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Steels Ehre: Jack Steel und die Schlacht von Höchstädt 1704. Historischer Roman (German Edition)

Steels Ehre: Jack Steel und die Schlacht von Höchstädt 1704. Historischer Roman (German Edition)

Titel: Steels Ehre: Jack Steel und die Schlacht von Höchstädt 1704. Historischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Iain Gale
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unumstößlich fest: Der Ausgang dieser Schlacht, in der es um sein Überleben und das Schicksal Europas ging, hing von der Moral der Männer ab. Deshalb musterte Marlborough seine Soldaten mit aufrichtigem Interesse. Viele hatten zotteliges Haar und Bärte, die sie wochenlang nicht gestutzt hatten. Die Uniformen mochten zwar nicht mehr für eine Parade taugen, aber sie sahen immer noch recht ordentlich aus, wenn man in Betracht zog, was die Männer alles erlebt hatten, nachdem sie vor drei Monaten in Flandern aufgebrochen waren.
    Hier sollte das große Abenteuer also zum Abschluss gebracht werden. Das Schuhwerk der Soldaten war erst kürzlich ausgetauscht worden und somit kaum abgetragen; die Musketen blitzten in der Morgensonne, das Pulver war trocken, Patronenhülsen waren in ausreichender Menge vorhanden. An Proviant hatte es nicht gemangelt: Brot und Bier. All diese Dinge trugen dazu bei, dass eine Armee bereit war, den Feind zu besiegen. Und heute war der entscheidende Tag endlich gekommen.
    Marlborough war gemeinsam mit Prinz Eugen in das Dorf Wolpertstetten geritten, da dort das Zentrum der alliierten Linie entstehen sollte. Dort waren sie auf den Kirchturm gestiegen und hatten das feindliche Lager mit Fernrohren abgesucht. Das Gespräch war kurz und zielgerichtet gewesen. Gott, so glaubte der Herzog, hatte ihn offensichtlich mit einem würdigen Alliierten gesegnet. Denn Prinz Eugen verkörperte all das, was dem Markgrafen von Baden fehlte. Der Prinz war entschlussfreudig, kühn und vor allem Marlboroughs Plänen gegenüber aufgeschlossen.
    Während die kleine Reiterschar sich der letzten Kompanie von Colonel Webbs Regiment näherte, wandte der Herzog sich an Hawkins und Cadogan, die unmittelbar hinter ihm ritten.
    »Prinz Eugen versicherte mir, er werde die rechte Flanke halten, ganz gleich, wie arg ihm die Franzosen und der Kurfürst zusetzen werden. Dadurch ermöglicht er uns einen zentralen Vorstoß. Und zwar genau dort.«
    Er deutete auf die Ebene und die weiten Flächen hinter dem Dorf Unterglauheim. »Der Schlüssel zu dieser Schlacht, meine Herren, sind die Dörfer«, betonte er und zeichnete mit einem Finger eine imaginäre Linie von rechts nach links in die Luft.
    »Blenheim, Unterglauheim, Oberglauheim und Lutzingen«, fasste er zusammen. »Wenn wir diese Dörfer haben, beherrschen wir das Feld. Wir müssen diese Ortschaften unbedingt sichern, koste es, was es wolle. Und das, Gentlemen, sage ich nicht leichtfertig daher.«
    Die Kirchturmuhr im Dorf schlug achtmal. Als wäre der letzte Glockenschlag ein geheimes Zeichen gewesen, eröffnete eine Kanone auf der rechten Flanke der Franzosen das Feuer. Der Geschützdonner setzte sich in der Reihe der Artillerie fort, während die Geschosse durch die Luft sausten. Doch Marlborough schaute gelassen in Richtung der feindlichen Kanonen.
    »So beginnt es also«, murmelte er.
    Eine Kugel flog direkt in Richtung des Generalstabs. Einer der Männer sah sie kommen und zog vorsichtshalber den Kopf ein. Doch die Kugel verfehlte ihr Ziel und grub sich in den kürzlich gepflügten Boden links von Marlboroughs Pferd. Erdklumpen flogen durch die Luft und trafen den Sattel und die Breeches des Herzogs. Marlborough täuschte Gleichgültigkeit vor und ritt weiter. Im selben Augenblick begann das Regiment, das dem Oberbefehlshaber am nächsten war, zu jubeln: Merediths Regiment.
    Marlborough hob die Hand und ließ die Männer wissen, dass er die Jubelrufe zu schätzen wusste. Mit einem Lächeln auf den Lippen wandte er sich einem Meldeläufer zu, einem der zahllosen drahtigen, blau gekleideten Burschen, die stets in seiner Nähe warteten. Die Läufer, die man an ihren Kappen erkennen konnte, waren entscheidend für die reibungslose Kommunikation zwischen dem Oberbefehlshaber und den jeweiligen Kommandeuren auf dem Schlachtfeld.
    »Übermittle Prinz Eugen eine Nachricht, Junge. Frag ihn, ob er bereit ist, vorzurücken. Sag ihm, es sei dringend notwendig. Wir werden nämlich in Kürze durch den feindlichen Kanonenbeschuss in arge Bedrängnis kommen.«
    Der Junge eilte davon. Während er lief, sirrte eine weitere Kanonenkugel über den Kopf von General Orkney hinweg und verrichtete ihr tödliches Werk inmitten der Kavallerie, die sich hinter dem Stab eingefunden hatte. Zwei Pferde wurden zerfetzt, ein unglückseliger Soldat büßte einen Fuß ein.
    »Seid Ihr Euch Eures Plans sicher, Euer Hoheit?«, fragte Cadogan. »Wir gehen ein großes Risiko ein, Sir. Der Feind hat sich

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