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Steels Ehre: Jack Steel und die Schlacht von Höchstädt 1704. Historischer Roman (German Edition)

Steels Ehre: Jack Steel und die Schlacht von Höchstädt 1704. Historischer Roman (German Edition)

Titel: Steels Ehre: Jack Steel und die Schlacht von Höchstädt 1704. Historischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Iain Gale
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abzeichneten. Er hörte, wie sie atmete, flach und gleichmäßig. Ab und an murmelte sie im Schlaf vor sich hin. Worte, die er nicht verstand. Er wusste inzwischen, wie betrübt sie wirklich war, und hasste sich selbst dafür, dass er ihr verboten hatte, Jennings auf eigene Faust zu suchen.
    Aber wie sollte er dieser jungen Frau gestatten, in eine Schlacht zu ziehen? Der einzigen Frau nach Arabella, für die er mehr als nur Zuneigung empfand. Er konnte sie unmöglich den Schrecken des Krieges aussetzen und in die Todesmühle schicken, in der nur das Schicksal entschied, wer überlebte und wer unterging.
    Da er Louisa nicht wecken wollte, brauchte Steel einen Augenblick, bis er sich aus dem Feldbett gequält hatte. Er schlüpfte in die Breeches, zog die scharlachrote Uniformjacke über, machte aber nur einen einzigen Knopf zu und ging zum Eingang des Zelts. Draußen, in der kühlen Nachtluft, schaute er hinauf zum klaren, wolkenlosen Himmel. Der Mond stand tief, und am dunklen Firmament konnte Steel die Sternenkonstellationen sehen, die seit Kindheitstagen seine Vorstellungskraft beflügelt hatten.
    Das bleiche Licht des Mondes lag über dem stillen Lager, einem Meer aus Leinwand. In den Zelten ruhten die Männer sich noch ein wenig aus, bevor sie sich am kommenden Tag den Kaiserlichen Truppen anschlössen. Die Griechen, das wusste Steel, hatten im silbrigen Licht des Mondes den Kummer der Artemis gesehen, der Geliebten Orions, die sich von ihrem Bruder Apollo hatte täuschen lassen und versehentlich Orion tötete. Steel betete, dass morgen nicht zwei weitere Liebende eine Tragödie erleben würden.
    Weiter links verrieten ihm Hufschlag und das leise Klirren der Harnische eine Gruppe Reiter. Instinktiv griff Steel dorthin, wo sonst immer sein Degen saß. Doch er fasste ins Leere und atmete erleichtert aus, als er in der Dunkelheit Stimmen vernahm, die Englisch sprachen. Ein Wachtposten hatte die Reiter angerufen, salutierte eifrig und ließ die Männer passieren, die jetzt in Steels Richtung trabten. Es mochten zehn Berittene sein, die meisten davon in roten Uniformjacken, einige in blauen. Als die Männer näher kamen, betonte das Mondlicht die Gesichtszüge. Steel erkannte den ersten Mann.
    »Mr. Steel«, sprach Marlborough, »Ihr seid noch spät auf den Beinen. Für Schlaf bleibt Euch nicht mehr viel Zeit, da wir gegen zwei Uhr aufbrechen werden. Und das ist in drei Stunden. Ihr solltet Euch ausruhen. Wie ich sehe, hat Euer Sergeant meinen Ratschlag befolgt. Ich wünsche Euch eine gute Nacht, Lieutenant.«
    Während der Herzog und sein Gefolge die Zeltreihen entlangritten, schaute Steel zu Slaughter hinüber, der in seine Decke gehüllt friedlich schnarchend vor dem Zelteingang lag. Dort hatte der Sergeant sich am Abend postiert, um zu verhindern, dass irgendjemand Steel und Louisa störte. Als Steel Schritte hinter sich hörte, drehte er sich um. In der Dunkelheit erahnte er Tom Williams’ Lächeln.
    »Tom?«
    »Konnte nicht schlafen, Sir. Weiß auch nicht, warum. Muss an der Schlacht liegen, nehme ich an. Ich kann’s kaum noch abwarten. Ich habe schon so oft alles in Gedanken durchgespielt.«
    »Die Schlacht kommt früh genug, Tom. Dann könnt Ihr Euch Eure Gedankenspiele sparen. Denkt daran, was immer Ihr auch tut, behaltet mich im Auge. Kümmert Euch um Eure Männer, aber wenn Ihr tut, was ich tue, wird alles gut.«
    Unwillkürlich dachte Steel an seine erste große Schlacht. Damals stand er als junger Fähnrich, kaum achtzehn Jahre alt, unter den im Winde wehenden Standarten der Foot Guards auf der zugigen Ebene von Steenkerke. Es war der 3. August 1692, als die Armee von König William die Franzosen nach einem kühnen Nachtmarsch überraschte. Steel glaubte jetzt noch, die klirrende Kälte zu spüren, und erinnerte sich, wie erstaunt und erschrocken er war, als der Morgennebel sich allmählich lichtete und den Blick auf Tausende weiß und rot gewandete Infanteristen freigab; Franzosen und Söldner aus der Schweiz, die von König Ludwig XIV. bezahlt wurden, standen den englischen Linien mehrere Glieder tief gegenüber.
    Er sah, wie die Kanonenkugeln, zunächst nicht größer als schwarze Punkte, heransausten, größer wurden und in den Formationen Schneisen aus Blut und Knochen rissen. An jenem Tag gab es keinen ruhmreichen Sieg, sondern einen hastigen Rückzug. Doch damals hatten sie auch keinen Marlborough als Oberbefehlshaber gehabt. Der kommende Tag jedoch oder der übernächste würde anders

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