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Steels Ehre: Jack Steel und die Schlacht von Höchstädt 1704. Historischer Roman (German Edition)

Steels Ehre: Jack Steel und die Schlacht von Höchstädt 1704. Historischer Roman (German Edition)

Titel: Steels Ehre: Jack Steel und die Schlacht von Höchstädt 1704. Historischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Iain Gale
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unmittelbar gefolgt von Colonel Hawkins.
    Steel machte Anstalten, sich zu erheben, doch der Colonel bedeutete ihm, sitzen zu bleiben.
    »Es tut mir leid, Jack, aber ich muss Euch mitteilen, dass man nach Euch verlangt. Ihr sollt Euch unverzüglich beim Oberbefehlshaber einfinden.«
    Als er Louisa sah, nahm er den Hut ab und deutete eine Verbeugung an. »Einen guten Tag, Miss Weber.«
    Auch Hansam grüßte höflich. Wie die anderen Kameraden aus dem Offiziersstab hatte auch Hansam akzeptiert, dass die junge Frau seither des Öfteren in Steels Zelt anzutreffen war. Frauen waren im Heerlager nichts Neues. Allerdings waren sie zumeist bei den einfachen Soldaten oder im Tross, aber bei Steel war alles möglich, das war den anderen Offizieren klar. Daher erschien es Hansam nachvollziehbar, dass ein Draufgänger wie Steel mit einem schönen bayerischen Engel an seiner Seite ins Lager zurückgekehrt war. Und auch wenn Steel sich noch nicht sicher war, was die eigene Zukunft betraf, so hatten seine Kameraden keine Zweifel, wie es für den Lieutenant und die Bayerin weitergehen würde.
    Steel versuchte, sich vom Stuhl hochzudrücken. Louisa half ihm beim Aufstehen. Sie knöpfte ihm die Weste zu, legte ihm die rote Uniformjacke über die Schultern und hielt sie ihm so, dass er bequem hineinschlüpfen konnte. Als er dann, ebenfalls mit Louisas Hilfe, die Füße in seine Stiefel schob, strich er sich über das kürzlich rasierte Kinn. Er betrachtete sich in dem kleinen Handspiegel, der auf einem Tischchen stand. Hawkins konnte sich ein Lächeln nicht verkneifen.
    »Ihr seid zwar nicht gerade das perfekte Abbild eines Offiziers, Jack, aber ich möchte behaupten, dass Ihr so vor Marlborough treten könnt.«
    »Colonel, ich bin kaum zehn Tage zurück, und Ihr verspottet mich bereits.« Theatralisch zeigte er auf sein Bein. »Ich bin ein kranker Mann. Habt Ihr denn kein Mitgefühl?«
    Hawkins lachte. Louisa reichte Steel den Gehstock, den er seit Tagen benutzte, um das verletzte Bein zu schonen. Dann hielt sie ihm den Zelteingang auf, sodass er mit eingezogenem Kopf ins Freie treten und die angenehme Abendluft atmen konnte. Während Hansam den Eingang für den Colonel aufhielt, drehte Steel sich noch einmal zu Louisa um, die im Zelt blieb.
    »Wünscht mir Glück, ihr zwei. Ich schätze, ich kann es brauchen.«

***
    Marlboroughs Zelt wurde von zwei Dutzend Kerzen erleuchtet. Doch als Steel und Hawkins eintraten, war der Herzog nirgends zu sehen. Der Diener Marlboroughs füllte gerade drei Gläser mit Wein. Hawkins reichte eines davon Steel.
    »Wirklich, Jack, damit hatte ich nicht gerechnet. Von Jennings’ Absichten wusste ich nichts. Natürlich habe ich mitbekommen, dass er aufgebrochen ist, aber ich dachte, er wäre von Colonel Farquharson losgeschickt worden. Meines Erachtens besteht kein Zweifel, wer hinter dieser Intrige steckt. Es ist bekannt, dass der Markgraf ein Gegner von Marlboroughs Strategie ist. Daher vermuten wir, dass einer seiner Kommandeure Wind von unserem Vorhaben bekommen hat. In der Armee sind Tories, aber mir war bislang nicht bewusst, dass auch Major Jennings dieser Fraktion anhängt.«
    »Mir auch nicht, Colonel. Obwohl mir aufgefallen ist, dass sich seine Art der Kriegsführung in vieler Hinsicht von der unseres Kommandeurs unterscheidet.«
    Hawkins sah sehr ernst aus.
    »Es ist klar, dass die französischen Grenadiere, insbesondere ihr Offizier, Euch verfolgten und hinter etwas ganz Bestimmtem her waren, sonst hätten sie sich nicht so nahe an unsere Linien herangewagt. Ich frage mich, ob Major Jennings inzwischen bei den Franzosen ist. Womöglich hat ihn der Offizier der Grenadiere entdeckt. Aber ich nehme an, dass der Major sich in seiner neuen Rolle nicht sehr wohlfühlen wird.«
    »Jennings mag ein Wendehals sein, Sir, was die Loyalität dem Herzog gegenüber betrifft, aber ich kann nicht glauben, dass er Landesverrat begeht. Colonel Farquharson wird gekränkt sein und sich am meisten über das Verhalten seines Verwandten ärgern.«
    »Doch wer immer die Franzosen auf unsere Mission hingewiesen hat«, fuhr Steel fort, »wie es scheint, hat Jennings den Intriganten die Arbeit abgenommen. Tatsächlich muss ich die Schuld bei mir suchen, Colonel. Ich hätte argwöhnischer sein müssen, als Jennings plötzlich mit seinen Leuten in unserer Nähe war. Ich hätte seine wahren Absichten erahnen müssen. Und ich hätte vor allem nicht zulassen dürfen, dass er mich in der Hitze des Gefechts überrumpelt. Es tut

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