Steels Entscheidung: Historischer Roman (German Edition)
Kavallerie, als sich ein Reiter von links näherte. An der Art und Weise, wie er tollkühn an der Linienformation vorbeipreschte, konnte man erkennen, dass er über wenig Erfahrung auf dem Schlachtfeld verfügte.
Slaughter musste ein Lachen unterdrücken. »Oh, oh, Sir. Sieht ganz so aus, als bekämen wir Besuch. Der arme Trottel dort holt sich noch den Tod, wenn er so an den Linien vorbeireitet. Wenn die Franzmänner ihn nicht aufs Korn nehmen, dann vielleicht einer von unseren Jungs. Ein Offizier wie diesen nennt man wohl zu Recht eine Bürde, Sir … Wenn ich das mal so sagen darf, Captain.«
»Ihr solltet Eure Gedanken besser für Euch behalten, Jacob. Aber Ihr habt schon recht. Dieser junge Narr dort wird unnötig Feuer auf sich ziehen.«
Als wäre es abgesprochen gewesen, eröffnete eine Kanone auf dem Hügel oberhalb von Schaerken das Feuer. Die Kugel verfehlte den Reiter, traf dafür aber einige Infanteristen einer anderen Kompanie.
Slaughter seufzte. »Hab ich’s nicht gesagt?«
Der Mann brachte sein Pferd unmittelbar vor Steel zum Stehen. Steel wusste, um wen es sich bei dem jungen Lieutenant handelte: Um den protegierten Neffen von Sir James Farquharsons Gemahlin, der in der dritten Kompanie diente. Anstatt dem jungen Mann als Bataillonsoffizier das Kommando über eine Kompanie zu geben, hatte Sir James ihn – gewiss erneut auf Bitten seiner Gemahlin – zum persönlichen Berater ernannt, mit der Aussicht für den Lieutenant, eines Tages in den Generalstab aufzusteigen. Steel war ihm zwar noch nicht begegnet, aber ihm war zu Ohren gekommen, dass der junge, aufstrebende Mann in der Messe beträchtliche Schulden angehäuft hatte, weil er sich immerzu anschickte, die Anerkennung der anderen, älteren Offiziere zu erhalten. Diese Art des Einschmeichelns war Steel fremd, und er fragte sich in diesem Moment, ob der junge Bursche überhaupt für das Soldatentum geschaffen war.
Der Lieutenant zügelte sein Pferd, klopfte dem Tier auf den Nacken und bedachte Steel mit einem hochmütigen Blick. Du würdest besser in den königlichen Haushalt passen, Junge, dachte Steel. Das Schlachtfeld ist kein geeigneter Ort für einen wie dich.
Der junge Offizier tippte sich zum Gruß an den Hut und sprach mit geschliffenem, höfischem Akzent. »Sir. Lieutenant Mowbray, mit einer Nachricht von Colonel Farquharson. Captain Steel, das Bataillon soll vorrücken. Eure Kompanie wird die Vorhut bilden. Wir haben den Befehl, den Hügel einzunehmen.«
Steel nickte. »Habt Dank, Lieutenant. Ich werde die Kompanie anführen, und bitte seid so nett, dem Colonel meine Grüße auszurichten.«
Der Lieutenant, offenbar zufrieden mit seiner Mission, wendete sein Pferd und trabte davon. Derweil tauschten Steel und Slaughter Blicke und mussten an sich halten, nicht in Lachen auszubrechen.
Erst als der junge Offizier außer Hörweite war, sagte Steel: »Haltet Euch zurück, Jacob. Dieser törichte kleine Bengel. Er sollte lieber den Kopf einziehen, wenn er weiterhin damit herumlaufen will. Aber kommt jetzt.«
Erneut änderten die Männer ihre Formation, ehe sie drei Glieder tief und auf einer Breite von zweihundert Mann als ganzes Bataillon hügelaufwärts vorrückten, in Richtung Feind. Linker Hand hatten sich sechs weitere Bataillone in Bewegung gesetzt, während dahinter weitere Infanteristen vorrückten – in einem Abstand von fünfzig Schritten und ebenfalls drei Glieder tief. Argyle ritt im Zentrum der großen Brigade und rief den Männern über Wind und Regen hinweg aufmunternde Worte zu.
Steel wandte sich Williams zu, als sie mit ihrer halben Kompanie Grenadiere den flachen Wasserlauf Diepenbeek überquerten. »Das dürfte die Franzosen überraschen, was, Tom?«
»Wir schicken sie zurück nach Paris, Sir.«
Steel lachte und nickte, obwohl er tief im Herzen wusste, dass es kein leichter Sieg werden würde, auch wenn er bereits in die ungläubigen Mienen der Franzosen blicken konnte. Insgeheim wartete er wieder einmal darauf, dass der erste Schuss abgefeuert wurde.
Steel hatte sich zwar ausgerechnet, dass sie die Franzosen mit dem Angriff überraschen würden, aber selbst er wäre bass erstaunt gewesen, hätte er geahnt, wie unerbittlich die Falle für Marschall Vendôme zuschnappen würde. Denn während die Einheiten, die Steel im Blick hatte, tatsächlich verwundert waren, dass die eben noch unter Druck stehenden Briten jetzt zum Gegenangriff übergingen, erwartete die Kameraden auf dem rechten Flügel die weitaus
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