seht, dann sagt ihm, dass wir ihn an der Brücke brauchen.«
Steel vergewisserte sich, dass die Männer so am höchsten Punkt der schmalen Straße standen, wie er es haben wollte. Die Gewehrläufe
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