Steels Ehre: Jack Steel und die Schlacht von Höchstädt 1704. Historischer Roman (German Edition)
mir furchtbar leid.«
»Ich glaube, ich weiß, wer die Franzosen mit ins Spiel gebracht hat, Steel. Jennings hatte doch einen Sergeant, nicht wahr?«
»Stringer? Der soll sein Komplize gewesen sein?«
»Wie es scheint, hat der Sergeant für die Franzosen geschmuggelt und ihnen Vorräte verkauft. Offenbar hat er mit einem Quartiermeister gemeinsame Sache gemacht. Jennings wird Stringer ins Vertrauen gezogen haben, was die geheime Mission betraf, und als er sah, dass viel Geld mit im Spiel war, hat er sich an seinen Mittelsmann gewandt, der die ganze Sache den Franzosen verraten hat – gegen eine hübsche Summe, versteht sich. Erst beim zweiten Hinterhalt wird Stringer begriffen haben, dass er sein eigenes Todesurteil unterzeichnet hat. Natürlich kriegen die Franzosen ihn nicht, was wir Euch zu verdanken haben. Aber der Henker wird ihn bald vor sich haben. Der Mann ist ein geborener Verräter. Wir haben seinen Freund bereits unter Arrest gestellt. Er hat alles gestanden und wird morgen gehängt.«
»Stringer?« Steel sah verzweifelt aus. »Ihr müsst wissen, Colonel, dass ich immer gehofft hatte, Major Jennings mit Stringers Hilfe aufzuspüren.«
Hawkins legte ihm eine Hand auf die Schulter.
»Keine Sorge, Jack. Ich dachte mir, dass Ihr noch etwas mit ihm vorhabt. Sergeant Stringer glaubt, er wäre noch einmal mit einem blauen Auge davongekommen. Er wird nervös werden, aber das wird ihn nur noch stärker antreiben, Euch zu besänftigen. Er gehört Euch, bis Ihr Jennings gefunden habt. Dann gehört er mir.«
Als die beiden Männer ein Hüsteln vernahmen, drehten sie sich um. »Wie auch immer wir diesen Fuchs aus seinem Bau locken, Gentlemen – hoffen wir, dass es dann noch nicht zu spät sein wird, den Schaden zu beheben, der angerichtet wurde.«
Es war Marlborough, der während des Gesprächs leise das Zelt betreten hatte. Hawkins und Steel hatten mit dem Rücken zum Zelteingang gestanden. Der Herzog war allein gekommen und fing Steels Blick ein.
»Euer Hoheit«, sagte Steel und verbeugte sich kurz. »Ich hatte nicht bemerkt …«
»In der Tat, Lieutenant Steel. Wie ich hörte, wurdet Ihr hart auf die Probe gestellt. Zwei Gefechte mit dem Feind. Infanterie und Kavallerie. Husaren, wenn man mich richtig informiert hat. Wie denkt Ihr über diese Abteilung?«
»Es sind exzellente Reiter, Euer Hoheit, wenngleich ich der Ansicht bin, dass der Ruf der Husaren zu sehr auf die äußere Erscheinung zielt. Wir haben ihnen eine gehörige Tracht Prügel verabreicht.«
»Und wurdet selbst gehörig verprügelt. Ihr wurdet von John Hays Dragonern gerettet. Habe ich recht? Aber ich habe gehört, dass Ihr Euch tapfer geschlagen habt, Steel. Und jetzt seid Ihr ja in Sicherheit, wie? Was machen Eure Verletzungen?« Marlborough deutete auf Steels Bein. »Wurde ausreichend für Euch gesorgt? Ich habe einen guten Leibarzt.« Die eisigen, grau-grünen Augen bohrten sich tief in Steels Innerstes.
»Habt Dank, Sir. Ich wurde gut versorgt. Es war bloß ein Kratzer, Euer Hoheit. Und ein Schlag auf den Kopf.«
»Den Euch unser Freund Major Jennings zufügte, wie ich hörte.«
Steel war einen Moment sprachlos. Er fragte sich, wie viel Hawkins dem Herzog bereits mitgeteilt haben mochte.
»Ihr habt Euch nach Kräften bemüht, die Papiere an Euch zu bringen«, fuhr Marlborough fort. »Tatsächlich hattet Ihr sie bereits in Euren Besitz gebracht. Ihr konntet ja nicht ahnen, dass Jennings sich als Verräter erweist. Habt Ihr einen Blick auf die Papiere geworfen?«
Steel wusste nicht recht, was er sagen sollte, beschloss aber, bei der Wahrheit zu bleiben. »Ja, Euer Hoheit.«
»Dann seid Ihr also mit dem Inhalt vertraut?«
»Ich sah die Anschrift, Sir, in Frankreich. Das Datum. Euren Namen. Mehr nicht.«
»Meine Unterschrift. Ja. Und den Namen des … eines anderen Mannes. Des Datums könnt Ihr Euch auch entsinnen?«
»1696. November, glaube ich, Euer Hoheit.«
Marlborough überlegte. Als er dann wieder anhob, schien er mehr zu sich selbst zu sprechen. »Ja, das muss um die Zeit gewesen sein. Ich hatte König James um Vergebung ersucht. Glaubte ich doch, ihm und seinem Haus ein Leid angetan und dadurch meine eigene Ehre befleckt zu haben.«
Der Herzog löste sich aus seinen Erinnerungen und blickte Steel an. »Ein törichtes Unterfangen. Aber das war eine andere Zeit. Ein anderes Land. Damals war ich ein anderer Mann.«
Er trat an den Tisch, wo der Diener ihm ein Glas Wein reichte. Nach einem langen Schluck stellte er das
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