Steels Ehre: Jack Steel und die Schlacht von Höchstädt 1704. Historischer Roman (German Edition)
den Herzog für immer zu diskreditieren. Dokumente, die ihn eindeutig als Jakobiten entlarven, als Verräter an Land und Krone. Diese Papiere müssen auf sicherem Weg nach England transportiert werden, und zwar von einem englischen Offizier. Von mir selbstverständlich.«
Michelet lächelte. »Ja, Major. Wir wissen von diesen Papieren. Ein sonderbarer Fall. Ein Mann, der mit meinen Versorgungsoffizieren zu tun hatte, machte mich auf die Schriften aufmerksam.« Wieder lachte er. »Der Mann erzählte mir von den Papieren und dass ein Kaufmann sie habe. Dass er ein Treffen mit einem britischen Offizier arrangiert habe. Ihr Name fiel in diesem Zusammenhang. Wir bezahlten den Informanten für seine Dienste, worauf ich Soldaten entsandte, um die Papiere sicherzustellen. Grenadiere und Husaren, unter dem Kommando meines fähigsten Offiziers. Eure Männer stießen in Sattelberg auf meine Abteilung. Ihr konntet Euch ja selbst ein Bild davon machen, wie effizient meine Leute vorgehen. Aber es war nie meine Absicht, dass Zivilisten bei diesem Einsatz ihr Leben verloren. Das tut mir wahrlich leid. Major Malbec hat seinen eigenen Kopf. Es war eine … Tragödie.«
Lächelnd verlangte er noch mehr Wein.
»Aber sagt mir, Major Jennings, zuletzt hörte ich, die Papiere seien verschwunden. Malbec wurde zurückgeschlagen. Ich dachte, die Dokumente seien verloren. Wenn Ihr sie wirklich bei Euch habt, so ist das eine willkommene Neuigkeit.«
Jennings wusste, dass jetzt der Zeitpunkt war, um die eigene Bedeutung herauszustellen. Schließlich spielte er die entscheidende Rolle, wenn es darum ging, den richtigen Leuten die inkriminierenden Briefe zuzuspielen.
»Ich bitte Euch lediglich, mir eine Eskorte auf dem Weg zur Kanalküste zur Seite zu stellen. Wenn ich Euch noch auf andere Weise helfen kann, tue ich das gern. Aber ich kann natürlich nicht gegen meine Landsleute kämpfen.«
»Ausgeschlossen. Wer würde das schon von einem Offizier verlangen? Aber wir können Euch nicht zu Eurer Armee zurückschicken. Selbst wenn Ihr das wünschtet, was Ihr sicher nicht tut, wie ich sehe. Schon morgen oder übermorgen werden wir in eine große Schlacht ziehen. Marshall Tallard zieht es vor, auf seinem Arsch zu sitzen und abzuwarten. Aber ich weiß, dass Marschall Marsin sich durchsetzen wird. Sein Wort hat Gewicht. Tallard benimmt sich wie ein altes Weib. Er ist nicht in der Lage, eine Armee für Frankreich zu befehligen. Ich weiß, dass wir kämpfen werden. Und Ihr, Major, werdet sozusagen einen Logenplatz erhalten, um das Spektakel verfolgen zu können.«
Nach einer kurzen Pause fuhr er fort: »Und dann, nachdem wir Eure Armee und Lord Malbrook geschlagen haben, werden wir Euch sicheres Geleit bis zur Kanalküste geben. Aber kommt. Ich spüre, dass Ihr ein gebildeter Mann seid. Ich werde meinen Schreiber anweisen, Euch die nötigen Papiere für den Freigang auszustellen. Ihr werdet sie unterzeichnen, aber in der Zwischenzeit dürft Ihr Euch noch etwas von dem Wein munden lassen, der exzellent ist, wie Ihr mir beipflichten werdet.«
Der Colonel lächelte. »Vielleicht möchtet Ihr danach mir und einigen meiner Freunde bei einem leichten Mahl Gesellschaft leisten? Wir haben einen Koch aus Paris kommen lassen. Für den heutigen Abend hat er mir eine Suppe als Entree versprochen, dazu frisches Huhn und ausgewählte, gedünstete Gemüsesorten. Den Abschluss unseres kleinen Diners bildet ein ausgezeichneter Käse, zu dem ein edler Branntwein gereicht wird. Es ist nicht viel, ich weiß, aber wir dürfen nicht wählerisch sein. Ausnahmsweise dürfen wir uns nicht allzu intensiv um unser leibliches Wohl kümmern. Denn morgen, Major, müssen wir eine Schlacht gewinnen.«
***
Steel lag in der Dunkelheit wach und lauschte auf das Brummen der Fliegen, die in dem Zelt herumschwirrten. Er sah, wie sich zwei Fliegen auf den fettigen Tellern niederließen, von denen Louisa und er ihre schlichte Mahlzeit aus Brot und Bohnen gegessen hatten. Nate würde sich bald um das Geschirr kümmern, ehe die Armee das Lager abbrach. Am letzten Abend vor der Schlacht hatte Steel seinen Diener von dessen Pflichten entbunden. So war es üblich.
Er nahm eine der Blechtassen, die neben den Tellern standen, verscheuchte eine weitere Fliege vom Rand und nahm einen langen Schluck, fest entschlossen, den Rest des Weins zu trinken. Dann betrachtete er die schlafende Louisa und ließ seinen Blick über die sanften Konturen ihres Körpers gleiten, die sich unter der Decke
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