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Steels Ehre: Jack Steel und die Schlacht von Höchstädt 1704. Historischer Roman (German Edition)

Steels Ehre: Jack Steel und die Schlacht von Höchstädt 1704. Historischer Roman (German Edition)

Titel: Steels Ehre: Jack Steel und die Schlacht von Höchstädt 1704. Historischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Iain Gale
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Jennings?«
    »Lieutenant?«
    »Würdet Ihr mir bitte folgen, Sir. Mein Colonel wünscht Euch zu sprechen.«
    Jennings griff nach seinem Hut und folgte dem jungen Mann hinaus in die warme Abendluft. Er befand sich im Herzen der gesamten französisch-bayerischen Armee. Zehntausende Männer und Pferde lagerten, so weit das Auge reichte, auf der Ebene bei Höchstädt. Zunächst hatte der Major keinen großen Unterschied zum eigenen Heerlager entdecken können. Doch bei genauerem Hinsehen erfasste er die Ausmaße. Jenseits der Linien der Infanterie standen Wagenkolonnen mit Munition. So viel hatte er noch nie an einem Ort gesehen. In unmittelbarer Nähe der Fuhrwerke standen Tausende Karrengäule angebunden auf einer riesigen Weidefläche, wie auf einem Pferdemarkt daheim auf dem Lande. Daran schloss sich eine große Feldküche an, in der ein ganzer Ochse auf einem Spieß gebraten wurde. Weiter vorn sah der Major drei große Zelte, an deren Eingängen Dutzende französische Offiziere standen, als befänden sie sich auf einem königlichen Empfang.
    Während der Lieutenant ihn an der Kavallerie vorbeiführte, konnte Jennings im Vorübergehen einen Blick erhaschen auf ein Zelt, in dem mehrere Husaren an einem Tisch saßen und sich von einer halb nackten Frau unterhalten ließen, die für die Herren auf dem Tisch tanzte. Sie kreischte vor Aufregung, als einer der Männer sich vorbeugte und ihr den Rock herunterriss.
    In vielen Belangen hätte der Unterschied zu Marlboroughs Armee nicht größer sein können, und Jennings fragte sich mit einem Mal voller Unbehagen, welches Heer letzten Endes als Sieger aus der kommenden Schlacht hervorgehen würde. Seine Zukunft stand auf dem Spiel.
    Endlich hatten die beiden Männer die Zeltreihen hinter sich gelassen und gelangten an ein großes Zelt, das ein wenig abseits stand und auf der eine kleine Fahne mit den Lilien wehte. Der Lieutenant hielt Jennings den Zelteingang auf und bedeutete ihm einzutreten. Es war eigenartig, hier inmitten der Feinde willkommen zu sein. Ein Leben zwischen den Fronten, dachte Jennings plötzlich und spürte, wie Selbstverachtung in ihm hochstieg.
    »Major Jennings, Colonel«, wurde er angekündigt.
    »Danke Euch, Henri, Ihr dürft Euch dann entfernen. Major Jennings, gestattet, dass ich mich vorstelle. Ich bin Colonel Jean Martin Michelet des Regiments d’Artois. Ich heiße Euch willkommen.«
    Mit leicht verengten Augen musterte der Colonel den sonderbaren Engländer. Jennings’ äußerer Erscheinung und seinem ganzen Verhalten versuchte er zu entnehmen, ob dieser Überläufer es ernst meinte. Oder war er vielleicht doch einer von Marlboroughs zahllosen Spionen?
    »Ein Freund von Lord Malbrook ist hier als Freund gern gesehen. Aber setzt Euch doch bitte zu mir. Ein Glas Wein? Er wurde unlängst aus Frankreich geliefert.«
    Jennings lächelte, denn es amüsierte ihn, dass der Franzose Marlboroughs Namen nicht richtig aussprechen konnte, wie so viele seiner Landsleute. Colonel Michelet war mittelgroß und hatte ein ansprechendes, sonnengebräuntes Gesicht. Der schmale Oberlippenbart entsprach der Pariser Mode. Das einzig wirklich Bemerkenswerte an seinen Zügen war die schmale Narbe, die sich von der rechten Gesichtshälfte bis unter das Kinn zog.
    »Wie ich hörte, habt Ihr Euch meinen Männern aus freien Stücken ergeben, Major Jennings. Es heißt, Ihr hättet etwas, das für unsere Sache von größtem Wert sein könnte.«
    Jennings setzte sich und nahm den Kelch mit Wein entgegen.
    »Aber Ihr seid ein Offizier der englischen Armee, Major. Ihr wollt doch gewiss nicht bekennen, ein Verräter zu sein?« Er lachte. »Habt Ihr französisches Blut in Euren Adern?«
    »Nein, Colonel. Und ein Verräter bin ich bestimmt nicht. Aber ich bin in einer einzigartigen Position, die es mir ermöglicht, nicht nur meinem Land, sondern auch der Krone Frankreichs einen großen Dienst zu erweisen. Es gibt da spezielle Informationen, die sich in meinem Besitz befinden. Informationen, die Marlborough und dessen Freunde zu Fall bringen werden.«
    »Interessant, Major. Gehe ich recht in der Annahme, dass Ihr uns mitteilen werdet, wann und wo Lord Malbrook angreifen wird? Werdet Ihr uns seine Strategie erläutern? Uns zeigen, wo seine Elitetruppen stehen und wo seine Schwachpunkte liegen?«
    »Nein. Als Offizier in der Armee von Queen Anne und als Gentleman kann ich mein Land nicht verraten. Aber ich vermag Euch etwas sehr viel Wertvolleres anzubieten. Ich besitze die Mittel, um

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