Stefan Bonner und Anne Weiss
Künstler und Intellektuellen als für einen Staatsmann. Das Zepter schwang er dermaßen untalentiert, dass er am Ende seine eigene Hauptstadt abfackeln musste, um davon abzulenken, dass er auf der Lyra so schlecht war wie einer der heutigen DSDS-Aspiranten, die es nicht einmal in den Recall schaffen.
Unter der Fuchtel solcher politischer Windeier beendeten die Römer ihre kulturellen Höhenflüge und ließen sich dumm, deka-dent und zufrieden von anderen Kulturen den Rang ablaufen.
Uns droht ein ähnliches Schicksal.
Intelligenz und Bildung der Deutschen sind auf Talfahrt, und das bereits seit Jahren. Die Generation Doof übernimmt langsam, aber sicher das Ruder.
Intelligenzforscher wie Siegfried Lehrl von der Universität Erlangen haben herausgefunden, dass der durchschnittliche IQ seit ersten Tests Anfang des vergangenen Jahrhunderts kontinuierlich anstieg – im Durchschnitt um drei Punkte, zwischen 1954 und 1981 sogar um siebzehn Punkte. Irgendwann danach ereignete sich allerdings ein Bildungs-GAU. Denn mittlerweile steigt der Intelli genzquotient nicht mehr, sondern er sinkt – seit Ende der neunziger Jahre beständig um zwei Punkte pro Jahr. Wenn es so weitergeht, werden wir also irgendwann wieder mit Feuersteinen aufeinander-klopfen, damit uns die Erleuchtung kommt.
Intelligenz und Bildung sind natürlich nicht dasselbe. Man kann über eine gewisse Grundbildung verfügen, ohne dass sonderlich viel Licht im Oberstübchen brennt, und intelligent sein, ohne je ein Buch aufgeschlagen zu haben. Doch bei der Generation Doof kommt eins zum anderen: Was unsere Bildung angeht, hapert es nicht nur an der Hardware, sondern auch an der Software ganz gewaltig. Vor allem Allgemeinwissen ist heute etwas, das man bekanntlich haben sollte – doch gemeinerweise wissen wir praktisch gar nichts.
Dafür gibt es einen guten Grund: Freude am Wissenserwerb hatten wir Doofen nämlich noch nie. Schule hat uns nur in den Pausen Spaß gemacht, Nietzsche und Hölderlin waren uns scheiß egal, und beim Gedanken an lebenslanges Lernen würden wir lie-ber gleich in Rente gehen. Was Oma noch weiß, wird die Gute wohl leider auch mit ins Grab nehmen, denn was man früher wis-sen musste, lernt heute keiner mehr. Rechnen konnten und wollten wir nie, denn dafür gibt es ja schließlich Taschenrechner. Und seit der gefühlten einhundertsten Rechtschreibreform dürfen wir auch endlich so schreiben, wie wir wollen, nur versteht uns seitdem leider niemand mehr. Grundsätzlich kann man doch jetzt so schreiben, wie man spricht, oder? Und das hört sich bei jedem von uns anders an. Durch Mund-zu-Mund-Propaganda haben sich zwei weitere großartige Missverständnisse festgesetzt: ß wird grundsätzlich zu ss, und Kommata kann ich so setzen, wie ich lustig bin. Damit gelingt es auch dem Letzten, seinen Satz so zu verhunzen, dass man, Jahre,
braucht, um zu, entschlüsseln, was, gemeint ist. Lehrerbildungsseminar an einer großen deutschen Uni. Die Seminarteilnehmer sollen einen Fragebogen ausfüllen, in dem sie Angaben über die Schulform machen sollen, in der sie gerne unterrichten möchten.
Einer der Seminarteilnehmer runzelt die Stirn. »Wie schreibt man denn ›Gynasion‹?«, will er wissen.
»Ach«, darauf der Dozent, »schreiben Sie doch besser gleich Realschule.«
Doch Rechtschreibung ist nur die halbe Miete. Peinlich wird es dann, wenn uns der Name »Odysseus« nur an den großen Grillteller beim Griechen erinnert. Aber sind wir deshalb wirklich blöd? Nur, weil wir nicht wissen, von welchem Land Kinshasa die Hauptstadt ist, dass die Schlacht von Austerlitz nichts mit einem chaotischen Fischessen zu tun hatte, oder weil wir Werther nur noch als echtes Karamellbonbon kennen, das den netten Opa aus der Werbung an seine lang zurückliegende Kindheit erinnert?
Nicht unbedingt. Denn reines Faktenwissen benötigt man im Leben selten, dafür eher Abstraktionsvermögen und einen gesun den Menschenverstand. Und wenn man doch einmal etwas wissen muss, sollte es dann nicht eher etwas sein, das unsere moderne Welt bewegt, statt der auswendig gelernten, angestaubten Klassiker?
Wir sind doch nicht blöd:
Was man heute wirklich wissen muss Vielleicht denken Sie, Sie bildeten die goldene Ausnahme und ge-hörten nicht zur Generation Doof? Halten Sie sich für den letzten FAZ-Leser im Land der BILDungsbürger oder den letzten Geistes blitz unter lauter mentalen Energiesparlampen?
Dann beantworten Sie doch einmal die folgenden Fragen, ohne ein Lexikon,
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