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Steels Ehre: Jack Steel und die Schlacht von Höchstädt 1704. Historischer Roman (German Edition)

Steels Ehre: Jack Steel und die Schlacht von Höchstädt 1704. Historischer Roman (German Edition)

Titel: Steels Ehre: Jack Steel und die Schlacht von Höchstädt 1704. Historischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Iain Gale
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schaute an der Linienformation entlang. Die Grenadiere – so sah es die Ordnung vor – hatten sich ursprünglich auf der rechten Flanke des Bataillons eingefunden, neben der ersten Kompanie. Doch im Verlauf der letzten halben Stunde, kurz vor der Essenspause, war Captain Frampton die Reihen entlanggeritten und hatte die Kompanien in die vorbestimmten Züge aufgeteilt. Entsprechend der Vorschriften war Hansam mit seiner halben Kompanie Grenadiere zur linken Flanke marschiert, während Steel zu den übrigen Männern aufgeschlossen hatte, sodass das Bataillon nun gleich viele Grenadiere auf beiden Seiten besaß. Dies entsprach der Formation, die man für das revolutionäre Feuern Zug für Zug benötigte – ein System, das den Franzosen zum Verhängnis werden sollte.
    Steel hatte sich inzwischen ganz rechts von der ersten Reihe positioniert und wusste Slaughter unmittelbar hinter sich. Seit drei Stunden ertrugen sie nun schon die zermürbende Kanonade der Franzosen. Hinter Slaughter stand Tom Williams. Er hatte ein breites Grinsen aufgesetzt und hielt den Degen in der Rechten.
    »Sir«, rief er Steel zu. »Glaubt Ihr wirklich, dass wir bald angreifen werden?«
    »Früh genug, Tom. Seid nicht zu ungeduldig. Die Franzosen warten auf Euch. Sie werden nirgendwo hingehen.«
    Hansam kam zu ihnen. »Wie denkst du über General Cutts, Jack? Ich höre immer wieder, er sei so hirnlos wie der Degen, der an seiner Seite hängt.«
    »Nun, vielleicht hat er kein Hirn, aber ich möchte behaupten, dass er so scharf wie die Klinge seines Degens ist. Er ist tatsächlich bekannt für seinen Mut, Henry. Und seine Kühnheit. Vielleicht bekommen wir heute von beidem etwas zu sehen.«
    »Ja, Sir«, ließ sich Slaughter vernehmen. »So viel steht fest. Wir werden früher auf die Froschfresser stoßen, als uns lieb ist. So Gott will.«
    Hansam lachte. »Ihr seid ja heute gut aufgelegt, Sergeant. Könnt Ihr den Kampf kaum noch abwarten?«
    »Bin immer für ’ne Prügelei zu haben, Sir. Besonders dann, wenn’s gegen die Monsenjörs geht.«
    Steel zog eine Braue hoch. »Ich würde nicht so selbstzufrieden sein, Sergeant. Henry, du weißt doch, dass sie Cutts den Salamander nennen, weil er stets an den heißesten Stellen des Gefechts zu finden ist. Und dir dürfte nicht entgangen sein, dass wir im Augenblick an der gefährlichsten Stelle des Schlachtfelds stehen.«
    »Wir sind ja auch Farquharsons Grenadiere, Jack. Was hast du anderes erwartet?«
    Als die Offiziere nach links blickten, sahen sie mehrere Reiter, die entlang der Frontlinie trabten. Hansam tippte sich an den Hut. »Ich habe so das Gefühl, dass ich wieder auf meine Position muss. Nehme an, wir rücken bald vor. Jack, Sergeant Slaughter. Viel Glück, meine Herren. Auf ein Wiedersehen in Blenheim.«
    Während er zurück zu seinem Posten ging, kamen die Reiter näher heran und hielten bei der Mitte der Kompanien an. Brigadier Rowe stellte sich in die Steigbügel.
    »Viel Glück, Männer. Ich bin sicher, dass der Tag uns gehören wird. Es wird ein hartes Vorwärtsgehen werden, härter vielleicht als alles, was ihr bislang gesehen habt. Aber ich habe keine Zweifel, dass wir es gemeinsam schaffen werden. Behaltet mich im Auge, Männer. Denn ich werde einer der Ersten dort drüben an den Verschanzungen sein. Und befolgt meine Befehle. Ihr gebt erst dann einen Schuss ab, wenn ich mit meinem Degen an die Palisaden schlage.«
    Rowe wendete sein Pferd und ritt die erste Reihe in entgegengesetzter Richtung entlang.
    Steel vernahm Sir James’ Stimme über den Geschützdonner hinweg.
    »Bataillon bereit machen zum Vorrücken!«
    Er zog seinen Degen und schwenkte ihn hoch über seinem Kopf. Jetzt, dachte Steel. Jetzt, du törichter, tapferer alter Mann. Auf diesen Augenblick hast du gewartet. Aus diesem Grund hast du dieses Regiment ins Leben gerufen. Ich wünsche dir Glück und Freude damit.
    Wieder schallte Sir James’ Stimme über die Reihen hinweg. »Bataillon. Gewehre schultern. Vorwärts Marsch!«
    Als er den Degen senkte, spielten die Trommlerburschen einen donnernden Wirbel und fielen dann in den unnachgiebigen Rhythmus des Vorrückens.
    Der Boden war weich und sumpfig, und während sie vorrückten, sah Steel, dass manch einer im Schlamm seinen Schuh verlor. Er spähte hinüber zu den Verschanzungen des Feindes. Das Ziel mochte noch gut zweihundert, vielleicht auch nur einhundertfünfzig Meter entfernt sein. Vor ihnen lag der schmalere Arm des Nebelbachs, nicht breiter als zwei Meter.

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